Insel der Versuchung
Frauen, die er früher anziehend gefunden hatte. Zu seiner Überraschung hielt er Caro trotzdem für schön. Und außergewöhnlich.
Unter ihrem unaufdringlichen Äußeren verbarg sich eine unerwartete Leidenschaft.
Die Sirene, die er in jener Nacht auf Kyrene erlebt hatte, besaß mehr Sinnlichkeit als jede andere Frau, der er je begegnet war. Ihre unschuldige, doch heftige Reaktion auf seine Zärtlichkeiten hatte ihn völlig überrumpelt. Selbst jetzt noch wallte in Max Hitze auf, wann immer er daran dachte.
Und sie war mutig und unerschrocken - Eigenschaften, die er hauptsächlich Männern Vorbehalten geglaubt hatte. Von Beginn an hatte ihn ihre scharfe Intelligenz fasziniert.
Aber am wichtigsten war, dass sie nach dem strebte, was wirklich zählte. Leben zu retten, ihre gefangen genommene Freundin zu befreien. Er vermutete, dass Caro nichts je halbherzig tun würde. Thorne hatte Recht gehabt, als er sie als einzigartig bezeichnet hatte.
Bei dem Gedanken an Thorne flammte erneut Eifersucht in ihm auf.
„Welche Beziehung hast du zu Christopher Thorne?“ wollte er wissen. „Ihr seid kein Liebespaar?“
Sie blinzelte bei diesem abrupten Themenwechsel und stieß ein leises Lachen aus. „Himmel, nein. Für ihn bin ich wie eine Schwester.“
„Es gibt also keinen anderen Mann in deinem Leben?“
Verwundert musterte sie ihn. „Warum fragst du?“
„Ich bin besitzergreifend genug, um dein einziger Liebhaber sein zu wollen“, gestand Max.
Sie atmete hörbar scharf ein, und er konnte die Überraschung auf ihren Zügen sehen.
„Wenn du vorhast, mich nur zu benutzen, um dir die Langeweile auf See zu vertreiben, kannst du das gleich wieder vergessen“, erklärte sie.
Max schüttelte den Kopf. „Langeweile ist noch nie ein Problem für mich gewesen. Während des Krieges habe ich mich an stundenlanges Warten zwischen den Schlachten gewöhnt und gelernt, geduldig zu sein.“
„Was hast du dann vor?“ Sie kniff die Augen zusammen. „Versuchst du, mich aufzuziehen, wie Thorne es vorgeschlagen hat? Er hat sich gründlich geirrt, wenn er glaubt, ich brauche Zerstreuung. Es ist nicht nötig, mich zu verführen, damit ich nicht über Isabellas Schicksal brüte, das kann ich dir versichern.“ „Es war nicht meine Absicht, dich zu reizen, aber ich wäre gerne wieder dein Liebhaber.“
„Warum?“
„Weil ich seit einer mondhellen Nacht“, erwiderte Max aufrichtig, „immerzu an einen bestimmten Engel denken muss. Ich möchte wissen, ob das, was ich gefühlt habe, wirklich war oder nur Einbildung.“
Einen langen Moment schwieg Caro, während sie mit sich rang, ob sie ihm glauben konnte oder nicht. „Ich habe dir doch schon gesagt, dass du in jener Nacht unter den Nachwirkungen und der Anspannung des Kriegs littest.“
„Vielleicht. Aber mein Verstand scheint nicht auf logische Einwände zu hören. Noch tut das mein Körper.“ Sein Blick blieb an ihrem Busen hängen. „Deiner etwa?“
Nein, ganz bestimmt nicht. Sie hatte wenig Einfluss auf die Reaktion ihres Körpers.
Er schaute ihr ins Gesicht und lächelte zufrieden, als könne er ihre Gedanken lesen.
Nach einem suchenden Blick schüttelte sie den Kopf. „Ich verstehe, was du meinst. Jene Nacht war nur Einbildung. Kyrenes Zauber hat dich gefangen genommen, deshalb fandest du mich begehrenswert - und deshalb spielt dir deine Fantasie jetzt einen Streich.“
Max stützte sich mit einem Ellbogen auf die Reling. „Du erzähltest, Apollo habe deine verzauberte Insel erschaffen, aber
das ist natürlich nur ein Mythos.“
„Wahrscheinlich, aber die Sage hat mir immer gefallen. Kyrene war eine Wassernymphe und Prinzessin, die gerne jagte oder mit Löwen kämpfte ..."
„Löwen?“ Max klang leicht belustigt. „Sie muss in der Tat einzigartig gewesen sein.“
„Das war sie. Apollo sah sie und verliebte sich in sie, aber als sie ihn abwies, warf er einen Zauber über eine abgelegene Insel, schuf ein Paradies für Liebespaare und hielt seine Angebetete dort gefangen, bis sie seine Liebe erwiderte. Selbst jetzt noch hat die Insel diese unerklärliche Wirkung auf alle, die dorthin kommen.“
„Auf alle Sterblichen, willst du sagen.“
„Es weckt die Leidenschaft in ihnen. Darum möchtest du mein Liebhaber werden.“
Plötzlich griff Max nach Caros Ellenbogen und drehte sie um, so dass sie ihn anschauen musste. „Hast du in jener Nacht Leidenschaft empfunden, mein Engel?“
Sie wurde rot. „Nun... ja ... aber das lag auch an dem Zauber.“
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