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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Schreibers seine Adresse. Richard brach das Siegel auf und begann zu lesen.
     
    Sehr geehrter Herr, Mrs Herbert Barton hat mich freundlicherweise auf Sie aufmerksam gemacht. Meines Wissens sind Sie von Beruf Büchsenmacher. Sollte dies zutreffen und sollten Sie in der Lage sein, gute Referenzen beizubringen und Ihre Fähigkeiten in meiner Gegenwart zu demonstrieren, dann habe ich möglicherweise Arbeit für Sie. Bitte finden Sie sich am 30. September um neun Uhr in meinen Geschäftsräumen in den Westgate Buildings Nr. 10 in Bath ein.
     
    Unterschrieben hatte den Brief mit ungeübter Hand ein gewisser Horatio Middler. Wer um alles in der Welt war Horatio Middler? Richard hatte geglaubt, die Namen aller Büchsenmacher zwischen Reading und Weymouth zu kennen, aber Mr Middler war ihm kein Begriff.
    »Was ist das?«, fragte Annemarie und versuchte ihm über die Schulter zu sehen. »Wer hat dir geschrieben?«
    »Ein Büchsenmacher namens Horatio Middler. Er bietet mir Arbeit an«, antwortete Richard. »Ich soll mich am 30. September um neun Uhr morgens vorstellen. Das heißt, ich muss mich morgen auf den Weg machen.«

    »Ach der«, rief Annemarie und klatschte aufgeregt in die Hände. »Das ist der Freund von Mrs Barton.« Sie ließ den Kopf sinken, bis ihre langen schwarzen Wimpern Schatten auf die Wangen warfen. »Ich’abe ihr von dir erzählt, cher Richard. Das ist dir doch recht?«
    »Wenn es mir Arbeit bringt«, sagte Richard, »dann darfst du auch dem Teufel persönlich von mir erzählen.« Er umarmte sie und hob sie hoch.
    »Zu schade, dass du schon morgen gehen musst«, schmollte sie. »Ich habe allen Leuten’ier … hier erzählt, dass wir verheiratet sind und du jetzt eingezogen bist. Viele haben uns eingeladen.« Sie wurde noch trauriger. »Vielleicht musst du am Freitag noch einmal in Bath übernachten. Dann sehe ich dich erst am Samstag wieder.«
    »Halb so schlimm, wenn ich die Arbeit bekomme«, sagte Richard. Er hob eine der Kleiderkisten hoch und stellte sie in eine noch freie Ecke. »Ich finde es übrigens immer noch schade, dass du das Bett nach unten geschafft hast. Es wäre gar nicht nötig gewesen, denn Willy hat sich für den Keller entschieden.«
    »Was macht das schon, Richard, wenn du die Arbeit in Bath bekommst?«, erwiderte sie mit unbestreitbarer Logik. »Dann müssen wir sowieso noch einmal umziehen.«
    »Stimmt.«
    »Außerdem habe ich jetzt ein eigenes Zimmer für meinen Schreibtisch. Ich schreibe gerne Briefe, und das Dachzimmer war so eng.«
    Richard ging in das Zimmer hinter dem Schlafraum und betrachtete den einsamen Schreibtisch. »Wir müssen Möbel kaufen, damit er nicht so verloren herumsteht. Seltsam! Ich habe in meinem ganzen Leben noch keine Wohnung einrichten müssen, nicht einmal, als ich mit Peg in der Temple Street wohnte.«
    »Peg?«
    »Meine Frau. Sie ist tot.« Richard brauchte plötzlich etwas zu trinken. »Ich gehe spazieren, solange du Briefe schreibst.«
    Doch Annemarie folgte ihm nach unten, wo sich Wohnzimmer und Küche befanden. Im Wohnzimmer standen vier Holzstühle um einen Tisch, die Kücheneinrichtung bestand aus einem Arbeitstisch
und einem Kamin mit offenem Feuer. Konnte Annemarie kochen? Hatte sie überhaupt Zeit dazu, wenn sie die Nachmittage und Abende bei der Spätaufsteherin Mrs Barton verbrachte?
    An der Haustür stellte Annemarie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn.
    »Nein!«, rief eine affektierte Stimme. »Ist das nicht Mr Morgan?«
    Richard riss sich von Annemarie los und fuhr herum. Hinter ihm stand Ceely Trevillian. Er trug einen prachtvollen, schwarz-weiß bestickten Samtrock. Richards Nackenhaare sträubten sich, aber aus Rücksicht auf Annemarie blieb er stehen und tat nicht, was er am liebsten getan hätte, nämlich grußlos an Ceely Trevillian vorbeizugehen.
    »Sieh an, Mr Trevillian«, sagte er.
    »Ist das die Frau, von der ich so viel gehört habe?«, flötete der Geck und spitzte bewundernd die Lippen. »Bezaubernd!«
    »Was machen Sie hier?«, fragte Richard barsch.
    »Ich war beim Friseur, lieber Freund. Mr Joice wohnt gleich nebenan. Von ihm habe ich erfahren, dass Sie verheiratet sind und jetzt hier wohnen.« Ceely zog ein Spitzentaschentuch heraus und wischte sich die Stirn. »Für Ende September ist es ziemlich warm, finden Sie nicht auch?«
    »Bitte kommen Sie doch herein, Sir«, sagte Annemarie und machte einen Knicks. Ihre Unterröcke raschelten. »Eine kurze Verschnaufpause in unserem Wohnzimmer. Dort ist es kühl, und

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