Insel des Sturms
schrillem Nein schleppten sie ihre Einkäufe zum Wagen zurück und sperrten sie in den Kofferraum; anschließend begaben sie sich auf die Jagd nach einem Mittagstisch.
»Dank sei Maria und sämtlichen Heiligen!« Brenna machte es sich in der Nische des winzigen italienischen Restaurants bequem, in dem es wunderbar nach Knoblauch duftete. »Ich komme vor Hunger schon auf dem Zahnfleisch daher. Bitte für mich ein großes Bier und eine Pizza mit allem, was Sie, abgesehen von der Spüle, in der Küche haben«, gab sie, sobald der Ober an ihrem Tisch erschien, ihre Bestellung auf.
»Nein, nein, so läuft das nicht.« Darcy schlug ihre Serviette auseinander und bedachte den Kellner mit einem derart
verführerischen Lächeln, dass dieser sich sofort in sie verliebte. »Wir nehmen eine Pizza zusammen und jede von uns sucht zwei Beläge aus. Außerdem hätte ich gern ebenfalls ein Bier, allerdings ein kleines.«
»Tja, dann nehme ich Champignons und Würstchen.«
»Fein.« Darcy nickte zufrieden mit dem Kopf. »Ich hätte gerne schwarze Oliven und grüne Peperoni. Jude?«
»Ah, ein Mineralwasser und…« Sie bemühte sich um eine ernste Miene, als Brenna verzweifelt die Worte Kapern und Salami formte, und bestellte gehorsam »Kapern und Salami«.
Seufzend lehnte sie sich auf ihrer Bank zurück und machte eine Bestandsaufnahme des bisherigen Tagesverlaufs. Ihre Füße taten weh, sie konnte sich höchstens an die Hälfte der Dinge erinnern, die sie gekauft hatte, ihr Kopf dröhnte vor lauter Hunger und auf Grund der seit dem Vormittag ununterbrochenen Gespräche – und sie war restlos glücklich.
»Dies ist mein erster Tag in Dublin, und ich war in keinem Museum, habe kein einziges Foto geschossen. Ich war weder am St. Stephen’s Green noch am Trinity College, um mir die Bibliothek oder das Book of Kells anzusehen. Es ist wahrhaftig eine Schande.«
»Warum? Dublin läuft dir ja nicht weg.« Darcy beendete den Flirt mit dem Ober und wandte sich der Freundin zu. »Du kannst jederzeit zurückkommen zu einer Stadtbesichtigung.«
»Irgendwie stimmt das. Es ist nur so, dass ich normalerweise als Allererstes diese Programmpunkte erfüllt hätte. Ich habe die Reiseführer gelesen und mir einen genauen Plan zurechtgelegt – auch wenn auf meiner Liste vielleicht noch der Einkauf von einigen Souvenirs gestanden hat, kam dieser Punkt doch erst zum Schluss.«
»Und jetzt hast du diese Liste eben umgedreht!« Als der
Ober mit den Getränken an ihren Tisch zurückkehrte, ließ sie nochmals betörend ihre Wimpern klimpern.
»Ich habe mein ganzes bisheriges Leben umgekrempelt. Warte!« Ehe Brenna ihr Glas an den Mund heben konnte, ergriff sie deren Hand.
»Jude, meine Kehle ist so trocken wie die einer achtjährigen Jungfrau. Hab also bitte Erbarmen!«
»Darf ich schnell sagen, dass ich nie zuvor Freundinnen wie euch hatte …«
»Klar, denn Frauen wie uns gibt es definitiv nicht noch mal.« Brenna zwinkerte vergnügt und rollte, als Jude ihr Handgelenk auch weiterhin umklammerte, schichsalsergeben mit den Augen.
»Nein, ich meine… ich hatte nie zuvor Freundinnen, mit denen ich lächerliche Gespräche über Sex führen oder eine Pizza teilen konnte oder die mir geholfen haben, schwarze Spitzenunterwäsche auszusuchen.«
»O weia, jetzt werd bitte nicht rührselig.« Leicht verzweifelt tätschelte Brenna Jude den Handrücken. »Ich besitze sehr empfindliche Tränendrüsen, über die ich leicht die Kontrolle verliere.«
»Tut mir Leid.« Doch es war bereits zu spät. In Judes eigenen Augen zeigte sich bereits ein feuchter Schimmer. »Aber ich bin einfach so glücklich.«
»Tja.« Mit einem leisen Schniefen teilte Darcy Papierservietten aus. »Wir sind es ebenfalls. Also, auf die Freundschaft!«
»Es lebe die Freundschaft!« Als sie miteinander anstießen, entfuhr Jude ein leiser Seufzer.
»Slainte.«
Während des Spaziergangs im Anschluss an das Essen bekam Jude doch noch etwas von der Stadt zu sehen. Sie zog ihre Kamera hervor und machte Fotos von den elegant geschwungenen
Brücken über dem Liffey, den schattigen, heimeligen Parks, den Körben voller farbenfroher Blumen vor den Eingängen der Pubs.
Sie beobachtete, wie ein Straßenkünstler einen Sonnenaufgang über dem Meer malte und kaufte das Bild am Schluss spontan für Aidan.
Brenna und Darcy mussten ein Dutzend Mal für die Kamera posieren, und Jude bestach sie mit Eclairs, damit sie noch ein wenig mit ihr zusammen die Straßen und Plätze Dublins
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