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Insel des Sturms

Insel des Sturms

Titel: Insel des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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Wohnzimmer zurück.
    Aidan stapfte unruhig auf und ab, blieb, als er sie erblickte, jedoch auf der Stelle stehen. Sie wirkte wie eine Zwergin in seinem großen Hemd, derart zerbrechlich, klein und elend, dass der Sturm der Gefühle, der seine Seele beutelte, sie sicherlich erdrückt hätte. Also nahm er ihr wortlos den Pullover aus der Hand, trug ihn ins angrenzende Bad und hängte ihn über die Dusche.
    »Setz dich, Jude.«
    »Du hast jedes Recht, wütend auf mich zu sein. Blöd, dass
ich mich so unmöglich aufgeführt habe. Ich weiß nicht, wie ich …«
    »Ich wünschte, du würdest einfach die Klappe halten.« Als sie schmerzlich zusammenfuhr, rechtfertigte er sein rüdes Verhalten damit, dass er schließlich nicht aus Stein war, sondern, ebenso wie sie, aus Fleisch und Blut. Dann holte er den Tee aus der Küche.
    Sie war verheiratet gewesen, ging es wie im Karussell durch seinen Kopf. Davon hatte sie ihm gegenüber bisher nichts erwähnt.
    Und er hatte sich allen Ernstes eingebildet, sie hätte kaum Erfahrung mit dem männlichen Geschlecht! Aber nun war sie echt verheiratet gewesen, inzwischen zwar geschieden, jedoch öffentlich nach wie vor in diesen Schuft verliebt!
    Trauerte um irgendeinen Schurken in Chicago, der seinen Treueschwur gebrochen hatte, während Aidan Gallagher aus Irland sich nach ihr verzehrte.
    Wenn das nicht reichte, um einen vor Zorn den Verstand verlieren zu lassen, was musste dann bitte noch kommen?
    Er schenkte ihnen beiden ein und gab in seine eigene Tasse einen gehörigen Schuss Whiskey.
    Bei seiner Rückkehr ins Wohnzimmer stand sie mit verschränkten Händen da. Ihre feuchten Haare lockten sich um ihr Gesicht und sie sah ihn reglos an. »Ich werde runtergehen und mich bei deinen Gästen entschuldigen.«
    »Wofür?«
    »Dafür, dass ich eine solche Szene gemacht habe.«
    Er stellte die Tassen ab und runzelte gleichermaßen irritiert wie überrascht die Stirn. »Was interessiert mich deine Szene? Wenn unten im Pub nicht mindestens einmal pro Woche etwas Derartiges passiert, fragen wir uns, ob noch alle normal sind. Würdest du dich, verdammt noch mal, jetzt bitte endlich setzen und aufhören mich anzustarren, als wollte ich dich jeden Augenblick verprügeln.«

    Sie nahmen beide Platz, griffen nach ihren Tassen, Jude hob ihren Tee an den Mund, verbrannte sich die Zunge und stellte die Tasse eilig wieder ab.
    »Warum hast du mir nicht erzählt, dass du verheiratet warst?«
    »Ich habe nicht daran gedacht.«
    »Du hast nicht daran gedacht?« Jetzt war es seine Tasse, die unsanft auf dem Tisch landete. »Hat dir deine Ehe so wenig bedeutet?«
    »Mir hat sie sehr viel bedeutet«, erklärte sie in einem derart ruhigen, würdevollen Ton, dass er die Augen zusammenkniff und sie argwöhnisch musterte. »Wesentlich mehr als dem Mann, mit dem ich verheiratet gewesen bin. Aber ich versuche zu lernen, mit dieser Erkenntnis zu leben.«
    Als Aidan weiter schwieg, griff sie, um ihre Hände zu beschäftigen, erneut nach ihrem Tee. »Wir kannten einander bereits einige Jahre. Er ist Professor an der Universität, an der ich bis vor kurzem unterrichtet habe. Oberflächlich betrachtet hatten wir vieles gemein. Meine Eltern mochten ihn sehr gern. Er bat mich, ihn zu heiraten, und ich sagte Ja.«
    »Hast du ihn geliebt?«
    »Ich dachte, ich würde ihn lieben – was beinahe dasselbe ist.«
    Nein, dachte Aidan, das war nicht annähernd dasselbe. Doch er verkniff sich einen Kommentar. »Und was passierte dann?«
    »Wir – nein, ich sollte besser sagen, er – hatte alles sorgfältig geplant. William ist ein Mann, der genaue Pläne liebt, der bei allen Dingen stets sämtliche Details, mögliche Probleme und Lösungen genauestens bedenkt. Wir kauften uns ein Haus, da es repräsentativer war als eine Wohnung, und da er die Absicht hatte, es noch weit zu bringen. Wir feierten eine sehr kleine, exklusive, würdevolle Hochzeit mit
einem teuren Partyservice, jeder Menge Gestecke von Floristen, offiziellen Fotos und namhaften Gästen.«
    Sie räusperte sich und nippte abermals an ihrem Tee. »Sieben Monate später kam er zu mir und erklärte, er wäre nicht zufrieden. Das war das Wort, das er benutzte: ›Jude, ich bin mit unserer Ehe nicht zufrieden.‹ Ich glaube, ich habe etwas gesagt wie: ›Oh, das tut mir Leid‹.«
    Jude schloss ihre Augen, da auf Grund all dieser Erniedrigungen wie auch des Whiskeys ihr Magen rebellierte. »Noch heute macht es mir zu schaffen, dass ich mich zu allererst bei ihm

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