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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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der Ältere der beiden, sei in der Obhut von Kings Schwiegereltern in England geblieben.
    Mit der Atlantic kamen außerdem noch Hauptmann William Paterson vom Neusüdwales-Korps und seine Frau sowie Reverend Johnson, der unter anderem einunddreißig auf Norfolk Island geborene Babys taufen musste. Einige der Besucher blieben nur kurze Zeit.
    Die Queen , soeben in Port Jackson eingetroffen, sollte weitere Sträflinge auf die Insel bringen, diesmal vor allem irischer Herkunft. Damit war das Ende der Seesoldaten auf Norfolk Island gekommen. Major Ross und die Leutnants Clark, Faddy und Ross jr. sowie die restlichen Unteroffiziere und Mannschaften sollten die Insel mit der Queen verlassen und anschließend in Port Jackson die Rückkehr der Gorgon abwarten. Die Gorgon war nach Kalkutta weitergefahren. Von dort sollte sie Rinder mitbringen.
     
    Kommandant King war entsetzt über das, was er auf seinem geliebten Norfolk Island zu sehen bekam. Sydney Town schien geradezu eine hölzerne Kopie der Lasterhöhle Port Jackson! Und was seinen Amtssitz anging … Er konnte seiner Frau unmöglich zumuten, in dem baufälligen, lächerlich kleinen Haus zu wohnen, noch dazu mit einer Haushälterin wie Lizzie Lock, einer ganz gewöhnlichen Schlampe. Sie musste verschwinden, je früher, desto besser.
    Zu Kings schlechter Laune trug auch bei, dass nur wenige der vielen Tiere, die er in Kapstadt gekauft hatte, die Reise auf der Gorgon überlebt hatten. Nur ein kläglicher Rest war auf der Atlantic mitgekommen: einige kränkliche Schafe, Ziegen und Truthähne. Keine einzige Kuh hatte überlebt.
    Alles war heruntergekommen und verlottert! Wie hatte Major Ross dieses Juwel von Insel nur so herunterwirtschaften können? Aber was konnte man von einem schottischen Seesoldaten anderes erwarten? King verspürte den Drang, große Dinge zu vollbringen. Gleichzeitig verzweifelte er an dem Gedanken, dass ihm Norfolk
Island keine Gelegenheit dazu geben würde. Als Romantiker hatte er erwartet, eine Ansiedlung mit 1200 Bewohnern würde genauso aussehen wie eine Siedlung von 149 Menschen. Erfreulich war nur - von seiner süßen Anna Josepha einmal abgesehen -, dass er genügend Portwein mitgebracht hatte.
    Einige Tage lang musste er noch mit Major Ross auskommen. Die beiden beäugten einander wachsam und umkreisten sich wie rauflustige Hunde. Der Major machte keinerlei Anstalten, sich für den jammervollen Zustand der Insel zu entschuldigen oder zu rechtfertigen. Er beschränkte sich auf kurze Zusammenfassungen zu Themen, über die aus seinen Akten und Aufzeichnungen sehr viel mehr zu erfahren war. Drohte während des Mittagessens in der schrecklich engen Residenz Streit, wurde er stets rechtzeitig entschärft - dank des taktvollen Reverend Johnson, der »Zwillinge« Anna Josepha und Willy Chapman, des köstlichen, von Lizzie Lock servierten Essens sowie einiger Flaschen Portwein.
    Hauptmann William Hill vom Neusüdwales-Korps tat sein Möglichstes, um mithilfe von Andrew Hume das Ansehen des scheidenden Major Ross zu ruinieren. Der Major seinerseits hielt kräftig dagegen. Dann freilich mussten die Koffer gepackt werden. Der Streit würde in Port Jackson weitergehen.
     
    Richard vermied jede Parteinahme. Er bedauerte die Ablösung von Major Ross und war sich keineswegs sicher, ob er King an dessen Stelle sehen wollte. Wie auch immer das Urteil über Ross ausfallen mochte, er war wenigstens Realist gewesen.
    Die offizielle Amtsübergabe erfolgte am Sonntag, dem 13. November, nach Reverend Johnsons Gottesdienst. Die ganze Inselgemeinde war vor der Residenz versammelt. Kings Ernennungsurkunde wurde öffentlich verlesen, dann bat Major Ross den neuen Vizegouverneur um eine Amnestie für alle inhaftierten oder zu Peitschenhieben verurteilten Sträflinge, und King willigte gnädig ein.
    »Wir haben nichts ausgelassen, nur geküsst haben wir uns nicht«, sagte der Major danach zu Richard. »Gehen Sie ein Stück mit mir, Morgan, aber schicken Sie Ihre Frau zusammen mit Long voraus.«
    Richard gab Kitty ein Zeichen, dass sie mit Joey ohne ihn vorgehen
solle. Er hatte vor kurzem vertraglich mit Ross vereinbart, dass der zu vierzehn Jahren verurteilte Joey Long ihm für zehn Pfund jährlich als Arbeitskraft zur Verfügung stehen sollte. Richard hatte zuerst noch andere Männer in Erwägung gezogen, sich dann aber doch für Joey Long entschieden, die treue Seele mit dem schlichten Gemüt. Unter den Neuankömmlingen waren einige Schuster gewesen, deshalb hatte

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