Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel des Sturms

Insel des Sturms

Titel: Insel des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
Vom Netzwerk:
dass sie sich ebenfalls nach einem solchen Heim sehnte. »Hast du in Chicago auch ein Haus?«
    »Nein. Ein elegantes Apartment«, fügte sie hinzu, ehe sie sich, plötzlich rastlos, von ihrem Platz erhob. Ein elegantes, lebloses Apartment. »Das hier ist ein schöner Ort für ein Zuhause. Man hat einen wunderbaren Blick über das Meer.«
    Auf dem Weg zum Fenster blieb sie neben einem abgenutzten alten Klavier mit gelben, teilweise gesprungenen Tasten stehen, auf dessen verkratztem Deckel mehrere Notenblätter verstreut waren. »Wer von euch kann spielen?«
    »Wir alle.« Shawn trat lautlos neben sie, legte seine langen Finger auf die Tasten und schlug ein paar schnelle Akkorde an. Trotz seines hohen Alters brachte das Instrument süße, zu Herzen gehende Klänge hervor. »Kannst du es auch?«
    »Ein bisschen. Nicht sehr gut.« Sie atmete vorsichtig aus und ermahnte sich, kein derart dummes Zeug zu reden. »Ja.«
    »Was denn nun? Ja oder nein?«
    »Ja, ich spiele auch.«
    »Dann lass mal etwas hören!« Er stieß sie mit der Hüfte an, dass sie vor Überraschung auf die Klavierbank sank.
    »Aber ich habe seit Monaten nicht mehr geübt«, setzte sie zögernd an; doch er blätterte bereits die Noten durch, stellte eine Seite vor sie und nahm neben ihr Platz.

    »Versuch’s mal damit.«
    Da sie nur ein paar Akkorde spielen wollte, machte sie sich gar nicht erst die Mühe, ihre Lesebrille aus der Handtasche zu fischen. Ohne sie musste sie sich jedoch weit nach vorne beugen und blinzeln, um die Noten zu erkennen. Nervös wischte sie sich die feuchten Hände an den Oberschenkeln ab und erinnerte sich daran, dass dies kein Vorspielen wie in ihrer Kindheit war – vor dem sie sich aus lauter Angst immer übergab.
    Trotzdem musste sie zweimal tief durchatmen, worauf Shawn den Mund, ehe sie zu spielen begann, zu einem leisen Lächeln verzog.
    »Oh!« Ihre Finger glitten behände vom ersten Takt zum zweiten. »Oh, das ist wunderbar.« Vor lauter Freude über die verträumten Klänge vergaß sie ihre Aufregung. »Das bricht einem ja regelrecht das Herz!«
    »Soll es auch.« Er legte den Kopf auf die Seite, lauschte der Musik und sah sie von der Seite an. Er konnte verstehen, weshalb sie seinem Bruder sofort aufgefallen war. Das feine Gesicht, ihr ruhiges Auftreten und diese überraschend ausdrucksvollen meerfarbenen Augen!
    Ja, überlegte Shawn, genau diese Mischung war es, die Aidan sicher nicht nur faszinierte, sondern sein Herz zum Schmelzen brachte. Und was Judes Herz betraf, so war es mit leiser Sehnsucht angefüllt. Was ebenfalls passte …
    »Du spielst in der Tat sehr gut. Warum hast du erst gesagt, du kannst es nicht?«
    »Ich bin es gewöhnt zu sagen, dass ich etwas nicht gut kann, denn normalerweise stimmt es.« Ganz in die Musik versunken, fuhr sie in abwesendem Ton fort: »Das hier kann jeder vom Blatt spielen. Es klingt wunderbar. Wie heißt dieses Stück?«
    »Ich habe ihm noch keinen Namen gegeben.«
    »Das hast du komponiert?« Sie hielt im Spielen inne und
starrte ihn mit großen Augen an. Künstler erfüllten sie stets mit abgrundtiefer Bewunderung. »Wirklich? So was Herrliches?«
    »Oh, fang bloß nicht an, dem Kerl zu schmeicheln. Er ist auch so schon eingebildet genug.« Brenna kam hereingeschlendert und stopfte die Hände in die Taschen ihrer weiten Jeans.
    »Das Weibsbild weiß Musik leider nicht zu schätzen, solange es sich nicht um irgendein rebellisches Lied handelt und sie dazu ein Bier trinkt.«
    »Wenn du je ein solches Lied schreibst, trinke ich gerne auch auf dich!«
    Freundlich schnaubten sie einander an.
    »Was machst du hier? Soweit ich weiß, ist augenblicklich nichts im Haus kaputt.«
    »Siehst du vielleicht irgendwo meinen Werkzeugkoffer?« Würde er denn niemals einfach sie ansehen? Dieser verdammte blinde Maulwurf! »Ich fahre mit Jude und Darcy nach Dublin.« Brenna zuckte die Achseln. »Irgendwann war ich es ganz einfach leid, dass Darcy mich ständig belabert hat; also gab ich mich am Ende geschlagen.« Sie drehte sich um und brüllte die Treppe hinauf: »Darcy, um Himmels willen, was machst du so lange? Ich warte schon seit einer Stunde.«
    »Jetzt musst du diese Lüge Pater Clooney beichten«, erklärte ihr Shawn. »Denn genau besehen bist du gerade erst eingetroffen.«
    »Das war eine Notlüge, und vielleicht kommt sie auf Grund meiner Aussage doch noch vor Ende nächster Woche runter.« Sie warf sich in einen Sessel. »Warum bist du nicht im Pub, um Aidan beim Bedienen zu

Weitere Kostenlose Bücher