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Insel der Versuchung

Titel: Insel der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Jordan
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es ihr, ein persönliches Gespräch mit ihm zu vermeiden. Der Nachmittag war stürmisch und der Himmel bewölkt, so dass sie sich ein windgeschütztes Plätzchen im Schutz der Reling zwischen Tauen und Kisten suchte, um Segel zu flicken.
    Kurz darauf hörte sie einen seltsamen dumpfen Aufprall zu ihrer Rechten. Als sich das Geräusch mehrmals wiederholte, legte sie das Flickzeug zur Seite, um seiner Ursache auf den Grund zu gehen.
    Sie blieb stehen, als sie Max auf der anderen Seite des Besanmastes entdeckte. Überrascht kniff sie die Augen zusammen. In seiner erhobenen Hand glänzte ein Stück Metall.
    Das Messer blitzte immer wieder auf, während es durch die Luft segelte, ehe es sich mit dem gleichen dumpfen Laut, den sie eben gehört hatte, in das Fass bohrte, das ein paar Meter vor Max stand.
    Er übte sich im Messerwerfen. Das Fass musste leer sein, denn es lief keine Flüssigkeit hinaus, obwohl das Messer sich mit jeden Wurf so tief in das Holz grub, dass ein Riss entstand.
    Wie gebannt stand Caro da und beobachtete, wie Max zu dem Fass schritt, die Klinge herauszog, zu seinem Platz zurückkehrte und das Messer erneut warf. So machte er eine Weile weiter, schleuderte die Waffe, scheinbar ohne zu zielen, aber traf dennoch mit tödlicher Genauigkeit. Sie konnte nicht anders, als sein Geschick zu bewundern.
    Es verstrichen mehrere Augenblicke, ehe er ihre Anwesenheit bemerkte. Mit erhobenem Arm drehte er sich um und bedachte
    sie mit einem durchdringenden Blick.
    „Weiß der Kapitän, dass Sie sein Brandyfass durchlöchern?“ erkundigte Caro sich und trat aus den Schatten.
    „Genau genommen ist es mein Brandyfass. Ich habe es beim Kartenspiel von Biddick gewonnen.“
    „Das will was heißen. Er ist ein gerissener Spieler.“
    Max’ Mund verzog sich zu einem Lächeln, das ihrem Herzen einen schmerzlichen Stich versetzte. „Aber nach den endlosen Kämpfen in Spanien bin ich selbst kein grüner Junge mehr.“ „Sie vertreiben sich die Langeweile beim Kartenspiel?“ „Auch.“
    „Sie sind sehr geschickt im Umgang mit der Klinge.“
    Max schaute auf das Messer in seiner Hand. „Es ist mehr ein ... angenehmer Zeitvertreib.“
    „Für Sie ist Messerwerfen angenehm?“
    „Es hilft, sich die Zeit zu vertreiben“, erwiderte er vage.
    „Ich habe Sie gewarnt, dass die Reise für Sie öde sein würde.“ „Das stimmt.“ Er schaute ihr in die Augen. „Ich habe dich in den vergangenen Tagen beobachtet, Engel. Du bist so unruhig wie eine Katze während eines Gewitters.“
    „Ich sorge mich um Isabella.“
    Er zog die Augenbrauen hoch. „Ist das der einzige Grund? Bilde ich es mir nur ein, oder weichst du mir aus, seit wir England verlassen haben?“
    Mit einem gezwungenen Lächeln verlegte Caro sich auf Ausflüchte. „Ich weiß nicht, was Sie meinen, Mr. Leighton.“
    „Mein Name ist Max. Und du hast keinen Anlass, mich zu behandeln, als wäre ich ein Fremder.“
    „Aber Sie sind ein Fremder.“
    „Sag endlich Du. Schließlich haben wir uns einmal geliebt. Wir sind miteinander vertrauter als bloße Bekannte.“
    Bei seinen Worten geriet ihr Herz aus dem Takt. Caro konnte ihren Blick einfach nicht von Max’ sinnlichem Mund losreißen. Sie musste an die feuchte Hitze auf ihren Brustspitzen denken, als er sie dort geküsst hatte. Ein heißes, süßes Gefühl breitete sich in ihr aus.
    Sie holte tief Luft, um sich zu beruhigen. „Diese Nacht war offensichtlich ein Fehler.“
    „Von meinem Standpunkt aus war sie das nicht.“ Beiläufig steckte Max sein Messer in die Jackentasche. Dann drehte er zwei Fässer um, so dass man darauf sitzen konnte, ließ sich auf
    einem nieder, bevor er sich mit dem Rücken gegen die Reling lehnte. „Erzähl mir von Lady Isabella.“
    Caro zögerte einen Moment, ehe sie sich ebenfalls setzte. Erstaunt stellte sie fest, dass sie Max erklären wollte, warum sie so entschlossen war, ihre Freundin zu retten, und wie ihre Beziehung so eng geworden war.
    „Meine Mutter starb, als ich erst acht Jahre alt war. Bella war unsere nächste Nachbarin. Obwohl sie immer behauptete, es fehle ihr an Mütterlichkeit, hat sie die Verantwortung für meine Erziehung übernommen, denn mein Vater war zu der Zeit viel unterwegs. Erst nach dem Tod ihres dritten Ehemannes begann Isabella zu reisen, immer auf der Suche nach Abenteuern.
    „Dann hast du dein ganzes Leben auf Kyrene verbracht?“ fragte Max.
    „Nein. Meine Eltern sind dorthin gezogen, als ich noch sehr klein war. Meine Mutter hatte ein

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