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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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werden müssen, aber es mussten ja ständig neue Unterkünfte für die Neuankömmlinge gebaut werden. Man könnte sagen, Major Ross, Nat Lucas, ich und noch viele andere hier haben gepfuscht. Aber niemand war schuld an diesem Pfusch. Zumindest nicht in diesem Teil der Welt.«
    Die Augen fest auf King gerichtet, wartete Richard. In seinem Blick war keine Unterwürfigkeit, aber auch keine Unverschämtheit oder Anmaßung. Wenn King hier überleben will, dachte er, dann muss er zur Kenntnis nehmen, was ich ihm gesagt habe. Sonst wird er scheitern, und das Neusüdwales-Korps wird Norfolk Island beherrschen. King schien einem Wechselbad der Gefühle ausgesetzt, doch dann sagte er: »Ich verstehe ganz genau, was Sie meinen. Ich wollte nur sagen, so kann es nicht weitergehen. Neue Häuser müssen sorgfältig gebaut werden. Auch wenn das bedeutet, dass einige Leute auf unbestimmte Zeit in Zelten leben müssen.« Seine Miene hellte sich auf. »Major Ross berichtete mir, es werde eine hervorragende Ernte geben, hier und auch in Queensborough. Ich gebe zu, das ist eine große Leistung. Andererseits wird der Mühlstein weiter von Hand betrieben.« Er starrte auf den Staudamm, der nach wie vor gut hielt. »Wir brauchen ein Wasserrad. Nat Lucas sagt, dass er eines bauen kann.«
    »Das kann er ganz bestimmt. Sein Problem sind nur der Mangel an Zeit und das Material. Geben Sie ihm Material, und die nötige Zeit wird sich finden.«

    »Das glaube ich auch.« King zog Richard beiseite und senkte die Stimme verschwörerisch. »Major Ross sagte mir auch, Sie hätten Rum für ihn gebrannt, als der hier knapp wurde. Dieser Rum hätte zwischen März und August diesen Jahres, als die Versorgungsschiffe ausblieben, auch Port Jackson vor einer Meuterei bewahrt.«
    »Das stimmt, Sir.«
    »Haben Sie die Anlage noch?«
    »Ja, Sir, und sie ist gut versteckt. Sie gehört der Krone, nicht mir. Ich bewache sie, weil Major Ross mir vertraute.«
    »Bedauerlich ist nur, dass die Kapitäne der Versorgungsschiffe, diese Halunken, Brennereien an Privatleute verkauft haben. Wie ich höre, brennen die Soldaten vom Neusüdwales-Korps und einige der übelsten Sträflinge heimlich Schnaps. In Port Jackson gedeiht kein Zuckerrohr, aber hier wächst es wie Unkraut. Norfolk Island ist ein potenzieller Rumlieferant. Der Gouverneur von Neusüdwales muss sich entscheiden, ob er weiterhin unter großen Unkosten und über tausende von Seemeilen Rum importieren oder stattdessen hier eine Brennerei aufbauen will.«
    »Ich bezweifle, dass Seine Exzellenz Gouverneur Phillip eine Brennerei auf Norfolk Island genehmigen wird.«
    »Ja, aber er wird nicht ewig Gouverneur sein.« King sah besorgt aus. »Er ist krank.«
    »Es hat keinen Sinn, sich um Dinge Sorgen zu machen, die noch in ferner Zukunft liegen, Sir«, sagte Richard. Seine Spannung hatte sich gelöst. Zwischen ihm und King würde es keine Probleme geben. »Wie wahr, wie wahr«, erwiderte der neue Vizegouverneur. Er verabschiedete sich und eilte für eine oder zwei Stunden in sein Büro zurück. Vielleicht würde ihm ein kleiner Schluck Portwein das langweilige Aktenstudium versüßen.
     
    »In Sydney Town steht eine Kiste für dich«, sagte Stephen, als er wenig später bei Richard vorbeikam. »Was ist los, Richard? Für einen Mann, dem es nichts ausmacht, ein Dutzend riesiger Baumstämme zu zerlegen, siehst du ziemlich erschöpft aus.«
    »Gerade eben habe ich Kommandant King meine Meinung gesagt.«

    »Oha! Na ja, du bist ein freier Mann. Ohne Gerichtsverfahren und Schuldspruch kann er dich nicht auspeitschen lassen.«
    »Ich habe es überlebt. Das scheint bei mir immer so auszugehen.«
    »Fordere das Schicksal nicht heraus!«
    Richard bückte sich und klopfte auf ein Stück Holz. »Diesmal war King jedenfalls vernünftig und hat begriffen, dass ich nur die Wahrheit gesagt habe.«
    »Dann gibt es noch Hoffnung für ihn. Hast du gehört, was ich vorhin gesagt habe?«
    »Nein, was denn?«
    »Im Lager in Sydney Town steht eine Kiste für dich. Sie kam mit der Queen . Zum Tragen ist sie zu schwer, am besten holst du sie mit dem Schlitten.«
    »Kommst du heute zum Abendessen? Dann kannst du mir beim Auspacken helfen.«
    »Ich werde da sein.«
    Gegen Mittag holte Richard seinen Schlitten. Kings Sekretär Tom Crowder zeigte ihm die Kiste. Jemand hat sie aufgebrochen, dachte Richard sofort, allerdings nicht hier, sondern wahrscheinlich auf der Queen oder in Port Jackson. Doch wer immer in der Kiste herumgestöbert hatte,

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