Insel der Versuchung
Feigen zu sich.
Am späten Nachmittag konnte sie schließlich in der Ferne eine Bergkette ausmachen, aber die Sonne brannte schon rotgolden am Horizont, als ihr Führer schließlich anhalten und ein Lager aufschlagen ließ.
Die Araber errichteten die knapp ein Dutzend schwarzen Zelte aus Ziegenleder mit einer Geschwindigkeit, die von langer Übung zeugte, während die Frauen die Kochfeuer anzündeten und mit der Zubereitung des Abendessens begannen.
Caro versorgte ihr Pferd und reckte ihre schmerzenden Glieder, während sie um das Lager herumging. Trotz der rauen Landschaft war der Abend so friedlich, dass sie die Reise fast genossen hätte, wenn nicht so viel auf dem Spiel stünde - und ihre Beziehung zu Max nicht so gespannt wäre.
Er schien sie immer noch zu meiden, so dass sie nicht überrascht war, als Thorne kam, um sie zum Essen zu holen.
„Sag mir“, erkundigte sich ihr alter Freund, während er ihren Arm nahm und sie zum größten Zelt führte, „wie hat Max sich eingelebt?“
„Eigentlich ganz gut“, erwiderte Caro ausweichend. „Er scheint seinen Aufenthalt auf der Insel genossen zu haben.“
„Wird er uns beitreten?“
Wie sie wusste, war dies Thornes größte Sorge. Von Beginn an war er ein Fürsprecher für Max’ Mitgliedschaft bei den Wächtern gewesen, und er hatte hauptsächlich aus diesem Grund Max’ Reise nach Kyrene arrangiert.
„Ich bin mir nicht sicher“, antwortete sie aufrichtig. „Er hat eine Reihe unangenehmer Erinnerungen an den Krieg, die er erst überwinden muss. Ich vermute, es hängt hauptsächlich davon ab, wie es bei dieser Mission für ihn läuft.“
In der arabischen Kultur speisten Frauen getrennt von den Männern, aber da Caro ein besonderer Fall war, durfte sie das Supper mit den anderen Wächtern einnehmen. Auf einem gewebten Teppich zwischen Thorne und Ryder sitzend, verzehrte Caro das einfache, aber köstliche Mahl: Kuskus mit Gemüse, Oliven, in Essig und Öl eingelegte Bohnen und reife, goldene Datteln.
Danach tranken sie kleine Tassen mit starkem schwarzen Kaffee, während Hawk und Max den Plan noch einmal durchsprachen, auf den sie sich geeinigt hatten. Sie würden versuchen, auf alles vorbereitet zu sein, aber wenn etwas schief ging,
würden sie sich auf ihren Verstand und ihre Erfahrung verlassen müssen.
Hawk sprach, während die anderen die Karten studierten, die er nach einem Erkundungsritt von dem Gelände angefertigt hatte.
„Morgen Nacht schlagen wir unser Lager in der Oase Akbou auf. Und am nächsten Morgen lassen wir den Hauptteil unserer Karawane dort zurück. Vielleicht zwanzig von uns werden weiter zum letzten Teil unserer Reise in die Berge aufbrechen.“
„Wie lang ist der Ritt von Akbou?“ fragte Ryder.
„Neun oder zehn Stunden“, antwortete Hawk, „so dass wir Safuls Bergfestung am späten Nachmittag erreichen, also noch bei Tageslicht. Der Name des Berberfürsten ist Saful il Taib. Er führt einen der einflussreichsten Berberstämme in Algerien, doch mir gegenüber hat er sich ausgesprochen gastfreundlich gezeigt, als ich letzte Woche unter dem Vorwand zu ihm kam, Zuchtstuten zu suchen. Er spricht recht gut französisch, so dass ein Gespräch auch ohne Übersetzer möglich sein sollte.“
Max deutete auf einen Punkt auf Hawks Karte. „Wir nehmen den Weg über den nördlichen Bergpass?“
„Ja. Die Berber sind im Grunde genommen Bauern, auch wenn ihre Männer berüchtigte Krieger sind. Und Safuls Festung ist eigentlich eine befestigte Stadt, die über einem schmalen, fruchtbaren Tal an einem Berghang errichtet wurde. Es gibt nur zwei sichere Wege hinein und hinaus. Der südliche Weg biegt nach Westen ab und gabelt sich schließlich, führt dann entweder nach Algier oder nach Osten, wo er wieder auf diese Route stößt.“
Hawk blickte die zwei Dutzend Wächter im Zelt der Reihe nach an, die ihm ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenkten. „Leighton wird eine Gruppe von uns von dem Bergpass im Norden hinab ins Tal führen und es durchqueren bis zu den Toren in der Stadtmauer.“
„Aber wir werden doch gewiss nicht alle in die Stadt gehen“, sagte Thorne.
„Nein“, erwiderte Hawk. „Leighton nimmt nur eine Hand voll Begleiter mit in die Festung, darunter Caro, Verra und Ryder. Der Rest seines Gefolges lagert vor den Toren, auch um später bei der Flucht zu helfen. Und da ich mich dort nicht blicken lassen kann, ohne Verdacht zu erregen, werde ich auf dieser Seite des Nordpasses bleiben, um unseren Rückzug zu
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