Insel des Sturms
wissen wir beide, wie die ganze Sache enden wird.«
»Lass mich sofort runter.«
»Gleich.« Er trug sie ins Haus und wandte sich der Treppe zu.
»Ich werde dich nicht im September heiraten.«
»Tja, bis dahin sind es ja nur noch ein paar Monate, sodass wir nicht allzu lange warten müssen, um herauszufinden, wer in dieser Sache Recht hat …«
»Es ist beleidigend und macht mich wütend, dass du annimmst, ich würde mich deiner Strategie einfach fügen. Und ich wäre zu dumm, um zu wissen, was ich will.«
»Aber ich halte dich für alles andere als dumm.« Er ging durch den kleinen Flur ins Bad. »Im Gegenteil, Liebling! Du bist einer der klügsten Menschen, denen ich jemals begegnet bin. Vielleicht ein bisschen starrsinnig, aber das macht mir nichts aus.« Er schob sie ein bisschen höher, streckte eine seiner Hände aus und drehte entschlossen die Dusche an.
»Das macht dir nichts aus«, wiederholte sie entrüstet.
»Nicht das Geringste! Ebenso wie es mir nichts ausmacht, wenn du mich mit deinen Blicken zu töten versuchst wie gerade jetzt in diesem Augenblick. Das finde ich eher… anregend.«
»Lass mich runter, Aidan!«
»Also gut.« Er kam ihrer Bitte nach, indem er sie mitten in der Wanne, direkt unter dem Strahl der Dusche, abstellte.
»Verdammt!«
»Mach dir um den Pullover keine Gedanken, den kriege ich schon wieder hin.« Obgleich sie wütend zappelte und mit den Armen fuchtelte, streifte er ihr den Pullover über den Kopf und warf die triefende Bescherung auf den Boden.
»Nimm deine Hände weg. Ich will diese Sache klären.«
»Du hast sie in Gedanken bereits ebenso geklärt wie ich. Ich bin sicher, dass meine Absicht, dich zu heiraten, unumstößlich ist, wohingegen du das, von dem du denkst, dass du es willst, sicher noch revidieren wirst …« Er strich ihr die nassen Haare aus der Stirn. »Wenn du dir so sicher bist, brauchst du dir ja keinerlei Gedanken zu machen, und wir können die Zeit, die wir noch gemeinsam verbringen, ganz einfach genießen.«
»Darum geht es nicht…«
»Willst du damit etwa sagen, du bist nicht gern mit mir zusammen?«
»Doch, natürlich bin ich das, aber…«
»Oder dass du nicht weißt, was du willst?«
»Natürlich weiß ich, was ich will.«
Immer noch lächelnd presste er seine Lippen erst auf ihre Braue und dann an ihre Schläfe. »Tja, warum gewährst du mir dann nicht noch eine letzte Chance, dich vielleicht umzustimmen?«
»Ich weiß nicht.« Aber etwas lief falsch. Was denn bloß? Vernunft, sagte sie sich. Kühle Vernunft. Selbst wenn sie nackt unter der Dusche stand. »Wir sprechen hier nicht über irgendein kleines, harmloses Vergnügen, Aidan. Ich nehme diese Sache furchtbar ernst, und ich habe nicht die Absicht, es mir noch mal zu überlegen.«
»Also gut, dann lass uns gemäß der guten irischen Tradition doch einfach wetten. Ich setze hundert Pfund darauf, dass du es dir doch noch anders überlegst.«
»In einer solchen Sache schließe ich definitiv keine Wette ab.«
Er zuckte mit den Schultern und griff gelassen nach der Seife. »Wenn du Angst um dein Geld hast …«
»Habe ich nicht.« Sie starrte ihn wütend an, während sie gleichzeitig nachgrübelte, an welchem Punkt er die Dinge verdreht hatte, sodass sie nun in der Falle saß. »Also gut, sagen wir, zweihundert Pfund!«
»Abgemacht.« Um die Wette zu besiegeln, küsste er sie zärtlich auf die Nasenspitze, und dann seifte er sie gründlich ein.
19
Es war einfach absurd. Hatte sie doch tatsächlich Geld darauf gesetzt, ob sie Aidan heiraten würde oder nicht! So etwas Lächerliches, Groteskes. Und vor allem peinlich.
Ihr Zorn hatte sie so weit gebracht, was ihr sonst nie passierte. Für gewöhnlich war sie ein milder, zurückhaltender Mensch.
Natürlich würde sie die Wette, wenn es so weit wäre, ganz einfach vergessen. Warum sollte sie sich selbst oder Aidan das Gefühl geben, sich zum Narren gemacht zu haben, indem sie nochmals davon sprach?
Und jetzt konzentrierte sie sich besser auf das, was sie noch zu tun hatte. Sie musste einen Spaziergang mit Finn machen und Mollie O’Toole die Teller zurückbringen, die diese ihr für das Ceili geborgt hatte. Dann war es allerhöchste Zeit, zu Hause anzurufen und sich nach ihrer Familie zu erkundigen. Anschließend würde sie sich, wenn das Wetter so schön bliebe, in den Garten setzen und weiterarbeiten.
Sie wollte die Geschichte aufschreiben, die Aidan ihr am Vorabend erzählt hatte. Den Rhythmus hatte sie bereits
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