Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel des Sturms

Insel des Sturms

Titel: Insel des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
Vom Netzwerk:
auch von der Figur her attraktiven Frau begegneten. Doch da er jemand war, der auf Grund seines Berufes täglich zahllose Gesichter sah, bemerkte er neben ihrer Attraktivität auch die Nervosität, die sie im Türrahmen festhielt, als erwäge sie, auf dem Absatz kehrtzumachen und sofort wieder zu fliehen.
    Ihr Aussehen und ihr Verhalten riefen sein Interesse wach, und das Blut in seinen Adern erwärmte sich angenehm.
    Schließlich straffte sie die Schultern – eine Bewegung, die ihn amüsierte – und kam auf den Tresen zu.
    »Guten Abend«, sagte er, während er mit seinem Lappen Feuchtigkeitsringe von der Theke wischte. »Was kann ich für Sie tun?«
    Sie setzte zum Sprechen an und wollte höflich um ein Glas Weißwein bitten, als er plötzlich lächelte. Ein langsames, lässiges Verziehen seiner Lippen, das sie unerklärlicherweise innerlich erbeben ließ und ihr Hirn unter Strom setzte.
    Ja, dachte sie wie betäubt, hier waren wirklich alle Menschen reizend.
    Es schien ihm nichts auszumachen, dass sie stumm blieb – er lehnte sich im Gegenteil gemütlich an den Tresen, wandte ihr sein wirklich wunderschönes Gesicht zu, legte den Kopf schief und zog eine seiner feinen Brauen in die Höhe.

    »Haben Sie sich vielleicht verlaufen, meine Liebe?«
    Sie hatte das Gefühl, als schmölze sie dahin zu einer großen Pfütze weiblicher Hormone und flüssig heißer Lust – und die Peinlichkeit dieser Vorstellung brachte ihr Hirn wieder in Gang. »Nein, ich habe mich nicht verlaufen. Könnte ich bitte ein Glas Weißwein bekommen? Falls Sie haben, Chardonnay.«
    »Damit kann ich dienen!« Trotzdem rührte er sich nicht. »Dann sind Sie also ein Yankee. Vielleicht die junge amerikanische Verwandte der alten Maude, die eine Zeit lang in ihrem Cottage wohnen will?«
    »Ja. Ich bin Jude, Jude Murray.« Automatisch bot sie ihm die Hand und setzte ein vorsichtiges Lächeln auf, das die Grübchen auf ihren Wangen kurz zu Tage treten ließ.
    Aidan hatte schon immer eine Schwäche für Schönheiten mit Grübchen gehabt.
    Er nahm ihre Hand und hielt sie reglos fest, während er sie anstarrte und ihre Knochen weiter dahinschmolzen. »Willkommen in Ardmore, Miss Murray, und willkommen bei Gallagher’s. Ich bin Aidan und das hier ist mein Pub. Tim, wo bleibt dein Benehmen? Bitte überlass der jungen Dame deinen Platz.«
    »Oh, nein, das ist nicht…«
    Aber Tim, ein stämmiger Kerl mit einem dichten Schopf in der Farbe von Stahlwolle, glitt bereits von seinem Hocker. »Bitte um Verzeihung!« Er trennte sich vorübergehend von der Sportsendung, die in dem über dem anderen Ende des Tresens hängenden Fernseher lief, und zwinkerte ihr fröhlich zu.
    »Es sei denn, Sie säßen lieber an einem der Tische«, fügte Aidan hinzu, als sie mit leicht niedergeschlagener Miene reglos stehen blieb.
    »Nein, nein, der Hocker ist prima. Vielen Dank!« Sie kletterte auf den Sitz und versuchte, sich zu entspannen, als sie
plötzlich im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses stand. Das war es auch, was sie am Unterrichten derart störte: all die ihr zugewandten Gesichter, die von ihr erwarteten, dass sie tiefsinnige, brillante Dinge von sich gab.
    Schließlich ließ Aidan ihre Hand los, gerade als sie erwartete, dass sie sich in der seinen auflöste, nahm das Guinnessglas vom Zapfhahn und drückte es einem der Gäste in die Hand. »Und wie finden Sie Irland?«, fragte er, während er sich nach dem Weinflaschenregal hinter ihm umdrehte.
    »Es ist wunderbar.«
    »Tja, da wird Ihnen hier ganz sicher niemand widersprechen.« Er schenkte den Wein ein, wobei er allerdings weniger auf das Glas als in ihre Richtung sah. »Und wie geht es Ihrer Oma?«
    »Oh!« Jude war überrascht, dass er das Glas, ohne auch nur hinzuschauen, perfekt bis zum Rand gefüllt und vor ihr abgestellt hatte. »Ihr geht es hervorragend. Kennen Sie sie?«
    »Allerdings. Meine Mutter ist eine geborene Fitzgerald und somit eine Cousine, dritten oder vierten Grades glaube ich, von ihr. Womit wir also ebenfalls verwandt wären.« Er klopfte mit einem Finger an ihr Glas. »Slainte, Cousine Jude.«
    »Tja, nun … vielen Dank.« Sie hob ihr Glas, als plötzlich aus der Küche wildes Geschrei erklang. Eine Frauenstimme, klar wie eine Kirchenglocke, beschuldigte jemanden, ein verdammter, schwachsinniger Volltrottel mit dem Hirn einer Rübe zu sein. Darauf antwortete eine wütende Männerstimme, er wäre lieber eine verdammte Rübe als so tumb wie die Erde, in der eben diese Rübe

Weitere Kostenlose Bücher