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Insel des Sturms

Insel des Sturms

Titel: Insel des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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jämmerlich geschluchzt, gebrabbelt und geflucht. Alles in allem hätte sie, abgesehen von einem Strip auf seiner Theke, sicher nichts Schockierenderes anstellen können.

    Ihre Mutter hatte sie beglückwünscht, weil sie selbst unter dem größten Stress stets ihre Würde bewahrt hatte. Nun, Mutter, dachte sie, gut, dass du vorhin nicht in der Nähe warst!
    Und trotz ihres peinlichen Auftrittes fuhr Aidan sie jetzt heim, weil es dunkel war und regnete – und aus Nettigkeit.
    Sicher konnte er es nicht erwarten, sich ihrer endlich zu entledigen.
    Während der Wagen die holprige Straße hinaufrumpelte, suchte sie verzweifelt nach Worten, um die Peinlichkeit und Anspannung der Situation zu mildern; doch alles, was ihr einfiel, klang entweder dämlich oder künstlich und gestelzt. Aber sie musste etwas sagen. Ihr fortgesetztes Schweigen wäre unhöflich und feige.
    Sie atmete tief ein und keuchend wieder aus.
    »Hast du sie gesehen?«
    »Wen?«
    »Dort oben, hinter dem Fenster.« Jude packte seinen Arm und starrte auf die Gestalt hinter dem Fenster ihres Schlafzimmers.
    Lächelnd hob er den Kopf. »Ja. Sie wartet auf dich. Ich frage mich, ob ihr die Zeit allmählich lang wird oder ob ihr ein Jahr vielleicht nur wie ein Tag erscheint.«
    Er stellte den Motor seines Wagens ab, sodass nur noch das Trommeln des Regens auf dem Dach zu hören war, als die Gestalt langsam verschwand.
    »Du hast sie wirklich gesehen? Das sagst du nicht nur, um mir einen Gefallen zu tun?«
    »Natürlich habe ich sie gesehen – oft … und werde sie sicher auch in Zukunft regelmäßig sehen.« Er wandte sich um und sah Jude von der Seite an. »Es macht dir doch nichts aus, mit ihr zusammen hier zu wohnen?«
    »Nein.« Sie lachte, denn die Antwort fiel ihr überraschend leicht. »Nicht das Geringste. In Chicago hätte es mir
was ausgemacht, aber hier fühle ich mich vollkommen wohl. Manchmal …«
    »Manchmal was?«
    Sie sagte sich, sie sollte ihn nicht unnötig aufhalten. Aber es war so gemütlich in diesem warmen Wagen, während der Regen auf das Dach prasselte und der Nebel weiße Wogen um die Fenster wirbeln ließ. »Tja, manchmal habe ich den Eindruck, dass ich ihre Nähe spüre. Dass etwas in der Luft liegt. Ein – ich weiß nicht, wie ich es erklären soll –, ein leichtes Vibrieren. Und ihre Trauer macht mich genauso traurig. Ihn habe ich auch bereits gesehen.«
    »Ihn?«
    »Den Feenprinzen. Beide Male, als ich Blumen zum Grab der alten Maude gebracht habe, bin ich ihm begegnet. Ich weiß, es klingt verrückt – wahrscheinlich sollte ich mich gründlich untersuchen lassen, aber …«
    »Habe ich gesagt, es klingt verrückt?«
    »Nein.« Sie atmete vorsichtig aus. »Deshalb erzähle ich es dir ja. Weil du nicht sagst, dass es verrückt klingt. Weil du nicht mal denkst, dass es verrückt klingt.«
    Ebenso wenig wie sie.
    »Ich bin ihm begegnet, Aidan.« Mit vor Aufregung leuchtenden Augen blickte sie ihn an. »Ich habe mit ihm gesprochen. Beim ersten Mal dachte ich, er wäre einfach jemand, der hier in der Nähe lebt. Aber beim zweiten Mal war es beinahe wie in einem Traum, wie in Trance oder… ich habe hier etwas«, sagte sie spontan, »was ich dir gerne zeigen würde. Eigentlich willst du ja schnellstmöglich zurück, aber falls du noch eine Minute Zeit hättest …«
    »Ist das vielleicht eine Einladung ins Haus?«
    »Ja. Ich …«
    »Dann habe ich alle Zeit der Welt.«
    Sie stiegen aus dem Wagen, gingen durch den Regen, und ein wenig nervös schob sie sich beim Betreten des Cottages
die immer noch feuchten Haare aus der Stirn. »Es ist oben. Ich hole es herunter. Möchtest du vielleicht einen Tee?«
    »Nein, vielen Dank.«
    »Tja, dann warte bitte kurz«, sagte sie und eilte hinauf in ihr Schlafzimmer, wo sie den Diamanten zwischen ihren Socken versteckt hatte.
    Als sie, das Juwel hinter dem Rücken, wieder herunterkam, entfachte Aidan bereits ein Feuer im Kamin. Das sanfte Licht der roten Glut hüllte ihn wärmend ein.
    Judes Herz tat bei seinem Anblick einen kleinen Satz. Schön wie der Prinz der Feen, dachte sie voll Wehmut, mit seinem im Schein des Feuers schimmernden rötlich-dunklen Haar, seinen wie mit Goldfäden durchwirkten leuchtend blauen Augen, seinen in Licht und Schatten getauchten kantigen Zügen.
    War es ein Wunder, dass sie sich in ihn verliebt hatte?
    Allmächtiger Gott, sie hatte sich tatsächlich in diesen Mann verliebt! Diese Erkenntnis traf sie wie ein Hieb, und leise stöhnte sie auf. Wie viele

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