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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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suchend um. Er atmete schwer.
    »Willy!«
    Insell eilte zu ihm. »Gott sei Dank!«, japste er. »Ich hatte Angst, du seist schon fort.«

    »Was ist los? Annemarie? Ist sie krank?«
    »Nicht krank, nein.« Insell starrte ihn mit aufgerissenen Augen an. »Viel schlimmer!«
    »Schlimmer?« Richard packte ihn am Arm. »Ist sie tot?«
    »Nein, nein! Sie hat heute Abend ein Stelldichein mit Ceely Trevillian!«
    Warum überraschte ihn das nicht? »Erzähl weiter.«
    »Er wollte zu seinem Friseur, gleich nebenan. Das behauptete er jedenfalls, aber zuerst klopfte er bei uns. Ich war noch nicht die Kellertreppe hinauf, da hatte Annemarie ihm schon aufgemacht.« Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und sah Richard bittend an. »Ich habe einen wahnsinnigen Durst! Ich bin den ganzen Weg gerannt.«
    Richard gab Insell einen Penny für einen Humpen Dünnbier, und der leerte den Humpen in einem Zug. »Ah, jetzt geht’s mir besser!«
    »Erzähl mir alles, Willy, aber schnell! Meine Kutsche wird jeden Augenblick aufgerufen.«
    »Die beiden versuchten nicht einmal leise zu reden. Als ob sie völlig vergessen hätten, dass ich im Haus war. Annemarie fragte Trevillian, ob er ihre Dienste in Anspruch nehmen wolle, und er bejahte. Dann zierte sie sich plötzlich und sagte, jetzt sei der falsche Moment, du könntest zurückkommen, er solle um sechs heute Abend wiederkommen und über Nacht bleiben. Anschließend verschwand Trevillian zum Friseur - ich hörte sein wieherndes Lachen durch die Trennwand. Ich wartete noch, bis Annemarie nach oben ging, dann rannte ich los, um dich noch zu erreichen.« Er sah Richard treuherzig an. Offenbar wollte er gelobt werden.
    »Bath!«, rief jemand über den Hof. »Bath!«
    Richard überlegte fieberhaft, was er tun sollte. Er brauchte diese Arbeit, verdammt noch mal! Doch gleichzeitig fühlte er sich in seiner Ehre als Mann gekränkt, weil Annemarie ihm offenbar Trevillian vorzog. Ausgerechnet Trevillian! Eine unerträgliche Demütigung! Richard drückte sich von der Wand ab. »Ich fahre nicht nach Bath«, sagte er. »Lass uns ins Cooper’s Arms gehen und dort
warten. Um sechs werden Frau Latour und Ceely Trevillian eine nette kleine Überraschung erleben. Vielleicht kommt Trevillian ja gar nicht vor Gericht, aber diesen Abend wird er nicht vergessen, das schwöre ich.«
    Dick spürte, dass etwas Schreckliches in der Luft lag, fand aber nicht heraus, was. Warum erzählte Richard ihm nichts? Insell, dieser Duckmäuser, schwänzelte um ihn herum. Er war harmlos, aber kein guter Freund für Richard. Wenn Richard bloß nicht so viel Rum trinken würde!
    Kurz vor sechs standen Richard und Insell auf. Mag traf gerade die letzten Vorbereitungen für das Abendessen. Die Gaststube war gut besucht. Richard ging zur Tür, gefolgt von Insell. Er ist betrunken, dachte Dick besorgt, und Ärger liegt in der Luft, aber ich kann nichts dagegen tun!
    Es war ein schöner Tag gewesen. Die Dämmerung war hereingebrochen, am Horizont im Westen verglühte das letzte Abendrot. Richard ging so schnell, dass Insell kaum mithalten konnte. Mit jedem Schritt wuchs Richards Wut.
    Die Haustür war nicht abgeschlossen. Richard ging hinein. »Bleib draußen, bis ich dich rufe«, flüsterte er Willy zu. »Mit Ceely! Ceely! Dieses Luder!« Er knirschte mit den Zähnen, ballte die Fäuste und stieg die Treppe hinauf.
    Die Szene im Schlafzimmer schien einem klassischen Schwank zu entstammen. Richards Geliebte lag mit wollüstig gespreizten Beinen im Bett, auf ihr lag Ceely, nur mit einem Spitzenhemd bekleidet, und es ging in der altbewährten Weise auf und ab. Annemarie stöhnte leise vor Lust, Ceely grunzte.
    Richard hatte geglaubt, er sei auf diesen Anblick vorbereitet, trotzdem wurde ihm jetzt vor Wut schwarz vor Augen. In die Wand war ein offener Kamin eingebaut, und dort stand auch ein Kohlenkasten mit einem Hammer, mit dem man größere Brocken zerkleinern konnte. Schneller als das Liebespaar reagieren konnte, war Richard am Kamin, hatte den Hammer geschnappt und stand vor den beiden.
    »Komm rauf, Willy!«, brüllte Richard. »Nein, keine Bewegung! Mein Zeuge soll euch genau so sehen, wie ihr jetzt daliegt!«

    Insell kam herein und glotzte auf Annemaries Brüste.
    »Mr Insell, können Sie bezeugen, dass Sie meine Frau beim Beischlaf mit Mr Ceely Trevillian gesehen haben?«
    »Ja!«, flüsterte Mr Insell zitternd.
    Annemarie hatte Trevillian berichtet, dass Richard viel trank. Trevillian hatte sich zwar in Gedanken auf diesen

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