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Insel des Sturms

Insel des Sturms

Titel: Insel des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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»September könnte gehen. Das heißt, wenn du sicher bist.«
    »Ich bin ganz sicher.« Er sprang auf die Füße, zog sie von dem Fels an seine Brust und schnaufte zufrieden, als sie ihm keuchend die Arme um den Nacken schlang. »Denkst du etwa, ich würde dich loslassen, nun, da ich dich endlich habe? Für gewöhnlich bin ich in Bezug auf das, was mein ist, nicht derart unachtsam.«
    In Bezug auf das, was sein war? Der Satz machte ihr ein wenig Angst, aber ehe sie wusste, was sie darauf antworten sollte, sah sie die Gestalt, die hinter ihnen stand.
    »Aidan!« Ihre Stimme war ein ersticktes Flüstern.
    Er spannte sich an, hielt sie schützend fest, drehte sich vorsichtig um und atmete erleichtert auf.

    Die Gestalt verursachte beim Laufen nicht einmal den Hauch eines Luftzugs. Doch ihre Haare schimmerten im Mondlicht so hell wie ihre Tränen.
    »Lady Gwen auf der Suche nach der verlorenen Liebe!« Voll des Mitleids sah er auf ihre tränennassen Wangen.
    »Ebenso wie er. Ich habe ihn heute zum dritten Mal getroffen und wir hatten ein ausführliches Gespräch.«
    »Allmählich scheinst du eine wirklich gute Freundin der hiesigen Geister zu werden, Jude Frances.«
    Sie spürte den Wind auf ihren Wangen, schmeckte den Salzgeruch der See. Aidans Arm lag stark und warm um ihren Leib, und trotzdem erschien er ihr wie eine Illusion, die, sobald sie blinzelte, ganz einfach verschwand. »Immer wieder bilde ich mir ein, dass ich in meinem eigenen Bett in Chicago aufwachen werde und all das hier ein langer, komplizierter Traum gewesen ist. Ich glaube, wenn es wirklich so wäre, bräche mir das Herz.«
    »Dann ist dein Herz sicher.« Er neigte seinen Kopf und gab ihr einen Kuss. »Es ist kein Traum. Darauf gebe ich dir mein Ehrenwort!«
    »Sicher tut es ihr weh, hier an diesem Ort zwei Liebende zu sehen.« Sie blickte zurück. Lady Gwens goldene Haare flatterten im Wind, und ihre Wangen waren nass. »Sie haben nicht einmal den kurzen Augenblick bei Anbruch der Dämmerung, in dem sie einander die Hände reichen können.«
    »Eine einzige Entscheidung kann das Schicksal dauerhaft zum Guten wenden, aber auch für alle Zeit zerstören.«
    Als sie den Kopf hob und ihn, weil er wortwörtlich Carricks Mahnung wiederholt hatte, verwundert anstarrte, strich er ihr zärtlich übers Haar. »Komm, lass uns zurückgehen. Ihr Anblick macht dich traurig.«
    »Ja, das stimmt.« Jude klammerte sich fest an Aidans Hand, denn der Abstieg war schwieriger als der Weg hinauf. »Ich wünschte, ich könnte mit ihr reden, und gleichzeitig
kann ich es nicht fassen, dass ich mir so ganz nebenbei wünsche, mit einem Geist zu sprechen. Aber so ist es nun einmal. Ich würde sie gerne fragen, was sie fühlt und denkt und ersehnt und was sie ändern würde, hätte sie die Möglichkeit dazu.«
    »Ihre Tränen verraten eigentlich, dass sie alles ändern würde.«
    »Nein, Frauen weinen aus verschiedenen Gründen. Um alles zu ändern, müsste sie die Kinder aufgeben, die sie unter ihrem Herzen getragen, aufgezogen und ganz sicher geliebt hat. Ich glaube nicht, dass sie das könnte. Oder dass sie es wollte. Carrick hat einfach zu viel von ihr verlangt, doch das versteht er nicht. Vielleicht wird er es eines Tages begreifen, und dann werden sie einander endlich finden.«
    »Er hat nur erbeten, was er brauchte, und hätte ihr dafür all seine Besitztümer zu Füßen gelegt.«
    »Du denkst zu sehr wie ein Mann!«
    »Nun, ich bin ein Mann, wie also sollte ich sonst denken ?«
    Die Spur verwirrten Stolzes, die in seiner Stimme lag, brachte sie zum Lachen. »Du sollst genau so denken, wie du denkst. Aber weil eine Frau nun einmal denkt wie eine Frau, sind sich diese beiden Gattungen ebenso häufig uneinig wie einig.«
    »Ich habe nichts dagegen, hin und wieder mit dir uneinig zu sein, denn schließlich macht das alles interessanter. Und da ich auch jetzt wie ein Mann denke …« Er zog sie in seine Arme und erstickte ihr überraschtes Keuchen mit einem heißen Kuss.
    Wie konnte ein Kuss leidenschaftlich und zugleich derart zärtlich sein? So zärtlich, dass in ihren Augen Tränen schimmerten, und zugleich so heiß, dass ihre Knochen in der Hitze schmolzen. Bereitwillig glitt sie in diese Hitze, in den See aus
warmer Liebe, an dessen Rand die heißen Flammen der Begierde züngelten.
    »Willst du mich, Jude? Sag, dass du mich willst.«
    »Ja, ich will dich. Ich will dich jederzeit.« Sie stand bereits bis zum Kinn im See ihrer Leidenschaft und wusste genau, gleich würde

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