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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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es wird Ihnen bald besser gehen.« Sie führte den unwillkommenen Besucher hinein und bot ihm einen Stuhl an. Dann fächelte sie ihm mit ihrer Schürze Luft zu. »Richard, Liebling, können wir dem’errn denn etwas anbieten?« Offensichtlich war sie von Ceelys weltmännischem Auftreten beeindruckt.
    »Dazu müsste ich erst im Black Horse Bier und Rum holen«, antwortete Richard ungnädig.
    »Warte, ich hole dir schnell einen Krug für Bier und einen für Dünnbier«, sagte sie zu Richard und eilte mit wehenden Röcken in die Küche. Dabei achtete sie darauf, dass Ceely ihre Knöchel zu sehen bekam.

    »Sie haben mir recht übel mitgespielt, Morgan«, sagte Ceely, sobald sie allein waren. »Auf Grund der Lügen, die Sie sich über mich ausgedacht haben, hatte ich einige äußerst unangenehme Gespräche mit dem Leiter der Steuerbehörde. Ich weiß nicht, was ich Ihnen getan habe, als Sie damals bei Mr Cave arbeiteten. Aber es war mit Sicherheit nicht so schlimm, dass ich das Lügengespinst verdient hätte, mit dem Sie mich beim Steuereinnehmer in Verruf gebracht haben.«
    »Das waren keine Lügen«, sagte Richard ruhig. »Ich habe Sie bei der Arbeit beobachtet. Es war Vollmond, eine wolkenlose Nacht, und auch Ihr Name fiel.« Er lächelte. »Und weil Sie so dumm waren, sich offen mit Mr Cave und Mr Thorne zu unterhalten, während Ihnen jemand zuhörte, werden bald alle wissen, was für ein Schurke Sie sind, Mr Ceely Trevillian.«
    Annemarie kam zurück, in jeder Hand einen leeren weißen Krug. »Trinken Sie überhaupt Bier?«, fragte sie den Besucher.
    »Zu dieser Tageszeit schon«, antwortete Mr Trevillian.
    Mit den Krügen in der Hand machte sich Richard auf den Weg zum Black Horse. Annemarie setzte sich solange auf einen Stuhl, um dem vornehmen Herrn Gesellschaft zu leisten.
    Bei seiner Rückkehr sah Richard, dass er umsonst Bier geholt hatte. Mr Trevillian stand bereits auf der Treppe und küsste Annemarie die Hand.
    »Ich’offe, Sie besuchen uns wieder, Monsieur«, sagte sie höflich.
    »Aber gewiss doch!«, rief er mit seiner Falsettstimme. »Sie wissen doch, mein Friseur wohnt gleich nebenan.«
    Annemarie fuhr erschrocken zusammen. »Mrs Barton! Ich komme zu spät!«
    Mr Trevillian bot ihr seinen Arm an. »Ich kenne die Dame sehr gut, Mrs Morgan. Erlauben Sie mir, Sie zu Mrs Barton zu begleiten?« Und so gingen sie Arm in Arm. Ceely Trevillian plapperte artige Belanglosigkeiten, Annemarie kicherte unentwegt. Richard sah, wie sie in eine von halbfertigen Häusern gesäumte Gasse einbogen. Er knurrte ärgerlich und holte den Handwagen seines Vaters, den er zurückbringen musste. Annemarie war doch ein Luder!
Machte Kerlen wie diesem Ceely Trevillian den Hof und schäkerte mit ihm herum, nur weil er geblümten Samt trug, den Kinder aus dem Armenhaus bestickt hatten, ohne dafür einen roten Heller zu bekommen.
     
    Die Postkutsche nach Bath fuhr täglich zur Mittagszeit am Lamb Inn ab. Für die Fahrt brauchte sie vier Stunden. Ein Sitzplatz in der Kutsche kostete vier Schillinge, ein luftiger Platz auf dem Kutschbock die Hälfte. Obwohl Richard während des halben Jahres bei Thomas Cave eisern gespart hatte, hatte er so gut wie kein Geld. Die Reise nach Bath kostete ihn mindestens zehn Schillinge, eine Ausgabe, die er sich kaum leisten konnte. Außerdem hatte er mit Annemarie noch nicht besprochen, von was sie ihren Lebensunterhalt bestreiten würden. Gestern hatten sie zwei Mahlzeiten im Black Horse eingenommen. Annemarie hatte nicht angeboten, die Zeche zu bezahlen, und sie hatte offenbar auch nichts gegen Richards Rumkonsum einzuwenden. Sie selbst trank am liebsten Portwein.
    Richard brach früh auf und durchquerte die Stadt zu Fuß, um sich rechtzeitig vor der Abfahrt einen Platz auf dem Kutschbock für zwei Schillinge zu sichern. Dort war er zwar Wind und Wetter ausgesetzt, aber der Himmel sah viel versprechend aus. Regen war wenig wahrscheinlich.
    In der Poststation herrschte Hochbetrieb. Im großen Innenhof wimmelte es von Pferdeknechten. Überall wurden Pferde angeschirrt oder ausgespannt, Stallburschen rannten hektisch durcheinander, Kellner brachten Getränke für die Passagiere, die meist zu Zielen in der näheren Umgebung wollten. Die sechs Pferde für die Kutsche nach Bath waren noch nicht bereitgestellt. Richard bezahlte die zwei Schillinge für seinen Platz, dann lehnte er sich an eine Mauer, um den Aufruf zum Einsteigen abzuwarten.
    Plötzlich stürzte Willy Insell durch das Tor und sah sich

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