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Insel der Versuchung

Titel: Insel der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Jordan
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er dich retten wollte.“
    Max schluckte hart und nickte.
    „Und nach dem Tod deines Freundes? Du bist in der Armee geblieben, obwohl du dein Offizierspatent hättest verkaufen können.“
    „Ich bin geblieben, damit Philips Tod nicht sinnlos war. Ich hatte vor, die Franzosen zu schlagen oder bei dem Versuch zu sterben.“
    „Du musst ihn sehr vermissen.“
    Der Verlust von Philip zerriss ihm das Herz. Als Jungen waren sie unzertrennlich, als junge Männer gemeinsam in Oxford gewesen. Sie hatten sich zusammen die Hörner abgestoßen, zusammen gelacht, geboxt und sich Streiche gespielt, denselben leichten Frauenzimmern nachgestellt ... Seite an Seite gekämpft. Mehr als einmal hatten sie sich gegenseitig das Leben gerettet. Bis zum letzten Mal.
    „Ich kann mir denken, dass dein Leben jetzt ganz anders ist“, bemerkte Caro vorsichtig, als Max schwieg. „Wenn ich wie du Hunderte von Männern so viele Jahre befehligt hätte, dann würde ich mich auch manchmal einsam fühlen.“
    Seine Finger umklammerten den Weinschlauch. Er war manchmal einsam. Er hatte das Wichtigste in seinem Leben verloren: seine Familie, seine engsten Freunde. Nach Philips Tod hatte er absichtlich zu den anderen Offizieren Abstand gehalten. Er verspürte keine Lebensfreude mehr. Oh ja, er hatte eine Menge verloren.
    Tief Luft holend, gebot Max seinen bedrückenden Gedanken Einhalt; sie waren sinnlos. Andere hatten viel mehr eingebüßt als er, ihr Leben oder Gliedmaßen. Andere hatten größere Opfer erbracht als er.
    Und die Einsamkeit war eine Last, die er tragen musste. Seine Strafe für Philips Tod.
    Er hob den Weinschlauch an die Lippen und trank.
    „Ich habe gehört“, sagte Cara schließlich, „dass Kameraden in der Armee ein Band formen, das stärker als das zwischen Brüdern sein kann. Stimmt das?“
    Das Bild von Philips lachendem Gesicht vor Augen, versuchte Max, seine düstere Stimmung abzuschütteln. „Es stimmt. Man formt ein Band, wenn man zusammen so viel durchmacht... die ganzen Härten und das Elend unzähliger Feldzüge. Ich vermisse diese Kameradschaft...“
    Er brach ab und betrachtete Caro unter zusammengezogenen Brauen. „Versuchst du, mir meine Geheimnisse zu entlocken?“ „Nein, natürlich nicht“, entgegnete sie, obwohl ihr leises Lächeln das Gegenteil verriet.
    Max spürte, wie seine dunkle Anspannung nachließ. In dem feinen Gischtnebel brach sich das Licht, so dass ein Regenbogen über Caros Kopf schillerte. Strähnen von ihrem dunklen Haar lockten sich an ihrer Schläfe. Er konnte sich nicht erinnern, je etwas Schöneres gesehen zu haben.
    Er hob eine Hand und schob ihr eine Strähne hinters Ohr. „Warum, zum Teufel, ertappe ich mich dabei, wie ich dir Sachen erzähle, die ich nie zuvor jemandem anvertraut habe?“ „Vielleicht, weil du hier deine Vorsicht ablegen kannst.“ Sie deutete auf den See. „Diese Insel und dieser Ort sind etwas ganz Besonderes.“
    Nein, überlegte Max, sie ist etwas ganz Besonderes, ihre Heilkraft, ihre Zärtlichkeit.
    Sein Blick blieb an ihren weinbenetzten Lippen hängen.
    Caro hatte sich ihm freiwillig geschenkt, aber sein Hunger war mehr als körperliches Verlangen. Wenn er einfach nur den Schmerz in seinen Lenden lindem wollte, hätte er sich selbst der Sache annehmen können, wie schon während der Feldzüge. Wenn er nur einen weiblichen Körper brauchte, hätte er seine Lust an Caro stillen und es dabei belassen können. Aber er wollte, nein, brauchte etwas anderes.
    Nur Caro konnte den Schmerz in seiner Seele lindem und die Dunkelheit dort vertreiben.
    Als sie zu ihm aufblickte, schoss Begehren durch seinen Körper. Er musste sie berühren. Max hob die Hände und umfing zart ihr Gesicht. Als sie ihm ihre Lippen bot, stöhnte er leise und küsste sie leidenschaftlich, wollte jeden Tropfen ihres Trostes wie ein kostbares Geschenk empfangen.
    Caro fühlte sich hin und her gerissen, als Max sie im Licht des abnehmenden Mondes gegen drei Uhr am Morgen nach Hause brachte. Die stille Schönheit der Nacht, zusammen mit den Nachwirkungen von Max’ Liebesspiel erfüllte sie mit innerem Frieden. Und das war ihr Problem. Sie brach das Versprechen, das sie sich selbst gegeben hatte.
    Sie hatte gedacht, sie würde in ihrer Grotte sicher sein. Deshalb hatte sie Max auch dorthin gebracht statt zu den Ruinen. Beides waren magische, heilende Orte, aber sie hatte geglaubt, sich in ihrer vertrauten Umgebung besser unter Kontrolle halten zu können.
    Ihr Plan, die Beziehung aufs

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