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Insel des Sturms

Insel des Sturms

Titel: Insel des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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beteuerte er. »Mein Herz ist wieder genesen. Übrigens weiß ich gar nicht mehr, wie ich jemals wegen einer Frau derart unglücklich sein konnte. Aber falls Sie sich Sorgen machen, können Sie ruhig Aidan fragen, ob ich noch ein Bier vertrage.«
    Er war wirklich süß. Am liebsten hätte Jude ihm seinen Kopf getätschelt wie einem großen, zotteligen Hund. »Dann verspüren Sie heute also nicht das übermächtige Bedürfnis, ihm die Nase zu brechen?«, fragte sie erleichtert.
    »Tja, nun, allerdings erwäge ich das aus dem Grund, dass es mir bisher niemals gelungen ist, immer noch. Schließlich wäre das nur die Revanche dafür, dass er mir vor Jahren mal das Nasenbein gebrochen hat.«
    »Aidan hat Ihnen das Nasenbein gebrochen?« Grausig! Und auch faszinierend, gestand sie sich gegen ihren Willen ein.
    »Allerdings nicht absichtlich«, gab Jack einschränkend zu. »Wir waren fünfzehn, haben Fußball gespielt, und eins führte zum anderen. Aidan gibt seinen Kumpels immer nur dann eins auf die Rübe, wenn …«
    »Eins hat zum anderen geführt?«
    »Genau!« Jack strahlte sie an. »Und ich glaube, er hat sich bereits seit Monaten nicht mehr wirklich mit jemandem geprügelt. Eigentlich wäre es mal wieder allerhöchste Zeit – aber er ist viel zu sehr damit beschäftigt, Ihnen den Hof zu machen, um auch nur daran zu denken.«
    »Er macht mir nicht den Hof.«
    Jack warf ihr einen Blick zu, der gleichermaßen Sorge und Verwunderung ausdrückte. »Dann sind Sie also nicht verliebt?«
    »Ich …« Was sollte sie darauf bloß antworten? »Ich mag
ihn wirklich gern. Aber jetzt hole ich doch schnell Ihr Bier … in der Tat machen wir gleich zu!«
     
    »Du hast dir die Füße wund gelaufen«, erklärte Aidan Jude, als er die Tür hinter dem letzten Gast verriegelte. »Jetzt setz dich erst mal hin und ich kredenze dir endlich deinen Wein.«
    »Das wäre echt nett!« Sie musste zugeben, dass es beinharte Arbeit gewesen war. Unterhaltsam, doch erschöpfend. Ihre Arme schmerzten vom Schleppen der bleischweren Tabletts. Kein Wunder, dachte sie, dass Darcys Arme so herrlich muskulös waren.
    Und ihre Füße pochten derart heftig, als fielen sie gleich ab.
    Matt sank sie auf einen Hocker und ließ ihre Schultern kreisen.
    Shawn räumte in der Küche auf und sang dabei ein Lied von einem wilden Auswanderer. Die Luft war blau vom Dunst der Zigaretten und schwer vom Geruch des Whiskeys und des Biers.
    Jude fand das aller äußerst anheimelnd.
    »Falls du die Psychologie aufgeben willst«, erklärte Aidan, als er ihr den Wein brachte, »stelle ich dich liebend gerne ein.«
    Kein Lob hätte sie mehr erfreut. »Dann habe ich mich also nicht allzu dämlich angestellt?«
    »Du bist eine Super-Kraft.« Er nahm ihre Hand, hob sie an seinen Mund und küsste sie galant. »Danke.«
    »War richtig lustig. Ich habe in meinem Leben nicht oft jemanden eingeladen, weil es mich immer so nervös macht. Allein die Planung hat mich bereits in Panik versetzt. Und dann die Bewirtung der Leute, die Verantwortung dafür, dass alles pannenfrei läuft. Das hier war, als hätte ich ein Fest gegeben ohne jede Aufregung. Und …« Sie klingelte mit
den Münzen in der Tasche ihrer Schürze, »obendrein wurde ich sogar noch belohnt.«
    »Also, jetzt bleibst du hier sitzen und erzählst mir von deinem Tag in Dublin, während ich ein wenig aufräume.«
    »Ich kann dir genauso gut davon erzählen, wenn ich dir ein bisschen zur Hand gehe.«
    Besser vermied er das Wagnis, ihre gute Laune zu verderben, indem er ihr freundliches Angebot ausschlug; doch ganz sicher würde er ihr keine komplexeren Aufgaben zuteilen, als die leeren Gläser abzuräumen und auf der Theke abzustellen. Aber sie war schneller als er dachte, und noch während er hinter dem Tresen Ordnung schuf und die abendliche Abrechnung erledigte, rollte sie die Ärmel ihrer Bluse hoch und rückte mit einem Lappen, den sie sich von Shawn geholt hatte, sämtlichen Tischen zu Leibe.
    Er hörte ihr zu, während sie in heiterem Singsang beschrieb, was sie untertags in Dublin getan und gesehen hatte. Die Worte waren nicht so wichtig. Allein der Klang ihrer Stimme weckte ein warmes Ziehen in ihm.
    Und die Ruhe, die sie ausstrahlte, hüllte ihn wohlig ein.
    Nun bewaffnete er sich mit einem Besen und fegte den Boden. Es war erstaunlich, dachte er, wie problemlos sie seinen Rhythmus übernahm. Oder war es vielleicht umgekehrt? Er konnte es nicht sagen. Doch sie fand an diesem Ort, in seiner Welt, in seinem Leben

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