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Insel des Sturms

Insel des Sturms

Titel: Insel des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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es jemals gar werden? Wahrscheinlich wäre es in der Mitte selbst nach Stunden noch roh, sodass es ihren Gästen bestimmt Bauchschmerzen bereitete. Aber zumindest hätte sie es ihnen in einem blank geputzten Wohnzimmer serviert.
    Gott sei Dank brauchte man kein besonderes Talent, um einen Boden zu schrubben oder Fenster zu putzen. Das, glaubte sie, hatte sie ganz gut hingekriegt.
    Nachts hatte es geregnet, und vom Meer her war ein leichter Nebel die Hügel heraufgeglitten und hatte das Cottage
wie in Watte gehüllt. Aber am Morgen hatten Sonne und sommerliche Wärme die Vögel angelockt und die Blüten der zahllosen Blumen dazu bewogen, sich zu öffnen, sodass nun nur noch das Wetter mitspielen musste.
    Die blitzblanken Fenster standen weit offen, damit frische Luft hereinkam. Die Düfte von Rosen und Wicken aus dem Garten erfüllten das Wohnzimmer und beruhigten Judes angespannte Nerven.
    Blumen! Sie sprang aus ihrem Sessel. Noch hatte sie keine Blumen geschnitten und im Haus verteilt. Sie rannte in die Küche, um die Schere zu holen, und Finn sauste ihr nach. Auf dem frisch gewachsten Boden verlor er das Gleichgewicht und schlitterte mit dem Kopf voran gegen einen der Schränke.
    Natürlich musste sie ihn nun streicheln und ausgiebig trösten, und so trug sie ihn, während sie ihm Zärtlichkeiten ins Ohr murmelte, auf dem Arm nach draußen. »Aber du gräbst nicht wieder meine Beete um, hast du mich verstanden?«
    Er bedachte sie mit einem treuherzigen Blick, als käme er niemals auch nur auf einen so abartigen Gedanken.
    »Und du jagst auch nicht die Schmetterlinge durch die Kornblumen!«, fügte sie hinzu, stellte ihn auf die Erde und gab ihm einen liebevollen Klaps.
    Dann griff sie nach einem Flechtkorb und suchte die schönsten Blumen für Maudes Flaschen aus.
    Es war eine Arbeit, die sie wie stets entspannte. Die Formen, die Düfte, die Farben wahrzunehmen und zu überlegen, wie man sie am besten mischte. Auf dem schmalen Kiesweg zwischen den Beeten zu spazieren, gelegentlich den Kopf zu heben, in Richtung der sich bis zum Horizont erstreckenden sattgrünen Hügelreihen zu blicken und die vollkommene Stille zu genießen!
    Wenn sie für immer hier bliebe, würde sie den Garten
noch etwas vergrößern. Sie würde im Osten eine kleine Steinmauer errichten und diese mit wilden Rosen oder vielleicht Lavendel zuwachsen lassen. Und davor würde sie ein Meer von Dahlienknollen setzen. Im Westen gediehe vielleicht ein Obstgarten, und süß duftende Kletterpflanzen würden hoch ranken, bis sie eine grüne Laube bildeten.
    Sie würde einen Pfad dorthin anlegen und dann zwischen Kamille und Thymian und nickenden Glyzinien spazieren gehen. Wann immer sie einen Gang über die Hügel und Felder machen wollte, müsste sie sich einen Weg zwischen, unter und über die Blumen hinweg bahnen.
    Auch eine Steinbank gefiele ihr, um sich dort abends, wenn sie mit der Arbeit fertig wäre, gemütlich zu entspannen und einfach der von ihr kreierten kleinen Welt zu lauschen.
    Sie wäre die freiwillig im Exil lebende amerikanische Schriftstellerin, die in dem Cottage auf dem Feenhügel wohnte, umgeben von ihren Blumen, in Gesellschaft ihres treuen Hundes – und ihres Geliebten: rundum glücklich und zufrieden.
    Natürlich war das alles Fantasie, mahnte sie sich. Ihren Irlandaufenthalt hatte sie bereits zur Hälfte hinter sich. Im Herbst würde sie nach Chicago zurückkehren. Selbst wenn sie den Mut fände, ihr Buch tatsächlich einem Verleger zu zeigen, bräuchte sie trotzdem einen Job. Sie konnte schwerlich auf Dauer von ihren Ersparnissen leben. Es war ganz einfach … unrealistisch.
    Oder?
    Sicher würde sie wieder unterrichten. Eine Privatpraxis als Psychologin kam wohl kaum in Frage, sodass die Rückkehr an die Universität oder ans College die einzige Möglichkeit wäre. Auch wenn allein der Gedanke daran sie schon deprimierte. Vielleicht könnte sie sich nach einer Stelle an einer Privatschule umsehen, wo sie irgendeine Verbindung
zu den Schülern und Schülerinnen bekäme. Außerdem hätte sie in dem Beruf Zeit zum Weiterschreiben. Sie konnte die Schriftstellerei, nachdem sie sie endlich gefunden hatte, unmöglich wieder aufgeben.
    Am besten kaufte sie sich in einem Vorort ein kleines Haus. Schließlich konnte niemand sie zwingen, weiter in ihrem Apartment in Chicago zu leben. Sie würde sich ein Studio einrichten. Einen kleinen Raum, in dem sie immer schriebe, und sie würde den Mut zusammenraffen, ihr Buch an einen Verlag zu

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