Insel des Sturms
verschlossen war.
Später würde sie schwören, sie hätte den Gesang der alten Steine vernommen.
Sie vergrub ihr Gesicht an seiner Kehle und sog seinen Duft wie köstlich frisches Wasser in sich ein.
»Das Ganze geht zu schnell.« Aber gleichzeitig schlang sie ihre Arme noch ein wenig enger um seinen starken Nacken. »Ich kriege keine Luft mehr, ich kann nicht mehr denken. Was geschieht da eigentlich mit mir?«
Leise lachend vergrub er seinen Kopf in ihrem Haar. »Falls es auch nur ansatzweise dem ähnelt, was in mir vorgeht, dann werden wir wahrscheinlich demnächst explodieren. Liebling, wir könnten innerhalb weniger Minuten zurück in deinem Cottage sein und in deinem Bett liegen. Danach würde es uns beiden deutlich besser gehen!«
»Sicher hast du Recht, aber ich …«
»… du kannst so etwas nicht so überstürzt angehen, sonst wärst du nicht Jude.«
Obgleich es ihn einiges kostete, trat er einen Schritt zurück und schaute sie verzückt an. Mehr als gut aussehend, erkannte er, und obendrein vollkommen stimmig. Weshalb nur, dachte er verwundert, schien sie nicht zu wissen, wie stimmig und hübsch sie war?
Da sie keine Ahnung hatte, müsste er sich wirklich langsam und behutsam an ihr Innerstes herantasten.
»Wie ich bereits sagte, mag ich Jude nun mal. Und Jude will vorläufig hofiert werden.«
Sie konnte nicht entscheiden, ob diese Feststellung sie eher verblüffte, amüsierte oder doch beleidigte. »Auf gar keinen Fall.«
»Und ob! Jude will Blumen und Worte, geraubte Küsse und Spaziergänge bei schönem Wetter. Jude Frances will Romantik,
und ich bin derjenige, der ihr das beschert. Du müsstest mal dein Gesicht sehen.« Er packte sie am Kinn wie sonst ein Erwachsener ein eingeschnapptes Kind, und sie kam zu dem Schluss, dass sie tatsächlich beleidigt war. »Jetzt schmollst du wie ein kleines Mädchen.«
»Tue ich nicht!« Sie hätte ihm das Gesicht entwunden, doch er verstärkte seinen Griff, beugte sich ein wenig vor und küsste sie zärtlich auf den Mund.
»Ich bin derjenige, der dich sieht, meine Süße – und wenn du nicht einen herrlichen Schmollmund ziehst, will ich ein Schotte sein. Du denkst, ich mache mich über dich lustig, aber das trifft nicht oder höchstens teilweise zu. Was ist falsch an ein bisschen Romantik? Ich mag sie selbst sehr gern.«
Seine Stimme war so warm und einladend wie ein Glas Whiskey vor einem prasselnden Kaminfeuer. »Wirst du mich also mit sehnsüchtigen Blicken und kokettem Lächeln bedenken, wenn du am anderen Ende eines Raumes bist, wirst du wie zufällig deine Hand auf meinen Arm legen? Wirst du mich in heißer Verzweiflung irgendwo im Dunkeln küssen? Wirst du mich« – er strich mit den Fingerspitzen über eine ihrer Brüste und ihr Herzschlag setzte aus – »ab und zu verstohlen berühren?«
»Aber ich bin hier nicht auf der Suche nach Romantik!«
Ach nein?, fragte er sich. Weshalb zeigte sie dann ein solch ehrliches Interesse an Mythen, Märchen und Legenden ihrer Vorfahren? »Ob du danach suchst oder nicht – jetzt hast du sie nun mal gefunden.« Davon war er überzeugt. »Und wenn ich dich zum ersten Mal liebe, wird es langsam, süß und innig sein. Das ist ein Versprechen. Lass uns jetzt jedoch lieber zurück zu deinem Cottage gehen – ehe die Art, wie du mich ansiehst, mich dazu zwingt, dieses Versprechen zu brechen, noch während ich es ausspreche.«
»Du willst jedenfalls stets die Oberhand behalten – und immer alles kontrollieren.«
Wieder nahm er ihre Hand, auf eine geradezu störend freundschaftliche Art. »Nur deshalb, weil ich es ganz einfach gewohnt bin. Aber wenn du das Kommando übernehmen und mich verführen willst, liebreizende Jude, bin ich durchaus bereit und in der Lage, mich schwach und willenlos zu geben.«
Verdammt, ehe sie es verhindern konnte, brach sie in lautes Lachen aus. »Entschieden haben wir beide noch jede Menge Arbeit vor uns.«
»Wenigstens wirst du kommen?«, bettelte er, während sie den Hügel wieder hinabstiegen. »Du wirst in meinem Pub sitzen und ein Glas Wein trinken, damit ich dich ansehen und leiden kann.«
»Allmächtiger, du bist wirklich durch und durch ein Ire.«
»Da hast du ganz sicher Recht.« Er hob eine ihrer Hände und nagte sanft an ihren Knöcheln. »Übrigens, Jude, du küsst wirklich ganz fantastisch.«
»Hmmm«, war die neutralste Erwiderung, die ihr darauf einfiel.
Tatsächlich kam sie seiner Bitte nach, saß an der Theke und lauschte weiteren Geschichten. Im
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