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Insel des Sturms

Insel des Sturms

Titel: Insel des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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wenn er schon im Begriff steht, sein Leben vollkommen zu ändern. Bitte gib mir eine letzte Chance, obgleich ich weiß, dass ich sie nicht verdient habe. Ich bitte dich zu vergessen, wie ich mein Anliegen bisher formuliert habe, und dir es nun noch mal neu vortragen zu lassen. Du bist eine starke Frau. Das ist etwas, was du gerade erst herausfindest  – aber deshalb kein harter, kalter Mensch. Also könntest du vielleicht deinen Ärger für einen kurzen Augenblick überwinden, damit du siehst …«
    Als er sich gleichermaßen perplex wie verlegen unterbrach, schüttelte sie entschieden ihren Kopf. »Ich weiß nicht, wovon du redest. Wir haben unsere gegenseitigen Entschuldigungen angenommen und sind daher quitt.«
    »Jude!« Er packte ihre Hand und drückte sie so fest, dass sie überrascht die Augen aufriss. »Ich weiß nicht, wie man so was macht. Ich habe einen Kloß im Hals, der mir fast die Sprache raubt. Bisher war es nie nötig, verstehst du das denn nicht? Normalerweise fällt mir etwas ein, aber die Worte, die ich dir gegenüber anwenden müsste, kenne ich ganz einfach nicht.«

    Sie hatte ihn verletzt, erkannte Jude mit einem Mal. Nicht nur seine Nase, auch sein Ego hatte ihn vor seinen Freunden und seiner Familie blamiert. Und immer noch bereute er, was er getan hatte. Ein Teil von ihr begann zu schmelzen. »Du hast die Worte schon gesagt, Aidan. Am besten lassen wir das alles, wie du selbst vorschlägst, einfach hinter uns und vergessen, was passiert ist.«
    »Die richtigen Worte habe ich niemals gesagt, und das ist das Problem.« Seine Augen blitzten zornig, und seine Stimme wurde barsch. Über ihnen verstärkte sich der Donner. »Worte sind Magie. Worte können betören oder auch verwünschen. Einige Worte, die besten Worte, können, einmal gesagt, alles verändern. Also habe ich die Worte bisher aus Feigheit nicht gesagt, vielleicht in der Hoffnung, dass du sie als Erste aussprechen würdest und ich dann nur noch reagieren müsste. Auch das tut mir unendlich Leid. Ich möchte mich um dich kümmern, ich möchte für dich sorgen.« Er hob eine Hand an ihre Wange. »Ich kann nichts dagegen tun. Ich möchte dir so vieles schenken, mit dir verreisen, möchte dich ganz einfach glücklich sehen.«
    »Du bist ein netter Mann, Aidan«, setzte sie zu einer Antwort an.
    »Das hat nichts mit Nettigkeit zu tun. Ich liebe dich, Jude!«
    Er sah, wie sich ihre Augen veränderten, und die Tatsache, dass ihr Blick Entsetzen und Argwohn ausdrückte, verstärkte die Gewissheit, wie falsch er bisher vorgegangen war. Es blieb ihm also nichts mehr übrig, als sein Herz vor ihr zu entblößen. »Ich bin verloren in meiner Liebe zu dir. Vermutlich war es bereits um mich geschehen, als ich dir zum ersten Mal begegnete – oder sogar lange bevor du in mein Leben tratst. Du bist für mich bestimmt. Nie zuvor gab es eine andere für mich, und nie wieder wird es eine andere für mich geben. Das weiß ich ebenso gewiss, wie ich weiß,
dass auf den Tag die Nacht folgt und darauf der nächste Tag.«
    Sie verspürte das verzweifelte Bedürfnis, sich irgendwo zu setzen, doch es gab nur den Boden, und der erschien ihr endlos fern. »Ich bin nicht sicher… ich habe keine Ahnung. Himmel!«
    »Schluss ist jetzt mit dem Drängen, wie ich es bisher getan habe. Ich werde dir alle Zeit lassen, die du für dich brauchst. Nur, gib mir eine letzte Chance. Sobald meine Dinge hier geregelt sind, komme ich rüber nach Chicago. Dort eröffne ich dann einen neuen Pub.«
    Sie tastete nach ihrem Kopf, um sicher zu gehen, dass er noch auf ihren Schultern saß. »Was?«
    »Wenn du in Chicago leben musst, dann ist das okay.«
    »Chicago?« Jetzt war ihr Schädel ihr egal. Nichts zählte mehr außer dem Mann, der ihre Hand packte und ihr in die Augen blickte, als läge dort alles, was er je begehrt hatte. »Du würdest Ardmore verlassen und mit nach Chicago kommen?«
    »Um mit dir zusammen zu sein, würde ich überall hingehen.«
    »Lass mir eine Minute Zeit!« Sie entzog ihm ihre Hand, ging zum Gartentor, lehnte sich dagegen und stöhnte ein wenig.
    Er liebte sie. Und deshalb würde er sein Heim, sein Erbe, seine Heimat aufgeben. Ohne irgendwelche Bedingungen. Da sie ihm genügte, wie sie war.
    Obendrein bot er ihr tatsächlich an, sich ihren Wünschen, ihren Erwartungen zu fügen.
    Ein Wunder?
    Nein, nein, eine derart starke, tiefe, uneingeschränkte gegenseitige Liebe war kein Wunder. Sie hatten einander, hatten das gemeinsame Leben, das sie führen

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