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Insel des Sturms

Insel des Sturms

Titel: Insel des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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behauptete, und falls ja, was man empfinden würde, stünde man im Schatten des uralten Gemäuers auf einem Flecken Erde, der stets das Gewicht der Frommen und der Heiden getragen hatte.
    Was für ein seltsamer Gedanke, sagte sie sich und schüttelte den Kopf, als sie das Dorf erreichte, wohin sie während der kommenden sechs Monate gehören würde.

3
    In Gallagher’s Pub herrschte ein von dem lebhaft flackernden Kaminfeuer und den dichten Rauchschwaden herrührendes neblig-trübes Licht. Genauso liebten es die Gäste an einem feuchten Abend zu Frühlingsbeginn. Die Gallaghers bedienten und erfreuten ihre Gäste seit nunmehr über hundertfünfzig Jahren, indem sie gutes helles und dunkles Bier sowie unverwässerten Whiskey in einer behaglichen Atmosphäre ausschenkten.
    Als der Pub im Jahre des Herrn 1842 von Shamus Gallagher zusammen mit seiner braven Frau Meg eröffnet worden war, mochte der Whiskey noch billiger gewesen sein – aber bei aller Gastfreundschaft musste ein Mann auch an seinen Lebensunterhalt denken, und so war der Whiskeypreis
gestiegen, was jedoch seinen Konsum in dem behaglichen Ambiente nicht schmälerte.
    Als Shamus den Pub eröffnet hatte, hatte er alle Hoffnungen und seine gesamten Ersparnisse in das Unternehmen investiert. Es hatte mehr magere Zeiten gegeben als fette, und einmal kam sogar ein Sturm vom Meer gebraust, hob das Dach vom Haus und wehte es bis nach Dungarvan.
    Das zumindest wurde von den Gästen immer wieder zum Besten gegeben, wenn sie mehr als ein oder zwei Gläser des guten irischen Gebräus geleert hatten.
    Doch die Wurzeln des Pubs blieben fest verankert in dem sandigen, felsigen Boden des Dorfes, und so hatte ordnungsgemäß Shamus’ ältester Sohn den Platz des Vaters hinter dem alten Tresen aus Kastanienholz eingenommen, dann wieder sein ältester Sohn, dessen Ältester und immer weiter bis in unsere Zeit.
    Generationen von Gallaghers hatten Generationen anderer Dorfbewohner bedient und waren schließlich reich genug geworden, um das Lokal zu vergrößern; nun fanden noch mehr Menschen nach einem harten Arbeitstag bei ihnen Platz, ein oder zwei Gläschen zu genießen. Neben den Getränken gab es auch eine Reihe den Leib und auch die Seele ansprechende Speisen, und an den meisten Abenden wurden die Herzen der Gäste durch Musik erfreut.
    Ardmore war ein Fischerdorf und hing somit von den Launen Neptuns ab. Da es idyllisch gelegen war und über eine Reihe feiner Sandstrände verfügte, verdienten die Menschen außerdem ihren Lebensunterhalt mit einer Zahl kaum weniger launischer Touristen.
    Gallagher’s bildete einen der Mittelpunkte des Dorflebens. In guten wie in schlechten Zeiten, ob die Netze der Fischer voll waren oder aber ein Orkan über das Meer fegte, sodass niemand es wagte, den Hafen zu verlassen, standen seine Türen offen.

    Der Geruch von Torf und Whiskey, der Dampf zahlloser Eintöpfe und literweise Männerschweiß hatten das dunkle Holz derart getränkt, dass der Pub für alle Ewigkeit nach Leben roch. Bänke und Stühle waren mit dunkelrotem Samt bezogen und mit längst geschwärzten Messingbeschlägen verziert.
    Samstags abends erscholl die Musik häufig so laut, dass die frei liegenden Deckenbalken zitterten. Der Holzboden war von Generationen schwerer Männerstiefel, vom Scharren unzähliger Stühle und gelegentlichen Funken Torffeuers oder einer Zigarette zwar vernarbt, gleichzeitig jedoch stets ordentlich gefegt und wurde, ob nötig oder nicht, viermal im Jahr mit frischem Wachs eingelassen.
    Der Tresen selbst stellte den Stolz des Etablissements dar, vom alten Shamus höchstpersönlich aus dem reich schimmernden, dunkelroten Holz einer Kastanie geschreinert, die, wie man sich erzählte, in der Mittsommernacht vom Blitz getroffen worden war. Auf diese Weise verströmte der Tresen eine gewisse Magie, und diejenigen, die an ihm saßen, wussten das durchaus zu schätzen.
    Hinter dem Tresen stand an der mit einem Spiegel versehenen Wand eine scheinbar endlose Reihe blitzblank polierter Flaschen mit einladend schimmerndem Inhalt. Die Gallaghers führten ein lebhaftes, zugleich jedoch sehr ordentliches Unternehmen. Verschüttete Getränke wurden sofort mit einem Lappen aufgewischt, nirgends waren Staubflocken zu sehen, und niemals wurde ein Getränk in einem fleckigen Glas serviert.
    Die Tradition des Torffeuers wurde erhalten, weil sie die Touristen begeisterte und weil es die Touristen waren, die den Unterschied zwischen bloßem

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