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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Verbrechen,
die auf der Insel begangen werden, für eine Folge der hier herrschenden Gottlosigkeit und der mangelhaften Einhaltung der Sonntagsruhe. Nicht umsonst ist er ein von den Presbyterianern geprägter Schotte. Du kannst sagen, was du willst, der Major wird seine Entscheidung doch nicht ändern. Vielleicht sieht er sogar einen Zusammenhang mit dir: Du ziehst weg, Lawrell sündigt.«
    »Manchmal hasse ich Gott«, sagte Richard bitter.
    »Es ist nicht Gott, den du hasst, Richard. Du hasst nur die Narren, die sich als Diener Gottes bezeichnen.«
     
    Die Salamander traf am 16. September ein. An Bord waren 200 männliche Sträflinge und eine weitere Verstärkung für das Neusüdwales-Korps. Die Zahl der Bewohner von Norfolk Island stieg damit auf 1 1 15. Todesfälle wie öffentliche Auspeitschungen hatten seit der Ankunft der Mary Ann enorm zugenommen. Den ersten Toten überhaupt hatte es erst Ende 1790 gegeben: John Price, ein Sträfling von der Surprize , war an den Folgen der furchtbaren Reise gestorben.
    Die Unruhen in Sydney Town, Queensborough und Phillipsburgh rissen nicht ab. Fleißige Sträflingsbauern stritten sich mit arbeitsunwilligen Seesoldaten und den Soldaten des Neusüdwales-Korps. Inzwischen gab es auch viele kranke und arbeitsunfähige Sträflinge auf der Insel. Einige von ihnen starben, andere vegetierten dahin wie zuvor schon in Port Jackson. Die Starken bestahlen die Schwachen und nahmen ihnen Lebensmittel und Kleider weg. Unter denen, die die mittellosen Kranken durchfüttern mussten, wurde die Stimmung immer schlechter. Das galt besonders für die Sträflinge, die ihre Strafe noch nicht verbüßt hatten oder noch nicht begnadigt worden waren. Sie durften nicht behalten, was sie anbauten, und auch nichts an die staatlichen Vorratshäuser verkaufen.
    Die Kluft zwischen denen, die gute Ernten und reichlich zu essen hatten, und denen, die nichts anbauten, wurde immer größer. In Phillipsburgh herrschte Hunger. Es lag zwar nur drei Meilen von Sydney Town entfernt, aber man hätte meinen können, es sei so weit weg wie Port Jackson, so isoliert war es. In Phillipsburgh
wurde vor allem Flachs angebaut, Getreide oder Gemüse dagegen kaum. Für den Bezug der Lebensmittel von der Südseite der Insel war Mr Andrew Hume zuständig. Er betrieb einen schwunghaften Handel mit Sträflingskleidung und zog regelmäßig Major Ross’ Zorn auf sich, weil er die Rationen seiner Arbeiter kürzte und das Eingesparte an die Soldaten des Neusüdwales-Korps verschob. Da der Großteil der Ordnungsmacht der Insel mittlerweile aus den Soldaten des Neusüdwales-Korps bestand, war Ross dagegen machtlos.
    Der unermüdliche Leutnant Clark stieg in der Gunst von Major Ross noch höher, als er einen Brief entdeckte, den Francis Folks, der Schreiber des Majors, an Captain David Collins geschrieben hatte, Phillips Beisitzer im Kriegsgericht in Port Jackson. Folks beschuldigte Ross unter anderem der äußersten Grausamkeit und der willkürlichen Einbehaltung von Lebensmitteln für Freie und Sträflinge gleichermaßen. Dem Brief waren einige Dokumente beigefügt, außerdem persönliche Stellungnahmen, die den Vizegouverneur als Kreuzung aus Iwan dem Schrecklichen und dem Großinquisitor Thomás de Torquemada beschrieben. Ross ließ Folks daraufhin in Eisen legen, beschlagnahmte den Brief, die Dokumente und Kommentare als Beweisstücke und ordnete an, dass Folks beim Adressaten des Briefes in Port Jackson vors Kriegsgericht gestellt werden sollte.
    Am 2. November kam die Atlantic mit Neuigkeiten, die alle Inselbewohner bis auf Major Ross wie ein Blitz aus heiterem Himmel trafen. Das Schiff brachte Briefe und Pakete der Gorgon aus Portsmouth mit, die endlich in Port Jackson eingetroffen war. An Bord befand sich außerdem Kommandant Philip Gidley King, der neue Vizegouverneur von Norfolk Island! Er war mit der Gorgon aus England zurückgekehrt und hatte seine hochschwangere neue Frau Anna Josepha mitgebracht. Der junge William Neate Chapman, Kings Protegé und offiziell sein Landvermesser, scharwenzelte ständig um sie herum und verwöhnte sie. Die Inselgemeinde tat sich schwer damit zu entscheiden, wer denn nun dümmer sei, Chapman oder Anna Josepha. Die beiden nannten einander »Bruder« und »Schwester«, kicherten pausenlos und warfen sich
schelmische Blicke zu. Sie waren einander auch verblüffend ähnlich. Die beiden Söhne Kings aus der Verbindung mit Ann Innet waren nicht mitgekommen. Gerüchteweise war zu hören, Norfolk,

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