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Insel des Sturms

Insel des Sturms

Titel: Insel des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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und habe Sie kennen gelernt.«
    »Weshalb verbringen Sie überhaupt Zeit mit mir, Aidan?«
    »Weil ich Sie mag.«
    Wieder schüttelte sie ihren Kopf. »In Wirklichkeit kennen Sie mich doch gar nicht. Und wenn ich selbst mich schon nicht verstehe, können Sie mich im Grunde erst recht nicht verstehen.«
    »Das, was ich sehe, gefällt mir immerhin.«
    »Dann ist es also eher eine Art körperlicher Anziehungskraft.«
    Wie bereits so oft zog er eine Braue hoch. »Ist das ein Problem für Sie?«
    »Allerdings.« Trotzdem drehte sie sich wieder zu ihm um. »Ein Problem, an dem ich gerade arbeite.«
    »Tja, ich hoffe, Sie arbeiten schnell, denn ich wünsche mir zusammen mit Ihnen noch jede Menge Spaß.«
    Ihr Atem stockte und kam nur mit einiger Anstrengung
wieder in Gang. »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. In meinem ganzen Leben habe ich nie zuvor ein ähnliches Gespräch geführt, also auch keine Übung darin, wie ich jetzt darauf reagieren soll – außer mit irgendeinem Gefasel, das bestimmt furchtbar dämlich klingt.«
    Stirnrunzelnd trat er auf sie zu. »Weshalb sollte es dämlich klingen, wenn Sie sagen, was Sie denken?«
    »Weil ich die Angewohnheit habe, dämliche Sachen von mir zu geben, wenn ich nervös bin.«
    Um die Blüte vor dem Wind zu schützen, schob er sie tiefer in ihr Haar. »Ich dachte, Sie singen, wenn Sie nervös sind.«
    »Das eine oder das andere«, murmelte sie und wich zurück  – wie sie dachte, auf sichere Distanz.
    »Und jetzt sind Sie nervös?«
    »Ja! Himmel!« Da sie wusste, dass sie beinahe stotterte, hob sie abwehrend die Hände in die Luft. »Hören Sie auf! So etwas habe ich noch nie erlebt. Gegenseitige Anziehung auf den ersten Blick. Ich habe gesagt, dass ich daran glaube, und das tue ich tatsächlich – nur ist es mir bisher einfach noch nie passiert. Also muss ich erst darüber nachdenken.«
    »Warum?« Es war ganz einfach, die Hände auszustrecken, sie bei den Handgelenken zu packen und an seine Brust zu ziehen. »Weshalb lassen Sie es nicht einfach zu, wenn Sie wissen, dass es schön wird? Ihr Puls rast schließlich bereits.« Seine Daumen strichen über ihre Haut. »Es gefällt mir, ihn zu spüren und zu sehen, wie Ihre Augen dunkler werden, rauchiger. Warum küssen Sie mich nicht und sehen, was dann passiert?«
    »In diesen Dingen bin ich nicht so gut wie Sie.«
    Er lachte fröhlich auf. »Meine Güte, Frau, mit Ihnen hat man es wirklich nicht leicht. Aber lassen Sie ruhig mich entscheiden, ob Sie in diesen Dingen gut sind oder nicht. Los, küssen Sie mich, Jude! Und wie auch immer es dann weitergehen soll, bleibt Ihnen überlassen.«

    Sie wollte. Wollte seinen Mund erneut auf ihren Lippen spüren, wollte die Form, die Textur, den Geschmack wahrnehmen. Gerade jetzt waren seine Lippen leicht geschwungen, und seine Augen blitzten. Fröhlich, dachte sie. Weshalb konnte sie nicht auch so unbeschwert sein, warum konnte sie das alles nicht einfach als harmloses Vergnügen sehen?
    Ihre Handgelenke immer noch in seinen Händen, beugte sie sich langsam vor. Er sah sie reglos an. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, legte ihren Kopf etwas zurück und strich, während er sie unentwegt anblickte, vorsichtig über seinen Mund.
    »Tun Sie das noch einmal, ja?«
    Sie küsste ihn erneut, erwiderte seinen betörenden Blick, strich erst links und dann rechts über seine Mundwinkel. Faszinierend. Forschend nagte sie leicht mit ihren Zähnen an seiner vollen Oberlippe und hörte wie aus großer Ferne ihr eigenes Seufzen.
    Seine Augen waren so leuchtend und so blau wie das Meer, das sich bis zum Horizont erstreckte. Plötzlich hatte sie das Gefühl, als wäre ihre ganze Welt in diese eine, wunderbare Farbe getaucht. Ihr Herz begann zu trommeln und ihre Sicht verschwamm – wie schon zuvor am Grabe der alten Maude.
    Seinen Namen murmelnd schlang sie ihm die Arme um den Hals.
    Die momentane Hitze, die abrupte Kraft, die aus ihr herauspeitschte, durchfuhr ihn wie ein Blitz und umfing dann seine Seele und sein Herz.
    Seine Hände glitten über ihre Hüften, ihren Rücken bis hinauf zu den Haaren, in die er besitzergreifend hineinfuhr. Aus ihrer schüchternen Liebkosung wurde ein wilder Krieg von Zungen, Zähnen, Lippen, von zwei angespannten Körpern, den das Trommeln zweier Herzen untermalte.
    In der heißen Kaskade der Empfindungen verlor oder aber
fand sie sich, fand sie die wahre Jude, die wie die Stimme der jungen Maid aus der Geschichte in der silbernen Schatulle bisher in ihr

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