Insel des Sturms
Geldausgeben«, setzte Aidan an und riss plötzlich die Augen auf. »Darcy? Dann ist sie also wieder da? Oh, dem Himmel sei Dank! Zwei Hände mehr bringen uns vielleicht durch diesen Abend, ohne dass das vollkommene Chaos ausbricht.«
»Du kannst meine haben.«
»Hmm?«
»Ich kann die Bestellungen aufnehmen.« Der Gedanke fasste Wurzel in ihr und erblühte regelrecht. »Und auch bedienen.«
»Liebling, niemals werde ich dich um so etwas bitten.« Er drehte den Kopf, als sich jemand mit den Ellbogen zum Tresen durchkämpfte und weitere große und kleine Biere sowie Mineralwasser bestellte.
»Du bittest mich ja nicht. Und ich würde es wirklich gerne tun. Falls ich mich allzu dämlich anstelle, werden einfach alle denken, die Amerikanerin ist eben etwas begriffsstutzig – dann kannst du Darcy immer noch herbeizitieren.«
»Hast du schon jemals als Serviererin gearbeitet?« Er bedachte sie mit einem nachsichtigen Lächeln, das sie als Beleidigung empfand.
»Was soll daran schon so schwer sein?«, schnauzte sie, und um zu beweisen, dass sie für diese Arbeit nicht zu dumm war, setzte sie sich in Richtung eine der kleinen Tische in Bewegung und fing ganz einfach an.
»Sie hat nicht mal einen Block oder ein Tablett mitgenommen!« Mitgefühl heischend blickte Aidan in die Runde der »Barhocker«. »Und wenn ich jetzt Darcy anrufen würde, würde das Weib sicher zum Frühstück meinen Kopf auf einem silbernen Tablett verlangen.«
»Frauen«, wurde ihm erklärt, »sind eben unberechenbare Geschöpfe.«
»Das stimmt, aber die hier ist normalerweise eher einsichtig. Macht fünf Pfund achtzig. Und«, fuhr er, während er das
Geld einsteckte und Wechselgeld herausgab, finster fort, »es sind gerade die äußerlich ruhigen, die dir, wenn etwas nicht so läuft, wie sie es wollen, ohne Erbarmen an die Kehle gehen.«
»Du bist wirklich ein kluger Mann, Aidan!«
»Ja.« Aidan atmete tief ein. »Klug genug, um Darcy nicht herzuholen und dadurch Gefahr zu laufen, es gleich mit zwei Furien aufnehmen zu müssen.«
Trotzdem war er sicher, dass Jude spätestens in einer Viertelstunde begriff, was für einen Fehler sie mit ihrem Angebot gemacht hatte. Immerhin war sie eine nüchterne, vernunftbegabte Frau. Und später konnte er sie trösten, indem er sagte, es wäre eben außergewöhnlich viel Betrieb gewesen; er hätte sich über ihre Hilfsbereitschaft wirklich gefreut und so weiter und so weiter, bis schließlich das nächste Schäferstündchen gesichert wäre.
Mit diesem glücklichen Gedanken servierte Aidan gut gelaunt die nächste Runde. Und hob lächelnd den Kopf, als Jude sich an die Bar zurückschlängelte. »Jetzt hole ich dir erst mal deinen Wein.«
»Ich trinke nicht, während ich arbeite«, erteilte sie ihm Auskunft.»Zwei große Harp, ein kleines Smithwick’s, zwei Whiskey, hm, Padday, zwei Cola, und einen Baileys.« Ihre Miene verriet eine gewisse Selbstzufriedenheit. »Außerdem könnte ich eine der kleinen Schürzen brauchen, falls du eine in der Nähe hast.«
Während er schon zapfte, räusperte er sich. »Ah, du kennst doch die Preise gar nicht!«
»Dann gib mir eine Liste. Steck sie einfach in die Schürze. Ich bin ziemlich gut im Rechnen, sodass ich es sicher schaffen werde, ein paar Zahlen zu addieren. Wenn du ein Tablett hast, kann ich, während du zapfst, ein paar der leeren Gläser von den Tischen räumen, ehe sie auf dem Boden zerschellen.«
Eine Viertelstunde, dachte er erneut, suchte eine Karte und eine der Servierschürzen, legte sie auf ein Tablett und schob es ihr hinüber. »Es ist wirklich nett, dass du mir helfen willst, Jude Frances!«
Sie runzelte die Stirn. »Du denkst, ich wäre zu blöd für diese Arbeit.« Mit diesen Worten schwebte sie bereits wieder davon.
»Und, tut’s weh?«, fragte ihn Shawn.
»Was?«
»Derart ins Fettnäpfchen zu treten. Ich wette, irgendwann rutschst du ganz furchtbar darin aus.« Als Aidan ihm seinen Ellbogen zwischen die Rippen rammte, grinste er frech. »Sie ist wirklich nicht übel«, fügte er hinzu, während er beobachtete, wie Jude einen der niedrigen Tische abräumte und sich gleichzeitig angeregt mit der dort versammelten Familie unterhielt. »Ich würde sie dir bereitwillig abnehmen, falls …«
Angesichts des Mörderblickes, mit dem Aidan ihn bedachte, brach er lieber ab. »War nur ein kleiner Scherz«, murmelte er halbwegs verlegen und schlurfte eilig ans andere Ende des Tresens.
Jude kam zurück, leerte ihr Tablett und lud sich die
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