Insel der Versuchung
selben Moment, da starke Hände nach ihr griffen und sie in die Höhe rissen.
Caro wurde auf den Sattel geworfen, so hart, dass ihr zum zweiten Mal in ebenso wenigen Augenblicken der Atem geraubt wurde.
Nach Luft keuchend richtete sie sich auf. Obwohl sie ihren Retter nicht hatte sehen können, erkannte sie ihn an dem vertrauten Gefühl seines muskulösen Körpers und seiner schützenden Arme. Max.
Dankbarkeit erfüllte sie, als sie gegen seine Brust zurücksank. Wortlos hielt er sie fest, während die Schlange unter dem nächsten Busch verschwand.
Mehrere der Wächter kamen zu ihnen galoppiert und überschütteten sie mit Fragen.
„Was, zum Teufel, ist passiert?“
„Geht es dir gut?“
„Haben Sie sich verletzt?“
„Danke, ich bin in Ordnung“, antwortete Caro. „Mein Pferd hat vor einer Schlange gescheut, aber ich bin nicht gebissen worden.“
Beruhigt wandte Thorne sich an Max. „Solche Manöver lernt man also in der Kavallerie.“
„Beeindruckend“, bemerkte Ryder in ironisch bewunderndem Ton.
Hawk nickte. „Ein Berberreiter hätte es nicht besser machen können.“
Max ignorierte ihre Anerkennung und setzte Caro wieder auf ihre unruhig tänzelnde Stute.
Seine Miene blieb grimmig, auch als er sein Pferd wendete und ohne ein weiteres Wort wieder an seinen Platz an der Spitze der Gruppe ritt.
Caro starrte ihm nachdenklich hinterher. Max war aus irgendeinem Grund böse auf sie, aber sie hatte keine Ahnung warum.
Als ihre Karawane Akbou bei Anbruch der Dämmerung erreichte, verstand Caro sogleich, warum die Oase ein so beliebter Rastort für erschöpfte Reisende war. Ein kühler, grüner Wald aus fedrigen Dattelpalmen erhob sich über üppig wachsendem Oleander, Tamarinden- und Pistazienbäumen und bot eine willkommene Abwechslung zum trostlosen Ödland.
Alle möglichen Menschen bevölkerten das geschäftige kleine Dorf, boten unzählige Dienste und Waren feil. Nachdem die Führer am Rande der Oase das Lager aufgeschlagen hatten, waren sie in der Lage, sich nach Belieben mit frischen Lebensmitteln einzudecken und ihren kostbaren Wasservorrat aufzufüllen.
Das Supper war heute Nacht auch üppiger, es gab zusätzlich zum Kuskus Lamm. Wie schon in der Nacht zuvor, aßen die Wächter wieder gemeinsam. Es wurde weniger gelacht und gescherzt, und sie langten herzhaft zu, denn morgen würde ihre Mission beginnen.
Als sich nach dem Essen die Versammlung auflöste, trat Caro zu Max und bat ihn um ein Wort unter vier Augen.
Er verließ das Zelt, und sie folgte ihm kurze Zeit später.
Sie fand ihn ein Stück vom Lager entfernt, wie er sein Messer wieder und wieder auf etwas im Sand warf.
Er musste sie näher kommen gehört haben, denn abrupt hörte er auf und steckte sich das Messer in die Tasche. Als sie sich neben ihn stellte, schaute er starr auf die blasse Wüste jenseits der Oase.
Es war eine klare Nacht, mondhell und kalt, nachdem die brennende Sonne untergegangen war.
Max war der Erste, der das Schweigen brach. „Was wolltest du mir sagen?“
Von seinem barschen Ton gekränkt, studierte Caro sein Profil in der Dunkelheit. „Ich wollte dir einfach nur danken, dass du mir das Leben gerettet hast. Eine der arabischen Frauen hat mir erzählt, dass das Gift der Schlange heute tödlich gewesen wäre.“
„Gut. Dann nehme ich deinen Dank hiermit entgegen“, sagte er förmlich.
„Max, was ist los?“ Sie legte ihm eine Hand auf den Arm, aber er zuckte unter ihrer Berührung zurück und machte einen Schritt zu Seite, bevor er ihr den Rücken zuwandte.
„Habe ich irgendetwas getan, das dich verletzt hat?“ fragte Caro verwundert.
Seine Antwort war kaum zu verstehen, klang aber wie ein Fluch. „Nein.“
„Was ist dann los?“
„Man könnte sagen, mir fällt es schwer, mich damit abzufinden, dass du dich an der morgigen Rettungsaktion aktiv beteiligst.“
„Aber warum?“
Er ballte seine Hände zu Fäusten. „Ich hatte gestern Nacht einen weiteren Albtraum, aber diesmal ... warst du an Philips Stelle.“
Sie hörte den Schmerz in seiner Stimme, und ihr Herz zog sich zusammen. Sie wollte ihn so gerne in ihre Arme schließen und sich an seinen Rücken schmiegen, beschränkte sich jedoch auf ein leises: „Max, es war nur ein Traum.“
„Vielleicht. Aber was heute geschehen ist, war sehr real.“ Seine Hände schlossen sich krampfartig zu Fäusten, als wollte er am liebsten etwas zerquetschen. „Dich am Boden liegen zu sehen, so reglos...“
Er brach ab, als ertrüge er den
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