Insel des Sturms
wir, als alles vorüber war, haben die Zahlen durchaus
gestimmt – aber bis dahin war es ein ziemlich mühsamer Prozess. Aidan hingegen ist ein richtiger Romantiker.«
Auf die Ahs und Ohs der beiden Freundinnen hin fing sie hilflos an zu kichern. »Oh, hört auf! Am besten sage ich wirklich kein Wort mehr.«
»Was für eine Hexe du doch sein kannst!« Brenna ziepte sie am Haar. »Aber verrate uns doch bitte wenigstens ein kleines Beispiel dessen, was du bei ihm romantisch findest.«
»Eins?«
»Ein einziges. Dann sind wir schon zufrieden, nicht wahr, Darcy?«
»Natürlich. Niemals würden wir uns in ihr Privatleben einmischen.«
»Hm – beim allerersten Mal hat er mich in die Arme genommen und den ganzen Weg bis in mein Schlafzimmer hinauf getragen.«
»Wie Rhett die unwiderstehliche Scarlett?«, wollte Darcy wissen. »Oder hat er dich eher wie einen Sack Kartoffeln über seine Schulter geworfen und die Treppe raufgehievt?«
»Eher so wie Rhett und die unwiderstehliche Scarlett.«
»Das ist wirklich nett.« Brenna legte ihr Gesicht auf ihre Arme. »Dafür bekommt er einen Pluspunkt.«
»Er behandelt mich, als wäre ich etwas Besonderes.«
»Weshalb sollte er das auch nicht tun?«, fragte Darcy überrascht.
»Weil sich bei mir noch nie jemand so viel Mühe gegeben hat. Und, tja, da wir gerade davon reden, und da ihr meine Garderobe schließlich kennt, wisst ihr ja wohl, dass ich nichts… nun, Verführerisches habe. Reizwäsche oder so. Ich dachte, vielleicht könntet ihr mir bei der Suche helfen.«
Hellauf begeistert rieb sich Darcy die Hände. »Dafür weiß ich genau das richtige Geschäft.«
»Ich habe zweitausend Pfund für Unterwäsche ausgegeben.«
Wie betäubt lief Jude die Grafton Street hinunter. Überall drängten sich Käufer, Touristen, Horden von Teenagern, und alle paar Meter spielten irgendwelche Musikanten. Der Lärm, die Farben, die Formen raubten ihr die Sinne. Beinahe so wie das, was sie sich soeben geleistet hatte.
»Zweitausend. Für Unterwäsche.«
»Und es hat sich eindeutig gelohnt«, erklärte Darcy ihr entschieden. »Wenn er dich erst darin erlebt, wird er nie mehr von dir loskommen.«
Sie waren beladen wie die Packesel, und obgleich Jude sich vorgenommen hatte, sich bei ihrem Einkauf kühn und verwegen zu gebärden, gingen ihre und Darcys Vorstellungen von Kühnheit doch ziemlich auseinander. Irgendwie hatte sie innerhalb von kaum zwei Stunden auf Darcys gnadenloses Drängen hin einen halben Kleiderschrank voll neuer Gewänder mitsamt den Accessoires gekauft.
»Mehr kann ich wirklich nicht tragen.«
»Hier!« Darcy riss ihr ein paar der Tüten aus den Händen und drückte sie Brenna in den Arm.
»He, ich habe nichts gekauft.«
»Also bist du frei, oder etwa nicht? Oh! Guckt euch nur die Schuhe an.« Darcy schob sich durch die um drei Fiedler versammelte Menge auf ihr Ziel zu. »Einfach fantastisch, Mädels!«
»Ich will endlich meinen Tee«, maulte Brenna und blickte mit gerunzelter Stirn auf die zierlichen schwarzen Sandalen mit den zehn Zentimeter hohen Absätzen, von denen Darcy derart schwärmte. »In den Dingern kannst du garantiert nicht mal einen Kilometer laufen, ohne jede Menge Blasen und Krämpfe in den Waden zu kriegen.«
»Himmel, die Dinger sind auch nicht zum Laufen gemacht. Ich muss sie einfach haben.« Beherzt trat Darcy in das Geschäft.
»So kriege ich nie mehr einen Tee«, beschwerte sich Brenna. »Ganz sicher sterbe ich des Hungers und des Durstes, ohne dass ihr zwei es auch nur merkt – denn, begraben unter einem Berg von Tüten, von denen, wie ich vielleicht hinzufügen darf, nicht ein einziges Teil mir gehört, werdet ihr mich gar nicht einmal zusammensinken sehen.«
»Wir trinken unseren Tee, sobald ich diese Schuhe anprobiert habe! Hier, Jude, diese sind für dich.«
»Ich brauche keine Schuhe mehr.« Doch sie war ein schwacher Mensch, brach auf einem Stuhl zusammen und merkte, dass sie die reizenden bronzefarbenen Pumps bereits wohlwollend musterte. »Sie sind wirklich wunderschön, aber dann fehlt mir auch noch die passende Handtasche.«
»Die passende Handtasche. Himmel!« Brenna verdrehte die Augen und glitt matt von ihrem Sitz.
Sie kaufte die Schuhe, eine Tasche, eine wunderbare Jacke in dem Laden nebenan und schließlich noch einen neckischmädchenhaften Strohhut, den sie unbedingt für die Gartenarbeit brauchte. Da sie komplett überladen waren, stimmten sie über eine Fortführung des Bummels ab; mit Brennas
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