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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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und Gepäck beladen, dass die beiden Gefangenen nicht wussten, wo sie ihre Füße hinstellen sollten. Der Fuhrmann wollte ihre Kisten nicht mitnehmen.
    »Die Kisten kommen mit, das ist Vorschrift«, beendete der Hilfspolizist die Debatte. Er kletterte in den Wagen, um die Ketten zwischen den Fußfesseln und den Eisengürteln der Gefangenen zu entfernen und die Gefangenen stattdessen an die Eisenbügel der Plane zu ketten. Die beiden konnten sich nur mit ausgestreckten Beinen zwischen die Fracht quetschen. Der Hilfspolizist sprang von der Ladefläche. Richard dachte schon, er würde sie verlassen, doch als der Wagen mit einem Ruck anfuhr, saß ihr Bewacher neben dem Fuhrmann auf dem Kutschbock, über den ebenfalls ein Schutzdach gespannt war.
    »Hilf mir mal, Willy«, sagte Richard zu seinem Gefährten, der den Tränen schon wieder gefährlich nahe war. »Lass uns meine
Kiste gegen diesen Sack schieben. Dann machen wir dasselbe mit deiner. So können wir uns anlehnen. Und wehe, du heulst! Eine Träne und du bist tot.«
    Der Wagen kam auf der völlig aufgeweichten Landstraße nur mühsam voran und versank von Zeit zu Zeit bis zu den Achsen im Matsch. Dann wurden Richard und Willy losgekettet und vom Wagen gescheucht und mussten graben und schieben - zu Richards Belustigung musste auch der entrüstete Hilfspolizist helfen. Es schneite heftig, doch war es nicht so kalt, dass der Matsch gefror. Ohne etwas zu essen oder zu trinken außer ein paar Hand voll Schnee hatten sie gegen Ende des ersten Tages acht der vierzig Meilen zurückgelegt.
    Der Fuhrmann war sehr zufrieden. In Almondsbury hielt er vor einer Herberge an.
    »Ihr habt euch ein Bett und Decken verdient«, sagte er sehr viel besser gelaunt als am Morgen zu den Gefangenen. »Ohne eure Hilfe hätten wir den Wagen nicht ein halbes Dutzend Mal wieder flottmachen können. Und du, Tom, bekommst einen Quartkrug Ale - das Bier ist gut hier, der Wirt braut es selbst.«
    Der Fuhrmann und Tom, der Hilfspolizist, verschwanden, Richard und Willy blieben verwirrt im Wagen zurück. Nach einer Weile kehrte der Hilfspolizist zurück. Er legte den Knüppel in Reichweite auf den Boden, entfernte die Ketten, mit denen er die Gefangenen an die Eisenbügel gefesselt hatte, und führte sie zu einer steinernen Scheune, in der Stroh lag. Dort kettete er sie an einen dicken Balken, in den in Bodennähe einige Eisenkrampen geschlagen waren, dann verschwand er wieder.
    »Ich habe solchen Hunger«, wimmerte Willy.
    »Dann bete, Willy, aber fang bloß nicht wieder an zu heulen!«
    Der Stall roch sauber und das Stroh war trocken. Seit drei Monaten hatten sie kein so ordentliches Lager gehabt. Richard schob das Stroh zurecht. In diesem Augenblick kamen der Wirt und ein stämmiger Bauernbursche herein. Der Wirt trug ein Tablett mit zwei Humpen, Brot, Butter und zwei großen Schalen dampfender Suppe. Der Bauernbursche ging zu einer leeren Pferdebox und kam mit Decken zurück.

    »John sagt, ihr hättet ihm auf der Fahrt geholfen«, sagte der Wirt. Er setzte das Tablett in ihrer Reichweite ab und trat schnell einen Schritt zurück. »Habt ihr Geld, um mehr zu zahlen als den Penny, den mir der Hilfspolizist für jeden von euch gibt? Sonst komme ich nicht auf meine Kosten und muss Johns Firma den Rest berechnen. John sagt ja, ihr hättet einen Lohn verdient.«
    »Wie viel?«, fragte Richard.
    »Mit dem Bier drei Pennys für jeden.«
    Richard zog ein Sixpencestück aus seiner Westentasche.
    Bei Tagesanbruch erhielten er und Willy für weitere drei Pennys Brot und Dünnbier. Dann ging die Reise weiter. Wieder mussten sie unterwegs aussteigen, um zu graben und den Wagen aus dem Schlamm zu schieben und zu ziehen. Doch ein paar Stunden seliger Schlaf zwischen Stroh und Decken und die nahrhafte warme Mahlzeit hatten Wunder gewirkt und Richard neue Kraft verliehen, auch wenn seine Glieder vor Anstrengung schmerzten. Selbst Willy war munterer und packte beherzter mit an. Es hatte aufgehört zu schneien und war kälter geworden, doch nicht so kalt, dass der Boden gefror. Sie schafften auch am zweiten Tag nur acht Meilen, doch John, der Fuhrmann, war damit vollauf zufrieden, wahrscheinlich weil er bei diesem Reisetempo abends seine gewohnten Nachtquartiere ansteuern konnte.
    Richard rechnete sich aus, dass sie am Abend des fünften Tages im Gefängnis von Gloucester eintreffen würden. Doch als sie den Stadtrand von Gloucester erreichten, hielt der Fuhrmann vor einem Gasthaus namens Harvest Moon.
    »Ich

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