Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
»Warum sollte ausgerechnet ich ein Schaf stehlen? Ich wollte es doch nur ficken. Ich hätte es am nächsten Morgen in den Stall zurückgebracht, und niemand hätte was gemerkt. Aber leider schlief der Schäfer nicht.«
    »War es denn so dringend, Bill?«, fragte Richard, ohne zu lächeln.
    »Nicht dringend, aber - ich ficke einfach gern, und der Arsch eines Schafs fühlt sich fast so an wie die Möse einer Frau«, erwiderte Whiting vergnügt. »Jedenfalls riecht er genauso und ist sogar noch ein bisschen enger. Außerdem brauchst du mit einem Schaf nicht lange zu diskutieren. Du steckst einfach seine Hinterbeine in deine Stiefel und legst los.«
    »Ob es nun Sodomie oder Viehdiebstahl war, ist doch ganz egal, Bill. Dir droht der Strick. Warum musste es gerade Almondsbury sein? Acht Meilen weiter, in Bristol, hättest du tausend Huren beiderlei Geschlechts finden können - mit denen brauchst du auch nicht zu diskutieren.«
    »Ich konnte einfach nicht länger warten. Das Schaf hatte ein so liebes Gesicht - es erinnerte mich an einen Pfarrer, den ich kannte.«
    Richard gab auf.
    Jimmy Price war ein Bauer aus Somerset mit einer Schwäche für
Rum. Er war mit einem Kameraden in drei Häuser in Westburyupon-Trim eingestiegen und hatte große Stücke Rind-, Schweineund Hammelfleisch, drei Hüte, zwei Mäntel, eine bestickte Weste, Reitstiefel, eine Muskete und zwei grüne Seidenschirme gestohlen. Sein Komplize, den er Peter nannte, war inzwischen am Fleckfieber gestorben. Jimmy empfand keine Reue, weil er sich keiner Schuld bewusst war. »Ich wollte das nicht - ich kann mich auch an nichts mehr erinnern«, erklärte er. »Was soll ich mit zwei grünen Seidenschirmen anfangen? In Westbury kann man die doch nirgends verkaufen. Hunger hatte ich auch nicht, und keins der Kleidungsstücke hätte mir oder Peter gepasst. Und Schießpulver oder Munition für die Muskete habe ich ja gar nicht mitgenommen.«
    Der Dritte des Trios war viel reumütiger. Richard bedauerte ihn zutiefst. Der willensschwache, etwas einfältige Joey Long hatte in Slimbridge eine silberne Uhr gestohlen. »Ich war betrunken und die Uhr gefiel mir so gut«, sagte er nur.
    Natürlich wurde auch Richard nach dem Grund seiner Verhaftung gefragt. In der Gemeinschaftszelle der Sträflinge waren vor allem Diebe versammelt. Er gab deshalb immer nur dieselbe kurze Erklärung ab: »Erpressung und schwerer Diebstahl. Ein Schuldschein über fünfhundert Pfund und eine Uhr aus Stahl.« Diese Antwort verschaffte ihm großen Respekt, selbst bei Isaac Rogers.
    »Ein vielseitiger Begriff, schwerer Diebstahl«, sagte Richard zu Bill Whiting, während sie Kalksteinblöcke zur Baustelle schleppten. Whiting konnte lesen und schreiben und war intelligent. »Bei mir war es eine Uhr aus Stahl und bei der armen Bess Parker waren es einfache Leinenhemden, die höchstens sechs Pennys wert sind, bei Rogers dagegen vier Gallonen Brandy und fünfundvierzig Kisten mit jeweils über hundert Pfund bestem Hyson-Tee, der im Laden ein Pfund pro Pfund kostet - über 5000 Pfund Beute. Trotzdem werden wir alle wegen schweren Diebstahls angeklagt. Das ist doch absurd.«
    »Rogers wird hängen«, lautete Whitings Kommentar.
    »Lizzie bekam dieselbe Strafe, weil sie drei Hüte gestohlen hat.«
    »Sie ist eine Wiederholungstäterin«, sagte Whiting lachend.
»Sie hätte sich bessern müssen, stattdessen ist sie rückfällig geworden. Die meisten von uns waren betrunken. Der Alkohol ist schuld.«
     
    Am Montag, dem 21. März, trafen die beiden Vettern James mit einer Mietkutsche in Gloucester ein. Da sie in der Stadt selbst keine anständige Unterkunft fanden, stiegen sie schließlich im Harvest Moon ab, in dessen Stall Richard und Willy die letzte Nacht vor ihrer Einlieferung ins Gefängnis von Gloucester verbracht hatten.
    Die Vettern erwarteten wie seinerzeit Richard, dass die Verhältnisse in diesem Gefängnis sehr viel besser sein würden als im vorherigen. Ein übleres Verlies als das Bristol Newgate konnten sie sich gar nicht vorstellen. Entsprechend groß war ihr Entsetzen, als sie die Gemeinschaftszelle für die Sträflinge betraten.
    »Zur Zeit ist es hier eigentlich ganz erträglich«, sagte Richard überrascht. »Das Fleckfieber hat für Platz gesorgt.« Er hatte die beiden flüchtig auf den Mund geküsst, wollte sich jedoch nicht von ihnen umarmen lassen. »Ich stinke«, erklärte er.
    Nach dem Gottesdienst am Sonntag hatten plötzlich ein Tisch und Bänke in der Zelle gestanden. Der

Weitere Kostenlose Bücher