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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Parlamentsberichte, 500 Bogen feinstes Schreibpapier, Schreibfedern aus Stahl, Tintenflaschen, Laudanum, verschiedene Stärkungsmittel, Tinkturen, Abführmittel und sogar ein Brechmittel. Dazu kamen noch verschiedene Gefäße mit Salben und Balsamen und ein Dutzend Formen zum Kerzengießen.
    Kitty hüpfte von einem Fuß auf den anderen. Sie war zwar ein wenig enttäuscht, weil die Kiste nur Bücher enthielt und nicht etwa ein Essensservice von Josiah Wedgwood, aber sie freute sich, weil Richard sich freute. »Wer hat das geschickt?«
    »Ein guter alter Freund, Jem Thistlethwaite. Einige Sachen sind
auch von meiner Familie in Bristol.« Richard nahm den Brief in die Hand. »Bitte entschuldige mich jetzt, Kitty. Ich setze mich auf die Türschwelle und lese Jems Brief. Stephen kommt zum Abendessen, dann erfahrt ihr, was Jem schreibt.«
    Kitty hatte für das Abendessen Brot und Salat vorgesehen, aber weil Stephen kam, änderte sie den Speiseplan zu Schmorbraten aus gepökeltem Schweinefleisch mit Pfefferklößen. Das Fleisch war ausgezeichnet und frisch, es kam von einem ihrer eigenen Schweine.
    Als Stephen den Hut sah, bekam er einen Lachanfall. Kitty musste ihn aufsetzen und die Bänder unter dem Kinn verknoten. »Es sieht so aus, als trage der Hut dich und nicht du den Hut«, sagte Stephen immer noch kichernd.
    »Das weiß ich schon«, sagte sie etwas gekränkt.
    Stephen nahm Kitty den Hut wieder ab. »Wie geht es deiner Familie?«, fragte er dann, an Richard gewandt.
    »Alle sind gesund, bis auf Vetter James, den Apotheker«, sagte Richard traurig. »Vetter James ist fast völlig erblindet, deshalb haben seine Söhne die Firma übernommen. Er selbst hat sich mit seiner Frau und seinen beiden unverheirateten Töchtern auf einen schönen Landsitz in der Nähe von Bath zurückgezogen. Mein Vater ist Wirt in der Bell Tavern, denn bei der Stadtverwaltung ist wieder einmal die Bauwut ausgebrochen und das Cooper’s Arms wurde abgerissen. Der älteste Sohn meines Bruders lebt und arbeitet bei meinen Eltern und ist ihnen Trost und Hilfe. Und Vetter James, der Kirchenmann, ist jetzt zu seiner großen Freude Chorherr mit eigenem Sitz in der Kathedrale. Meinen Schwestern geht es auch gut.« Ein Schatten flog über sein Gesicht. »Gestorben ist von denen, die ich kenne, nur einer - Ceely Trevillian. Er ist an einer Überdosis von irgendwas gestorben, Genaueres ist nicht bekannt.«
    »Wahrscheinlich an einem Aufputschmittel«, sagte Stephen, der von Richard wusste, wer Ceely war. »Traurig bin ich darüber nicht.«
    »Dann gibt es natürlich auch viele allgemeine Neuigkeiten. In Frankreich hat es tatsächlich eine Revolution gegeben. Die Monarchie ist abgeschafft, aber der König und die Königin leben
noch. Sehr zu Jems Überraschung sind die Vereinigten Staaten von Amerika immer noch nicht auseinander gefallen. Dort arbeitet man zur Zeit an einer radikalen Verfassung und saniert zügig die Staatsfinanzen.« Richard grinste. »Nach Jems Ansicht ist Benjamin Franklins Pelzmütze der einzige Grund für die Revolte der Franzmänner. Was schreibt er noch?« Richard überflog die Briefseiten. »Ach ja, der König war 1788 schwer krank, und bestimmte Elemente versuchten, den Prinzen von Wales als Regenten zu installieren. Aber der König genas, und der Prinz schaffte es nicht, sich aus seinem Schuldensumpf zu befreien. Außerdem verweigert er nach wie vor eine standesgemäße Heirat. Seine große Liebe ist Mrs Maria Fitzherbert, eine Katholikin.«
    »Die Religion und religiöse Meinungsverschiedenheiten«, sagte Stephen mit einem Seufzer, »sind die größten Geißeln der Menschheit. Warum können wir nicht leben und leben lassen? Nimm zum Beispiel Reverend Johnson. Er will unbedingt, dass die Sträflinge heiraten, aber er verweigert ihnen die Möglichkeit, sich vorher kennen zu lernen, denn unverheiratet dürfen sie ja nichts miteinander haben. Nein!« Stephen wechselte das Thema. »Was gibt’s Neues aus England?«
    »Mr Pitt regiert unangefochten. Die Steuern sind in die Höhe geschnellt. Es gibt jetzt sogar eine Steuer auf Nachrichtenblätter, Zeitungen und Zeitschriften. Wer in einem dieser Blätter inseriert, muss eine Steuer von zwei Schillingen und sechs Pennys bezahlen, egal, wie groß die Anzeige ist. Jem sagt, dass diese Steuer es kleinen Läden und Betrieben unmöglich macht, für ihre Waren zu werben. Große Unternehmen werden begünstigt.«
    »Weiß Jem etwas über die Meuterei auf der Bounty ?«, fragte Stephen. »Der

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