Insel der Versuchung
einzugehen, erneut einen Menschen zu verlieren, den er liebte.
Und Cara selbst? Sie hatte behauptet, sie sei am Heiraten nicht interessiert oder gar daran, die Insel zu verlassen. Sie wäre wirklich unglücklich, wenn sie irgendwo anders leben müsste. Jetzt verstand er, warum eine so liebliche Frau wie Cara sich in England unwohl fühlte, warum sie Abstand zu dem Adel und damit in Frage kommenden Verehrern oder auch Liebhabern gewahrt hatte. Sie hatte sich ein erfülltes Leben hier als Mitglied der Wächter geschaffen und verspürte nicht den Wunsch, das aufzugeben.
Andererseits wollte er bei Cara keine falschen Hoffnungen wecken, dass er bleiben würde. Und gewiss wollte er ihr nicht wehtun.
Wenn er es ablehnte, den Wächtern beizutreten, was dann? Vermutlich würde er nach England zurückkehren, selbst wenn die Aussicht, in einem so langweiligen Umfeld zu leben, wenig reizvoll war.
Aber vielleicht blickte er schon zu weit in die Zukunft. Seine Hauptsorge sollte dem Gelingen der Mission gelten, ohne dass seine Dämonen zurückkehrten und ihn beeinträchtigten.
Die Möglichkeit, erneut kämpfen zu müssen, beunruhigte ihn. Wenn er dazu gezwungen war, dann betete er zu Gott, dass er nicht erstarren oder gelähmt sein würde, wie er es bei so vielen jungen Soldaten gesehen hatte. Doch es war der Gedanke an das, was Cara zustoßen könnte, der ihm den Angstschweiß auf die Stirn trieb. Je näher die Mission rückte, desto stärker wurde sein Unbehagen.
Trotzdem hatte ihm der Arzt vielleicht einen Gefallen getan und ihm die Augen für die drohende Gefahr geöffnet. Wenn er nicht aufpasste, würde seine Besessenheit für Caro völlig aus dem Ruder laufen. Ihr gegenüber war es nur fair, dass er sich aus ihrer Beziehung zurückzog.
Wenigstens bis sie die Mission abgeschlossen hatten und er über seine Zukunft entscheiden würde.
Als sie sich das nächste Mal in der Grotte trafen, spürte Caro die Veränderung in Max. Die Unbeschwertheit zwischen ihnen war verschwunden.
Sie schwammen im Teich und liebten sich danach, doch er schien etwas verschlossener als sonst. Obwohl er immer noch der zärtliche und rücksichtsvolle Liebhaber war, war seine Leidenschaft gezügelt. Und als Caro zu ihren Pflichten zurückkehrte, bedrängte Max sie nicht, ihm zu sagen, wann und wo sie sich wieder treffen konnten, wie er es sonst immer getan hatte.
Seine Zurückhaltung entmutigte sie, denn sie deutete sie als ein Zeichen, dass er Kyrene verlassen wollte, wenn ihre Mission erst einmal beendet war.
Es war dumm von ihr gewesen, sich Hoffnungen zu machen, dass Max den Wächtern beitreten würde.
Stattdessen, so schalt Caro sich, sollte sie lieber versuchen, Max zu vergessen und sich auf die vor ihr liegende Aufgabe konzentrieren.
14. KAPITEL
Endlich stand die Mission zu Isabellas Befreiung bevor. Das nächste Schiff, das Kyrenes Hafen anlief, brachte Boten aus Algier, die Lady Isabellas Aufenthaltsort bestätigten: Sie wurde in der Tat von einem Berberfürsten in seiner Festung südöstlich der Stadt gefangen gehalten.
Sofort rief Sir Gawain alle auf Kyrene weilenden Wächter auf der Burg zusammen, um den Bericht der zwei Agenten zu hören, die Max bislang noch nicht kennen gelernt hatte.
Ihr Aufbruch wurde schließlich für den folgenden Tag angesetzt. Die Gruppe von etwa zwei Dutzend Wächtern würde Kurs auf die Barbarenküste nehmen und im Schutz der Dunkelheit einen Ankerplatz in der Nähe eines kleinen Hafens östlich von Algier anlaufen. Viscount Thorne und der Earl of Hawkhurst würden sie mit einer Karawane und Führern erwarten, um sie durch die Hochwüste zu den Biban-Bergen zu bringen.
Als sie nach dem Ende der Beratung zu den Ställen gingen, fing Max Caros Blick auf. „Heute Nacht?“ fragte er leise.
Sie nickte. Obwohl sie sich erneut geschworen hatte, Abstand zu Max zu wahren, würde sie diese Gelegenheit, mit ihm zusammen zu sein, nicht ungenutzt verstreichen lassen. Denn es war gut möglich, dass dies ihre letzte gemeinsame Nacht war. Wenn sie erst einmal aufgebrochen waren, würden sie nicht mehr ungestört sein. Sie würden auf engstem Raum mit den anderen Teilnehmern der Mission Zusammenleben müssen, erst auf dem Schiff und dann in Zelten während der beschwerlichen Reise ins Landesinnere. Und wenn sie wieder heimkehrten, konnte Max sich vielleicht entschlossen haben, nichts mit dem Geheimbund zu tun haben zu wollen.
Er wartete an der Grotte auf sie, als sie ankam. Wortlos zog er sie in seine Arme,
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