Insel des Sturms
ihren Zorn.
»Alle dürfen gern mit anhören, was ich dem Kerl zu sagen habe, denn schließlich unterhält sich ja sowieso bereits das ganze Dorf über uns beide. Aber eins möchte ich klarstellen.
Ich werde diesen Mann – ein getarnter Affe – nicht heiraten!«
Einige der Umsitzenden kicherten vergnügt, und als sie sah, dass sich ein Spalt zur Küche öffnete, wirbelte sie abermals herum. »Steh nicht hinter der Tür, Shawn, sondern komm ruhig heraus! Auf dich habe ich es nicht abgesehen!«
»Wofür ich Gott auf Knien danke«, murmelte er, stellte sich jedoch als loyaler Bruder schützend neben den armen Aidan.
»Zwei wirklich stramme Kerle! Und du bist ebenfalls alles andere als hässlich«, erklärte sie und wies auf die verblüffte Darcy. »Aber ich hoffe, du hast mehr Hirn als dein großer Bruder, der sich einzubilden scheint, wegen seiner hübschen Visage würden die Frauen bereits beim ersten Anzeichen seiner Aufmerksamkeit vor Glück ohnmächtig!«
»Also bitte, Liebling.«
»Nenn mich nicht Liebling!« Sie beugte sich über den Tresen und rammte ihm eine ihrer Fäuste in die Brust. »Und sprich nicht in diesem nervtötend nachsichtigen Ton mit mir, du … verdammter Bastard!«
Jetzt blitzten auch seine Augen, er bedeutete Shawn mit einem Fingerzeig, den Zapfhahn weiter zu betätigen, und nickte in Richtung der Tür hinter der Bar. »So, wir gehen jetzt nach oben und unterhalten uns dort weiter.«
»Ich gehe mit dir nirgendwohin!« Wieder landete ihre Faust vor seiner Brust. »Von dir lasse ich mich nicht herumkommandieren!«
»Herumkommandieren? Bleibt festzustellen, wer hier wen herumkommandiert oder besser schikaniert – denn schließlich bist ja wohl du diejenige, die auf mich eindrischt, nicht umgekehrt.«
»Falls dich das schon stört, mach dich ruhig auf noch Schlimmeres gefasst!« Plötzlich war sie zu ihrer eigenen Verblüffung und gleichzeitigen Freude sicher, dass das stimmte.
»Solltest du meinen, du könntest mich, indem du in aller Welt eine Hochzeit herumposaunst, weit genug unter Druck setzen, in Verlegenheit bringen oder einfach zermürben – dann sei lieber auf der Hut! Ich habe nicht die Absicht, mir diktieren zu lassen, was ich mit meinem Leben anfange, und zwar weder von dir noch von irgendjemand anderem.«
Wieder wandte sie sich an die Gäste. »Und das schreibt ihr euch bitte alle hinter die Ohren! Dass ich mit ihm schlafe, heißt noch lange nicht, dass ich, sobald er mit den Fingern schnippt, auf die Suche nach der passenden Hochzeitstorte gehe. Bloß weil er in mein Bett kommt…«
»Ich stelle mich auch gerne zur Verfügung«, rief jemand aus einer Ecke, und sämtliche Anwesenden lachten brüllend auf.
»Es reicht!« Aidan schlug derart kraftvoll auf den Tresen, dass die Gläser schepperten. »Das hier ist eine Privatangelegenheit.« Er schob sich an Shawn vorbei und öffnete die Klappe, die den Thekenbereich vom Gastraum trennte. »Jude Frances, wir gehen jetzt nach oben.«
»Nein!« Trotzig reckte sie das Kinn. »Aber da dies ein Wort ist, mit dem du Schwierigkeiten hast, solltest du mir vielleicht erklären, welchen Teil davon du anscheinend nicht verstehst.«
»Wir gehen jetzt nach oben«, wiederholte er und packte sie am Arm. »Das hier ist nicht der richtige Ort für eine solche Unterhaltung.«
»Es ist dein Pub«, erinnerte sie ihn. »Und es geht um dich. Nimm deine Hand weg!«
»Wir werden über diese Sache unter vier Augen weiterreden.«
»Für mich gibt es nichts mehr zu diskutieren.« Als sie versuchte, sich ihm zu entwinden, zerrte er sie wortlos mit sich. Die Tatsache, dass er das einfach konnte, dass die Leute ihnen einen Weg freimachten, dass er stark genug war, sie dahin
zu schubsen, wo es ihm gefiel, brachte sie vollends in Rage. Und der letzte Staudamm, der bisher das dunkle, brodelnde Gebräu zurückgehalten hatte, brach.
»Ich habe gesagt, nimm deine Hand weg, du elender Chauvinist!« Später konnte sie sich nicht mehr erinnern, wie sie es geschafft hatte, denn vor lauter Zorn sah sie alles wie durch einen roten Schleier; aber sie spürte, wie ihr Arm davon vibrierte, dass sie ihre Faust auf seine Nase krachen ließ.
»Allmächtiger!« Es war, als platze ihm der Schädel, und sein Schmerz, den er empfand, war ebenso betäubend wie ihr Schock über das, was sie angerichtet hatte. Instinktiv hob er eine Hand unter die Nase, denn schon begann das Blut zu strömen.
»Und fass mich nie wieder an«, erklärte sie in würdevollem Ton, als
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