Insel der Versuchung
aus seinen Gedanken und seinen Träumen vertreiben und mit seinem Leben fortfahren können.
Nun musste er sie nur noch davon überzeugen, seine Begleitung zu akzeptieren. Offenbar wollte sie aber nicht nachgeben.
„Ich dachte, Sie hätten keine Angst vor mir, Miss Evers.“
Der aufblitzende Trotz in ihren Augen verriet ihm, dass er einen wunden Punkt getroffen hatte.
„Ich habe keine Angst vor Ihnen! “
„Dann verstehe ich Ihre Einwände nicht.“
„Na gut“, erwiderte sie und gab sich keine Mühe, ihre Unzufriedenheit zu verbergen. „Sie können mitkommen, wenn Sie wollen. Ich würde auch die Hilfe des Teufels in Anspruch nehmen, wenn es Isabella nützt.“
Max konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Stellen Sie mich mit dem Teufel in eine Reihe?“
„Ich fange an zu glauben, dass Sie vielleicht wirklich einer sind“, erwiderte sie scharf und stemmte sich die Hände in die Hüften. „Selbstverständlich bin ich dankbar für jede Hilfestellung, die Sie uns geben können, aber machen Sie mir keine Vorwürfe, wenn Sie vor Langeweile wahnsinnig werden.“
„Ich vermute, Langeweile wird die geringste meiner Sorgen sein“, murmelte Max halb laut, während er seine Freude über Caros Einlenken verbarg.
„Dann ist die Sache geregelt“, erklärte Thorne zufrieden. „Ihr beide segelt morgen nach Kyrene.“
Bei diesen Worten spürte Max, wie sich seine Bauchmuskeln anspannten. Er kannte das Gefühl, das er vor jeder Schlacht erlebt hatte. Seine Sinne schärften sich in Erwartung, Erregung und Furcht.
Der Reiz der Gefahr. Die Angst zu verlieren.
Er erwiderte Caros Blick, bewunderte ihre funkelnden Augen. Er erkannte die Herausforderung, die vor ihm lag. Und er hatte das seltsame Gefühl, dass diese Schlacht für ihn wesentlich wichtiger sein würde als jede andere, die er in seinem Leben geschlagen hatte - eine, die er auf jeden Fall gewinnen musste.
3. KAPITEL
Die Schiffsreise zehrte an ihren Nerven, wie Caro es befürchtet hatte. Die erzwungene Nähe mit Max Leighton weckte immer wieder die Erinnerung an seinen letzten Aufenthalt auf ihrer Insel: drei unvergessliche Tage, die sie gemeinsam um das Leben eines Mannes gerungen hatten. Ihre verzauberte Nacht glühender Leidenschaft. Der bittersüße Schmerz, nachdem Max aus ihrem Leben verschwunden war.
Zu ihrem Missfallen suchten die Träume sie wieder heim, sinnliche Fantasien, die sie atemlos, hungrig und unruhiger als je zuvor zurückließen. Schlimmer noch, die Reise bot Max zu viele Gelegenheiten, ihre Geheimnisse auszukundschaften -und ihr, ein paar von seinen zu erfahren.
Auf jeden Fall war es unmöglich, ihn zu ignorieren, denn sie waren die einzigen Passagiere an Bord des privaten Schoners. Zusammen mit den Offizieren nahmen sie die Mahlzeiten in der Kajüte des Kapitäns ein, doch obwohl sie nie mit Max allein war, fand Caro seine kraftvolle Gegenwart in den engen Quartieren alarmierend.
Anfangs versuchte sie, in ihrer Kabine Zuflucht zu suchen, aber am späten Nachmittag des zweiten Tages auf See trieb sie die Rastlosigkeit an Deck, auch wenn dort ein kalter Wind wehte und sie damit rechnen musste, Max zu treffen. Sie erblickte ihn sofort, an der Backbordreling stehend, breitbeinig, um die Bewegungen des Schiffes auszugleichen, das durch die grauen Wellen pflügte. Das Bild hatte eine beklagenswerte Wirkung auf ihr Herz, überflutete sie mit Erinnerungen an ihre Nacht in den Ruinen, als Max auf das mondbeschienene Meer hinausgesehen hatte. Dann drehte er sich um, fing ihren Blick über das Deck hinweg auf, und sie spürte eine heiße und heftige Erregung.
Den Umstand verfluchend, dass sie sich so zu ihm hingezogen fühlte, ging Caro zum Kapitän und bat um irgendeine Art von
Aufgabe, in der Hoffnung, Beschäftigung würde sie nicht nur von dem gut aussehenden Mann mit den rabenschwarzen Haaren ablenken, den sie lieber vergessen wollte, sondern auch davon abhalten, sich vor Sorge um Isabellas Wohlergehen zu zermürben.
Kapitän Biddick gehörte den Wächtern seit Jahrzehnten an und hatte mehrere Missionen mit Caro ausgeführt. Daher folgte er nicht nur ihrer Bitte und übertrug ihr kleinere Aufgaben, von denen es an Bord mehr als genug gab, sondern unterwies sie auch noch darin, wie man ein Schiff segelte und den Kurs anhand der Sterne bestimmte.
In der Nacht, als sie den Umgang mit dem Sextanten übte, sah Caro Max am Heck des Schoners auf und ab schreiten. Er schien ebenso rastlos zu sein wie sie.
Bis zum dritten Tag gelang
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