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Insel der Versuchung

Titel: Insel der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Jordan
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schlossen und wieder öffneten.
    „Ich wollte dich nicht stören“, fügte sie hinzu. „Ich dachte nur, etwas sei nicht in Ordnung. Ich werde dann jetzt wieder gehen ...“
    „Das musst du nicht.“
    Sie spürte, wie sein Blick über sie glitt, ihre aufgelöste Erscheinung, das Haar, das ihr unordentlich um die Schultern fiel, und hörte, wie er tief einatmete. „Ich würde mich über deine Gesellschaft freuen.“
    Sie zögerte und schaute flüchtig auf das Messer in seiner Hand.
    Max schien das Lächeln auf seine Lippen zwingen zu müssen, während er die Klinge senkte. „Ich bin nicht gefährlich.“
    Ach nein? Caro war da anderer Meinung. Sie müsste es besser wissen, als mit ihm in einer Mondscheinnacht allein zu sein. Er wirkte auch nicht, als sei er in der Stimmung für menschliche Gesellschaft. Dunkler Bartschatten überzog seine Wangen, und sein rabenschwarzes Haar war zerzaust, als wäre er sich unzählige Male mit der Hand hindurchgefahren.
    Und doch bat er sie zu bleiben.
    Höflich deutete er auf das Fass, das ihm als Zielscheibe diente. „Komm, setz dich.“
    Gehorsam überquerte sie das Deck und ließ sich zögernd auf dem behelfsmäßigen Sitzmöbel nieder. Zu ihrer Überraschung entfernte sich Max ein Stück, als hielte er sie ebenfalls für gefährlich.
    Doch seine Stimme klang freundlich, als er sich erkundigte: „Also, was hat dich aus deiner netten, harten Koje fortgelockt, Süße?“
    Entschlossen, das Gespräch oberflächlich zu halten, antwortete Caro: „Meine nette, harte Koje, das stimmt allerdings. Und du? Leidest du wieder unter Schlaflosigkeit? Dagegen gibt es Mittel, wie ich dir schon sagte.“
    Seine Miene war unergründlich, aber sie spürte seine Bitterkeit. „Für meine Art von Schlaflosigkeit gibt es keine Kur.“
    Bei dieser Erwiderung runzelte sie die Stirn, überlegte, was er ungesagt ließ, fragte sich, wie ernst das war, was ihn quälte. In London hatte sie nicht das Gefühl gehabt, dass Max Schmerzen litt. Sicherlich nicht wie vor einem Jahr. Doch die Wunden auf seiner Seele waren vielleicht so tief gewesen, dass sie in der Zwischenzeit nur oberflächlich vernarbt waren. Vielleicht hatte seine Qual abgenommen, aber sie war nicht ganz überwunden. Ihr waren Fälle zu Ohren gekommen, in denen Soldaten Jahre benötigten, um sich vom Krieg zu erholen und ins normale Leben zurückzufinden.
    Vielleicht sollte ich ihn allein lassen, sagte Caro sich, aber die Worte schienen sich ihr ohne ihr Zutun über die Lippen zu drängen. „Warum kannst du nicht schlafen, Max? Wegen deiner Erinnerungen an den Krieg?“
    Er lachte leise. „Das kann man wohl sagen.“ Hilfloser Zorn klang in seiner Stimme mit. Er steckte das Messer in seine Tasche, hob den Kopf und schaute starr auf das dunkle Meer. „Kann ein Soldat je vergessen, was er gesehen hat?“
    Nur mit Mühe konnte sie sich das Ausmaß der Schrecken vorstellen, die auf seiner Seele lasteten.
    Ihr Herz flog ihm zu, genau wie vor etwas mehr als einem Jahr. Und auch die düstere Schönheit seiner Züge erinnerte sie an jene Nacht.
    „Ich wünschte, ich könnte dir helfen“, erklärte sie leise.
    Er drehte sich zu ihr um und antwortete mit gesenkter Stimme. „Du hast mir geholfen, Engel. Mehr als du ahnst. Unsere Nacht in den Ruinen ...“ Er atmete zitternd ein, wandte den Blick jedoch nicht ab und sah ihr weiter eindringlich in die Augen. „Meine Erinnerungen an dich haben mir die Kraft gegeben, das letzte mörderische Kriegsjahr zu überstehen. Wenn du nicht gewesen wärest, weiß ich nicht, ob ich es geschafft hätte.“
    Mit weit geöffneten Augen starrte Caro ihn verständnislos an. Seine Lippen verzogen sich zu einem schwachen Lächeln. „Es stimmt. Du hast mir die Kraft verliehen, weiterzukämpfen. Zweifellos bist du der Grund dafür, dass ich noch am Leben bin.“
    Vielleicht hatte sie dazu beigetragen, seine Stärke wiederherzustellen, das wollte Caro nicht ausschließen. Max war in der Hölle gewesen, und für eine Weile hatte sie ihm geholfen, seine Dämonen zu vergessen. Aber sie konnte nicht glauben, ihm das Leben gerettet zu haben.
    Er schien jedoch vollkommen ernst, während sich sein Blick in ihren bohrte. „Von jener Nacht an habe ich dich immer als meinen Schutzengel gesehen.“
    Erstaunt über sein Geständnis, betrachtete sie ihn stumm, während ihre Gedanken sich überschlugen.
    Merkwürdig, Max hatte sie seinen Schutzengel genannt, obwohl er nicht wissen konnte, dass sie als Wächter tatsächlich jemand

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