Insel der Versuchung
dir tanzen will.“ Mit der Hand deutete er auf den Steinboden auf dem Wehrgang. „Wir haben unsere eigene, private Tanzfläche. Nur der Mond und die Sterne werden uns zuschauen.“
Cara musterte ihn eine Weile, bevor sie kurz auflachte. „Wenn du dich an mir rächen willst für mein Ränkeschmieden, dann hätte ich es lieber, du denkst dir etwas anderes aus.“
„Das hat mich genug geärgert, um meinen Rachedurst zu wecken, aber ich verspreche dir, das hier wird keine Strafe werden.“
Dennoch zögerte Caro. „Selbst wenn ich Walzer tanzen könnte, lass dir versichern, würdest du mich nicht zur Partnerin haben wollen. Ich bin ein hoffnungsloser Fall.“
„Yates kann sogar mit seinem Holzbein tanzen.“
„Aber John Yates hat immer schon gerne getanzt. Im Gegensatz zu mir.“
„Du kannst doch fechten, oder?“
„Was hat das damit zu tun?“
„Tanzen ist nicht schwieriger, als sich einem Gegner mit dem Rapier zu stellen. Genau genommen würden die meisten Leute es als eine viel weniger gefährliche Beschäftigung ansehen. Nun komm her. Ich möchte dir beibringen, Walzer zu tanzen.“
„Hast du keine Angst, dass ich dich wieder zu Boden werfe?“ erkundigte Caro sich leicht belustigt.
Ihr Humor ist ihr Schutzschild, begriff Max gerührt. „Überhaupt nicht, denn diesmal bin ich gewarnt. So, und jetzt pass auf, und tu es mir nach.“
Vorsichtig nahm er ihre Hände in seine, zeigte er ihr die einzelnen Schritte und den Rhythmus. Sie konnten schwach die Musiker im Saal einen Walzer spielen hören, und Caro entdeckte, dass sie Max erstaunlich leicht folgen konnte, während er halb laut für sie zählte ... eins, zwei, drei... eins, zwei, drei... ihr dann und wann Anweisungen gab und sie leise ermutigte.
Schließlich zog er sie in seine Arme. „Jetzt mach die Augen zu, Engel, fühle einfach.“
Sie gehorchte, passte sich mühelos seinem Rhythmus an und ließ sich von der Musik tragen. Innerhalb weniger Augenblicke bewegten sie sich, als wären sie eins.
Sie konnte es kaum glauben. Trotzdem empfand sie, als sie sich uneingeschränkt seiner Führung überließ, ein merkwürdiges Hochgefühl, Freude und Dankbarkeit. Irgendwie hatte sie sich immer gewünscht, anmutig zu sein, zu tanzen wie die anderen Frauen, und irgendwie war es Max gelungen, sie in einen Schwan zu verwandeln.
Ein erstickter Laut stieg in ihrer Kehle auf. Zum zweiten Mal in ihrem Leben gab ihr dieser Mann das Gefühl, schön und begehrenswert zu sein.
Es war, als befände sie sich in einem sinnlichen Traum.
Eine Weile später wurde sie sich vage bewusst, dass Max ihre Schritte langsamer werden ließ. Er wich ein wenig zurück und musterte sie unter halb gesenkten Lidern.
Ihr Tanz endete schließlich ganz, und plötzlich war die Nacht voller Geräusche und Empfindungen.
Sie schauten sich an. „Gleich werde ich dich küssen“, warnte er sie mit tiefer, gedämpfter Stimme.
Die Luft in ihren Lungen schien sich in warme Flüssigkeit zu verwandeln. Sein Blick bannte sie, während er sie in den Armen hielt. Sie spürte die Hitze seines Körpers, fühlte, wie ihre Brüste leicht schwollen und sich spannten. Wider besseres Wissen verzehrte sie sich nach seinem Kuss.
Mit betörender Zärtlichkeit legte er seine Hände auf ihren Rücken, bevor er sie an sich zog. Sein Verlangen war unübersehbar, und Caro verspürte ein plötzliches Sehnen zwischen ihren Schenkeln, das sie nicht kontrollieren konnte.
Seine Hände bewegten sich nach oben, er umfasste sanft ihren Nacken, erinnerte sie damit an eine andere verzauberte Nacht, das silberne Mondlicht, das Wispern der Wellen im Meer, die unglaubliche Sinnlichkeit dieses Mannes ...
Dann nahm Max ihren Kopf zwischen beide Hände und bog ihn zurück. Caro starrte in sein Gesicht, zitterte unter dem Wissen, dass er sie begehrte.
Seine schönen Züge füllten ihr ganzes Blickfeld aus, dann senkte er den Mund.
Sie stieß den Atem aus, den sie unwillkürlich angehalten hatte. Sie dachte nicht daran, Widerstand zu leisten, sie dachte an überhaupt nichts, sondern fühlte nur.
Sein Kuss war ein langsames, intimes Erkunden ihres Mundes. Sie spürte die verräterische Hitze des Verlangens in sich aufsteigen und wachsen.
Ein Wimmern entschlüpfte ihr, als sie begriff, wo dies hier enden würde. Sie brauchte es zu sehr, sehnte sich zu sehr danach, verzehrte sich zu sehr. Max weckte die Wildheit in ihr.
Sie atmete stoßweise ein und versuchte zurückzuweichen, aber er umfing ihr Gesicht und hielt sie
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