Insel der Verlorenen Roman
Alexander mitgebracht hatte. Er griff zwischen die Zähne, hantierte ein bisschen herum, dann sprang ein Verschluss auf, und man sah ein kleines Türchen in der Wand. Stephen holte eine pralle Geldbörse heraus.
»Zwanzig Pfund«, sagte er und ließ das Geld in Richards Hand fallen. »Wie du siehst, bin ich nach dieser Leihgabe nicht pleite.«
»Hoffentlich interessiert sich nie ein Dieb für deinen Haifisch.«
»Ich glaube nicht, dass so ein paar Knochen einen Dieb interessieren.« Stephen schloss das Türchen und rückte die Trophäe wieder
zurecht. »Lass uns gehen, bevor uns jemand anders die besten Angebote wegschnappt.«
Richard kaufte einige Längen gemusterten Musselin, außerdem billigen Kattun für Arbeitskleider, Nähfaden, Nadeln, eine Schere und für sich selbst einige Zollstöcke und Maurerkellen. Schließlich erstand er noch einen eisernen Küchenherd. Der Herd hatte einen Feuerrost mit Aschekübel, darüber lagen der Backofen und der Anschluss fürs Ofenrohr, obenauf die ebene Kochfläche. Kapitän Monroe verkaufte auch dünne Ofenrohre von der Art, wie sie auf Schiffen benutzt wurden. Die Rohre kosteten mehr als der ganze Herd. Das restliche Geld gab Richard für dicken Baumwollstoff aus, der hervorragende Windeln abgeben würde, und für dunkelroten, wollenen Serge. Aus ihm sollten Kitty und das Baby Wintermäntel bekommen.
»Du hast jetzt fast so viel ausgegeben wie für sechs Hektar gutes Ackerland«, sagte Stephen. Er prüfte das Seil, mit dem sie die Sachen auf den Schlitten gebunden hatten. »Monroe ist ein Halsabschneider.«
»Ich will meiner Frau und meinen Kindern das Leben auf Norfolk Island so bequem wie möglich machen«, sagte Richard. »Kleider aus Wolle oder Leinen sind für das Klima hier nicht geeignet. Die Kleider, die man hier fertig kaufen kann, fallen beim ersten Waschen auseinander. Wir werden von den Lieferanten in London immer wieder betrogen. Kitty näht noch besser, als sie kocht, und sie wird uns haltbare Sachen machen.« Er schlüpfte mit den Schultern in das Schlittengeschirr und schnallte es vor der Brust zu. Der Schlitten ließ sich mühelos ziehen, obwohl seine Ladung fast drei Zentner wog.
Richard wollte zuerst den Herd im Rohbau seines neuen Hauses abladen, deshalb zog er seine Last auf der Straße nach Queensborough den steilen Hang des Mount George hinauf. Es war eine Schinderei von einer Meile, aber Richard war daran gewöhnt. Er hatte den mit Kalksteinen beladenen Schlitten unzählige Male den Hügel hochgezogen. Mit Räderfahrzeugen wäre die Arbeit noch mühsamer gewesen. Der Schlitten dagegen ließ sich gut in der Spur ziehen, die seine Kufen bei nassem Wetter in den aufgeweichten Boden gegraben hatten.
Nach der langen, steilen Strecke fiel das Ziehen leichter. Oben ging es abwechselnd hinauf und hinunter, aber nicht mehr so steil wie auf dem ersten Stück. Richards Parzelle kam in Sicht. Er bog von der Straße ab und folgte einem Weg durch die Bäume, von denen er viele bereits gefällt hatte. Ein fünfzehn Meter breiter Saum von Tannen sollte um die Felder stehen bleiben, den Rest wollte Richard roden, um Weizen anzubauen. Die Tannen sollten die empfindliche Pflanze vor den salzigen Winden schützen, die aus allen Himmelsrichtungen wehten. Die weniger steilen Stücke der kleinen Schlucht, in der der Wasserlauf entsprang, würde er mit Mais bepflanzen, dem Futter für seine Schweine, die sich schnell vermehrten.
Am oberen Ende der Schlucht legte er das Geschirr ab. Er hatte zwar einen guten Weg zu der Felsplatte hinunter angelegt, auf der sein Haus emporwuchs, doch er wusste, dass er den Schlitten mit der schweren Last bergab nicht halten konnte. Er lud alles bis auf den Herd ab. Dann befestigte er das Geschirr am hinteren Ende des Schlittens, schlüpfte wieder hinein, schob den Schlitten an und stemmte die Absätze in den Boden, um die Fahrt nach unten abzubremsen. Der Schlitten rutschte hinunter und riss Richard hinter sich her. Drunten kam er mit einem dumpfen Schlag zum Stehen. Im Nu war Kitty aus dem Garten herbeigerannt.
»Richard!«, schrie sie. »Du bist verrückt!«
Richard saß keuchend auf dem Boden. Für eine Antwort war er zu sehr außer Atem. Kitty brachte einen Becher mit kaltem Wasser und setzte sich neben ihn. Sie hatte Angst, er könnte sich verletzt haben.
»Hast du dir wehgetan?«
Er trank gierig, schüttelte den Kopf und lächelte. »Ich habe einen Herd für dich gekauft, samt Backofen. Captain Monroe hatte heute seinen
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