Insel der Versuchung
Gedanken daran nicht, was geschehen wäre, wenn die Schlange sie gebissen hätte.
„Du ängstigst dich meinetwegen“, sagte sie schließlich.
„Hölle, ja, sicher habe ich um dich Angst! “ Er blickte sie über seine Schulter an. „Ich denke, ich habe guten Grund dazu, berücksichtigt man, in welche Gefahr du dich begeben wirst.“
„Die Gefahr ist für mich nicht größer als für die anderen -dich eingeschlossen.“
„Und das soll mich beschwichtigen? Ich möchte dich nicht sterben sehen, Caro! Ich habe miterlebt, wie Philip sein Leben meinetwegen verloren hat, und das Bild wird mich für immer verfolgen. Ich denke nicht, dass ich mit der Erinnerung an deinen Tod leben könnte.“
Als sie ahnte, wozu seine Sorge vermutlich führen würde, versteifte sie sich unwillkürlich. „Du kannst nicht ernsthaft vorschlagen, dass ich hier bleibe, oder?“
Max fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. „Das genau meine ich. Ich möchte, dass du morgen mit Hawk hier bleibst, in Sicherheit, und mir erlaubst, die Mission allein durchzuführen.“
Ungläubig schaute Caro ihn an. „Das wird niemals funktionieren! Man würde dich nicht in Isabellas Nähe lassen. Du könntest nicht herausfinden, ob es ihr gut genug geht, um zu reisen, ganz zu schweigen von der Flucht selbst. Als Hawk letzte Woche in der Festung war, hat er Isabella nicht zu Gesicht bekommen, hat nur ein einziges Mal ihren Namen sagen gehört. Und er konnte niemanden finden, der mit ihm über die Gerüchte um die spanische Dame reden wollte, die die Gunst des Fürsten errungen hatte. Ich muss gehen, Max. Ich bin die Einzige, die die Frauenunterkünfte betreten kann.“
Er bedachte sie mit einem verärgerten Blick. „Du scheinst keine Ahnung zu haben, welche Risiken damit verbunden sind. Es könnte deinen Tod bedeuten, wenn du gehst.“
„Oh, ich bin mir der Risiken sehr wohl bewusst!“ entgegnete Caro und spürte, wie die in ihr aufsteigenden Gefühle sich in ihrer Brust zu einem Knoten ballten.
Max verstand besser als die meisten, was ihnen bei dieser Mission bevorstand. Er war ein ehemaliger Soldat, ein Mann, dem die Gefahr vertraut war. Sie wusste auch, warum er sich verantwortlich für sie fühlte, warum er ihren Tod oder ihre Verletzung nicht auf dem Gewissen haben wollte. Aber sie konnte ihm nicht nachsehen, dass er von ihr verlangte, alle ihre Grundsätze aufzugeben, ihre beste Freundin im Stich zu lassen, damit sie, Caro, in Sicherheit war.
„Verflucht, Max“, erklärte sie mit zornbebender Stimme. „Es gibt keinen Menschen auf der Welt, der das besser verstehen sollte. Ich habe hierfür jahrelang trainiert. Das ist mein Leben. Es ist meine Pflicht, für die Sicherheit anderer zu sorgen, und das bedeutet, Risiken einzugehen. Sicherlich habe ich nicht vor, meine eigene Sicherheit über die Freiheit meiner besten Freundin zu stellen.“
Er warf ihr einen wütenden Blick zu, ohne etwas zu sagen. „Du selbst“, fuhr sie fort, „würdest das genauso wenig, das weiß ich. Wäre die Lage genau umgekehrt gewesen, hättest du dein Leben für das deines Freundes Philip gegeben.“
„Darum geht es hier doch gar nicht.“
„Doch, genau darum! Warum ist es für dich annehmbar, dein Leben für andere zu wagen, aber ihnen ist nicht erlaubt, dasselbe zu tun?“
„Ich werde nicht zulassen, dass du stirbst, Caro.“
Sein leidenschaftlicher Ton passte zu seinen brennenden Au-gen, als er herumfuhr und nach ihr griff. Wie Eisenklammem schlossen sich seine Finger um ihre Handgelenke, als könnte er sie durch schiere Körperstärke dazu bringen, ihm zu gehorchen.
Mit einem heftigen Ruck riss Caro sich los und stieß zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: „Hör auf! Ich werde dir nicht gehorchen!“ Sie zitterte vor Wut. „Du gibst dir die Schuld am Tod deines Freundes, das weiß ich. Aber ich bezweifle, ob er es gewollt hätte, dass du dich dein Leben lang dafür bestrafst. Viel eher würde er dir raten, dass du endlich aufhören solltest, dein Leben durch eine vergangene Tragödie zu zerstören.“
Max’ Kopf fuhr herum, als hätte sie ihn geohrfeigt.
Ohne den Schmerz in seinen Augen zu beachten, sprach Caro weiter: „Du kannst das Schicksal nicht beherrschen! Niemand kann das. Ich liebe Isabella mehr als mein Leben. Wenn ich getötet werde bei dem Versuch, sie zu retten, dann ist das eben so. Dieses Risiko ist allein meine Entscheidung, nicht deine. Du lernst besser, dich damit abzufinden, weil ich nämlich nicht
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