Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel des Sturms

Insel des Sturms

Titel: Insel des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
Vom Netzwerk:
wirbelte Jude herum. »Es soll besser sein, wenn man eine gemeinsame geistige Ebene besitzt? Besser, eine bekannte Umgebung auszusuchen, wenn man schon auf Reisen geht? Zum Teufel mit diesem Quatsch! Wir hätten an irgendeinem Strand in der Sonne liegen und wilden Sex haben sollen.«
    Ein Teil von Aidan war merklich froh, dass dieses Kapitel
nicht stattgefunden hatte. »Klingt für mich ganz so, als wärst du ohne ihn viel besser dran.«
    »Darum geht es nicht!« Vor lauter Wut riss sie sich an den Haaren. Jetzt war die Irin in Jude an die Oberfläche getreten, sodass sie in einer Weise raste, die ihre Großmutter ganz sicher mit Stolz erfüllt hätte. »Es geht darum, dass er mich verlassen und dass sein Fortgehen mich völlig niedergeschmettert hat. Vielleicht nicht mein Herz, aber meinen Stolz und mein Ego, was ja wohl ebenso Teile von mir sind.«
    »Ob das Herz oder das Ego, das macht keinen Unterschied«, pflichtete Aidan ihr leise bei. »Du hast Recht. Das macht wenig Unterschied.«
    Die Tatsache, dass er ihr, ohne eine Sekunde zu zögern, prompt zustimmte, milderte ihre Rage keineswegs. »Und jetzt fliegt dieser Bastard dorthin, wohin ich immer wollte. Und sie bekommen ein Baby, und er ist außer sich vor Begeisterung. Als ich davon sprach, Kinder zu bekommen, hat er, verdammt noch mal, unsere beruflichen Karrieren, unseren Lebensstil, die bereits existierende Überbevölkerung, die Collegekosten ins Feld geführt. Und dann hat er sogar noch ein Diagramm erstellt.«
    »Ein Diagramm?«
    »Ein Diagramm. Ein verdammtes Computerdiagramm, das unsere Finanzen, unsere Gesundheit, unseren beruflichen Werdegang und die darauf während der nächsten fünf bis sieben Jahre zu verwendende Zeit beinhaltete. Und danach hat er mir erklärt, wenn wir unsere Ziele erreichten, könnten wir ein Kind in Erwägung ziehen. Aber während der nächsten Jahre müsste er sich ganz auf seine Karriere konzentrieren, auf seine geplanten Beförderungen und seinen dämlichen Finanzplan.«
    Wie ein wildes Tier krallte sich der Zorn in ihre Brust. »Er beschloss, ob und wann wir ein Kind bekommen würden. Er beschloss, dass es, falls es dazu käme, nicht mehr als ein
Kind sein würde. Wenn er es gekonnt hätte, hätte er sicher sogar das Geschlecht des geplanten Babys bereits im Vorfeld festgelegt. Ich wollte eine Familie, und alles, was er mir beschert hat, waren irgendwelche Diagramme!«
    Ihr Atem geriet ins Stocken und ihre Augen füllten sich erneut mit Tränen. Als Aidan sich jedoch erhob, schüttelte sie vehement den Kopf. »Ich dachte, er wollte einfach keine Reisen oder Babys. Ich dachte, er könnte sich nicht ändern, und schließlich war er so vernünftig und sparsam und ehrgeizig. Aber das hat nicht gestimmt. Es hat einfach nichts gestimmt! Er wollte nur nicht mit mir auf die West Indies. Er wollte nur mit mir keine Familie. Himmel, was ist an mir so verkehrt?«
    »An dir ist nichts verkehrt… nicht das Geringste!«
    »Natürlich ist es das.« Sie putzte sich die Nase, ehe ihre Stimme schrill würde und schließlich bräche. »Wenn nicht, hätte ich ihn schließlich niemals damit durchkommen lassen. Ich bin einfach eine hoffnungslos uninteressante Person. Er hat sich mit mir bereits kurz nach unserer Hochzeit fürchterlich gelangweilt. Die meisten Menschen langweilen sich in meiner Gesellschaft. Meine Studenten, meine Kollegen. Meine eigenen Eltern langweilen sich mit mir.«
    »Das ist absolut lächerlich!« Er trat entschieden auf sie zu, packte sie bei den Armen und schüttelte sie leicht. »Du bist alles andere als langweilig.«
    »Du kennst mich bloß noch nicht lange genug, um das beurteilen zu können. Ich bin todlangweilig.« Sie schniefte und nickte mit dem Kopf. »Ich tue nie etwas Aufregendes, sage nie etwas Brillantes. Alles an mir ist durchschnittlich. Sogar mich selbst langweile ich.«
    »Wer hat dir nur solche Flausen in den Kopf gesetzt?« Er hätte sie erneut geschüttelt, hätte sie nicht so erbarmungswürdig gewirkt. »Ist dir jemals der Gedanke gekommen, dass dieser William mit seinen verdammten Diagrammen
und seinem kulturellen Was-auch-Immer der Langweiler war? Dass die Tatsache, dass deine Studenten nicht außer sich sind vor Begeisterung, einfach darin begründet sein könnte, dass du eben nicht zur Lehrerin geschaffen bist?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich bin halt nichts Besonderes.«
    »Jude Frances, du bist ganz allein hier nach Irland gekommen, um an einem völlig fremden Ort zu leben, mit

Weitere Kostenlose Bücher