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Insel des Sturms

Insel des Sturms

Titel: Insel des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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sich um eine Sinnestäuschung gehandelt haben, denn es war niemand da.
    Brenna O’Toole, eine geradezu erschreckend tüchtige junge Frau aus dem Dorf, kam unmittelbar nach mir und nahm die Dinge auf eine entschiedene und zugleich freundliche Weise in die Hand, für die ich wirklich dankbar war. Sie ist eine wunderbare Person – ich frage mich, ob alle Menschen hier so reizend sind – und hat dieses raue, direkte Gebaren, das manche Frauen so problemlos an den Tag legen können, ohne dadurch auch nur einen Bruchteil ihrer Weiblichkeit einzubüßen.
    Ich nehme an, sie hält mich für eine dämliche, hoffnungslos unpraktische Person, aber trotzdem war sie nett.
    Sie hat behauptet, hier im Cottage gäbe es einen Geist; aber ich denke, das behaupten die Dorfbewohner von sämtlichen Häusern in der Grafschaft. Da ich jedoch beschlossen habe, mich an einem Aufsatz über irische Legenden zu versuchen, gehe ich dieser Geschichte vielleicht noch genauer auf den Grund.
    Natürlich hat sich meine innere Uhr noch nicht an die hiesige Zeit gewöhnt, sodass ich den Großteil des Tages verschlafen und dafür um Mitternacht gespeist habe.
    Draußen ist es dunkel und nebelig. Der Nebel schimmert irgendwie und kommt mir geradezu schmerzlich schön vor. Ich fühle mich behaglich, und auch in meine Gedanken ist endlich Ruhe eingekehrt.
    Es wird alles gut werden.
     
    Mit einem abgrundtiefen Seufzer lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück. Ja, nickte sie, es würde alles gut.

     
    Um drei Uhr morgens, wenn die Geister für gewöhnlich am aktivsten sind, saß Jude, eingehüllt in eine dicke Decke, eine Kanne Tee auf ihrem Nachttisch, ein Buch zwischen den Händen, warm auf ihrem Bett. Im Kamin prasselte der Torf, und hinter den Fenstern wogten die Nebelschwaden auf und ab.
    Mit dem Gedanken, dass sie in ihrem ganzen Leben sicher nie glücklicher gewesen war, sank sie in die Kissen zurück und schlief, ohne auch nur das Licht zu löschen oder die Lesebrille abzunehmen, wohlig ein.
     
    Bei Tageslicht, nachdem eine kühle Brise den Regen und den Nebel fortgetrieben hatte, sah ihre neue Welt vollkommen anders aus. Ein sanftes Licht tauchte die Felder in leuchtendes Grün. Jude hörte das Zwitschern der Vögel, was sie daran erinnerte, dass sie das Buch zur Bestimmung der verschiedenen Vogelarten heraussuchen musste. Trotzdem war es im Augenblick netter, einfach nur dazustehen und dem fröhlichen Trällern zu lauschen – egal, welcher Vogel gerade seine Kehle wetzte.
    Über den dichten, drahtigen Rasen zu gehen, erschien ihr beinahe wie ein Sakrileg, doch Jude würde der Versuchung auf Dauer nicht widerstehen können.
    Auf dem Hügel neben dem Dorf sah sie die Ruine der einst prachtvollen, dem heiligen Declan gewidmeten Kathedrale, die von einem majestätischen, runden Turm beherrscht wurde; vorübergehend dachte sie an die Gestalt, die sie im Regen zu sehen gemeint hatte, und zuckte zusammen.
    Benahm sie sich einfach lächerlich? Es war doch nichts weiter als eine alte Kirche. Eine interessante, historisch bedeutsame  – zugegeben. Dank ihrer Großmutter und ihres Touristenführers wusste sie, dass es im Innern der Ruine Inschriften in Ogham, der altirischen Schrift, sowie romanische Rundbögen zu bewundern gab. Am besten ginge sie bald einmal hin und sähe sich die Dinge an.

    Und im Osten, falls ihre Erinnerung nicht trog, lag hinter dem Cliff-Hotel der alte Brunnen von Saint Declan mit den drei steinernen Kreuzen und dem steinernen Stuhl.
    Die Ruine und die Brunnen wollte sie demnächst anschauen, den Klippenpfad hinunterklettern und vielleicht einmal um die Landzunge herumwandern. Ihrem Touristenführer zufolge bot sich dort eine Reihe fantastischer Ausblicke.
    Aber heute ging es noch um ruhigere, einfachere Dinge.
    Das sanfte Blau des Wassers in der Bucht verband sich fließend mit den dunkleren Tönen weiter draußen auf dem Meer. Der flache, breite Strand war menschenleer.
    An einem anderen Morgen würde sie hinunterfahren, um ganz allein diesen Strand entlangzuspazieren.
    Heute jedoch plante sie, einfach über die Felder zu schlendern, wie sie es sich bereits gestern vorgestellt hatte, die Augen nicht dem Dorf, sondern den Bergen zugewandt. Sie vergaß, dass sie eigentlich nur nach den Blumen hatte gucken und die unmittelbare Umgebung des Cottages kennen lernen wollen, um anschließend einige praktische Dinge zu erledigen.
    Sie musste sich einen Telefonanschluss in ihr Arbeitszimmer legen lassen, um zum Zwecke ihrer

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