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Insel des Sturms

Insel des Sturms

Titel: Insel des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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stieß sie leise aus. »Irgendwie muss ich eingeschlafen sein.«
    »Wenn Sie es zulassen, sind Sie hellwach.« Seine Stimme verriet eine ungeahnte Ungeduld. »Blicken Sie zur Abwechslung mal weiter als bis zu Ihrer Nasenspitze, und hören Sie mir zu. Es gibt wirklich Magie. Aber im Vergleich zu wahrer Liebe ist sie völlig machtlos. Das habe ich selbst sehr langsam und unter Schmerzen gelernt. Machen Sie ja nicht denselben Fehler, denn es geht um mehr als nur Ihr Herz.«
    Während sie noch wie erstarrt am Boden hockte, sprang er auf auf die Füße. Der blaue Stein an seinem Finger sprühte grelle Funken, und es schien, als glühe seine Haut.
    Nun bedachte er sie mit einem letzten ungeduldigen Blick, hob in einer dramatischen Geste beide Hände Richtung Himmel und löste sich ganz einfach auf.
    Ich träume, dachte sie, während sie schwankend auf die Füße kam. Das sind Halluzinationen. Sicher lag es an all der Zeit, während derer sie sich irgendwelche Märchen anhörte, an den vielen Stunden allein in ihrem Cottage mit diesen Legenden. Sie hatte sich gesagt, sie wären harmlos, aber ganz offensichtlich hatten sie irgendetwas Schreckliches bewirkt.
    Sie starrte auf das Grab, auf die neuen Blumen, die wie in einem farbenfrohen Tanz auf dem Hügel wippten. Als etwas zwischen den Blüten aufblitzte, beugte sie sich vor, teilte die zarten Blätter und entdeckte einen Diamanten, groß wie ein Zehn-Pfennig-Stück.
    Er war tatsächlich echt. Wieder stockte ihr der Atem. Sie konnte ihn sehen, seine Form ertasten, seine Glut spüren.
    Entweder war sie verrückt oder sie hatte soeben die zweite Begegnung mit Carrick, dem Feenprinzen, gehabt.

    Schaudernd fuhr sie sich mit ihrer freien Hand über die Stirn. Okay, so oder so war sie verrückt.
    Weshalb nur fühlte sie sich dann so pudelwohl?
    Jude ging langsam zurück zu ihrem Cottage, wobei sie wie ein kleines Kind, das einen hübschen Stein gefunden hatte, immer wieder den kostbaren Diamanten befingerte. Sie musste das alles aufschreiben. Sorgfältig und möglichst präzise. Musste genau festhalten, wie er ausgesehen, was er gesagt hatte, was zwischen ihnen vorgefallen war.
    Und danach würde sie versuchen, das Ganze aus der wissenschaftlichen Perspektive zu betrachten. Sie war eine gebildete Frau. Sicher fände sie einen inneren Zusammenhang.
    Als sie den Hügel in Richtung des Cottages herunterkam, sah sie in der Einfahrt den kleinen blauen Wagen und Darcy Gallagher, die gerade im Aussteigen begriffen war.
    Darcy trug Jeans und einen hellroten Pullover. Ihr Haar fiel ihr wie wilde schwarze Seide auf die Schultern, und nach einem Blick auf sie entfuhr Jude, noch während sie den Diamanten in die Hosentasche schob, ein neidischer Seufzer.
    Einmal, dachte sie – nur ein einziges Mal –, würde sie gern so prachtvoll und soll vollkommen selbstsicher aussehen. Geistesabwesend befingerte sie den Juwelen in ihrer Tasche und wusste, sie würde ihn sofort dafür eintauschen.
    Darcy schirmte ihre Augen gegen das helle Licht der Sonne ab und winkte ihr fröhlich zu. »Da sind Sie ja. Dann haben Sie also einen Spaziergang gemacht? Ist ein wunderbarer Tag dafür, denn heute Abend soll es wieder Regen geben.«
    »Ich war beim Grab der alten Maude.« Und habe mit einem Feenprinzen gesprochen, der mir, bevor er sich in Luft auflöste, einen Diamanten schenkte, mit dem ich wahrscheinlich ein kleines Dritte-Welt-Land kaufen könnte. Lächelnd kam Jude zu dem Schluss, dass sie diese Informationen am besten für sich behielt.

    »Ich habe mich mal wieder mit Shawn in die Wolle gekriegt und anschließend eine Spazierfahrt unternommen, um mich davon zu erholen.« Darcy bedachte Judes Schuhe mit einem, wie sie hoffte, beiläufigen Blick, um unauffällig zu ergründen, ob sie ihr vielleicht passten. Die Frau, so dachte sie, hatte in Bezug auf Schuhe einen fabelhaften Geschmack. »Sie sind ein bisschen blass«, bemerkte sie, als Jude schließlich aufblickte. »Alles in Ordnung?«
    »Alles paletti!« Verlegen fuhr sich Jude durchs Haar. Die Brise hatte einige Strähnen aus dem Pferdeschwanz gelöst, wodurch sie, wie sie dachte, allerdings nicht wunderbar zerzaust wie Darcy, sondern eher wirr und ungepflegt erschien. »Warum gehen wir nicht rein und trinken einen Tee?«
    »Oh, das wäre nett, aber ich muss wieder zurück. Aidan ist sicher sauer auf mich.« Als sie lächelte, versprühte sie einen geradezu betäubenden Charme. »Vielleicht könnten Sie ja mitkommen und ihn ein bisschen

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