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Insel des Todes

Insel des Todes

Titel: Insel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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— dabei hat er selbst die Wahl
getroffen aus Angst vor einer Gefängnisstrafe wegen Unterschlagung! Was ist
denn mit Ihnen los? Wem wollen Sie eigentlich was vormachen ?«
    Das lastende Schweigen wurde
plötzlich von Sonja gebrochen, die Ambrose in die Rippen stieß.
    »Ha !« rief sie aufgeregt. »Dieser Boyd hat’s in sich, was? Gestern
abend hat er dem Luder da drüben gezeigt, wer Herr im Haus ist, und
jetzt jagt er diesen aufgeblasenen Kerlen einen Bombenschrecken ein .«
    »Sieht ganz danach aus, meine
kleine Menschenfresserin«, stimmte Ambrose mit sanfter Stimme zu. »Aber ich
will lieber noch keine Wetten abschließen .«
    »Ich bin ein sehr geduldiger
Mensch«, ließ sich Romney vernehmen. »Ich warte noch immer auf die Antwort auf
meine Frage !«
    »Oh, das hatte ich im Moment
vergessen«, bekannte ich aufrichtig. »Tut mir wirklich in der Seele leid, Jack.
Wir kommen gleich darauf zu sprechen .«
    »Nehmen Sie das nur nicht zu
sehr auf die leichte Schulter, Boyd«, flüsterte er. »Sonst wird Ihnen zu spät
klar, daß Sie einen schweren Fehler gemacht haben .«
    »Dann also zu Ihrer Antwort,
Mr. Romney«, sagte ich höflich. »Und für diese Antwort brauche ich einen
Assistenten — Betty, du kannst mir helfen .«
    »Bitte ?« fragte sie tonlos.
    »Passen Sie auf, Miss Adams«,
forderte ich sie kalt auf. »Und sprechen Sie nur, wenn Sie gefragt sind .«
    »Was soll das heißen ?« fuhr sie mich an.
    »Sie kennen doch sicher die
Geschichte von Jonas und dem Wal — wie der Wal Jonas mit einem Biß verschlang ?«
    »Ja, doch.« Sie sah mich
verständnislos an. »Und?«
    »Was würden Sie einer solchen
Geschichte für einen Namen geben, Miss Adams ?«
    »Ich — äh — , ich weiß nicht. Das ist doch wohl eine Fabel, oder ?«
    »Eine ausgezeichnete Antwort,
liebe Betty«, erklärte ich vergnügt. »Und jetzt habe ich für Sie alle eine ganz
neue Fabel auf Lager — Leila und der Hai .«
    Ich wartete auf einen erregten
Ausbruch, doch nichts geschah. Sie saßen alle stumm, ja apathisch da und
starrten mich an.
    »Haben Sie diese Fabel schon
früher gehört, Mr. Romney ?« bohrte ich weiter.
    »Entweder sind Sie ein
Einfaltspinsel, oder Sie bedürfen dringend fachärztlicher Behandlung«,
versetzte er schneidend. »Ich habe weder Lust noch Zeit, mir weiterhin diesen
blühenden Unsinn anzuhören, Boyd. Ich gehe auf mein Zimmer .«
    »Das Beste an der Geschichte
haben Sie ja noch nicht gehört, alter Junge«, hielt ich ihn zurück. »Wie
nämlich der Hai Leila mit einem Biß verschlang, und zwar so schnell, daß ihr
nicht einmal Zeit zum Schreien blieb .«
    »Also gut!« Romney ließ sich
wieder auf seinen Stuhl fallen. Auf seinen Zügen spiegelte sich Resignation.
»Fassen Sie sich kurz, Boyd. Mehr verlange ich gar nicht .«
    »Aber gern«, gab ich zurück.
»Ich will mich ganz kurz fassen. Sie haben sich qualifiziert, mit den Leuten,
die hier versammelt sind, an einem Tisch zu sitzen, Jackie. Ich möchte beinahe
sagen, daß Sie alle anderen übertreffen, wenn es darauf ankommt, unverfroren zu
lügen .«
    »Die Beleidigung kann im Moment
warten«, knirschte er. »Kommen Sie auf die Lügen .«
    »Ich habe mich heute nachmittag mit einem Fachmann unterhalten«, begann
ich und bedauerte es, daß Clarrie nicht hier sein konnte, um seine sprunghafte
Beförderung mitzuerleben. »Wenn ein Mensch von einem Hai angegriffen wird,
spielt sich das einfach nicht lautlos und blitzartig ab. Das Opfer wird von
Todesangst gepackt, wenn sich die scharfen spitzen Zähne des Hais in sein
Fleisch schlagen, und gleichzeitig, im Augenblick der Erkenntnis, übermannt es
fürchterliches Entsetzen. Ich hoffe, ich habe mich klar ausgedrückt, Mr.
Romney? Das Opfer schreit — es schreit in Todesangst, schrill, entsetzlich,
erbarmungswürdig. Aber es schreit immer !«
    Gereizt rutschte er auf seinem
Stuhl hin und her.
    »Sind Sie fertig ?«
    »Noch nicht ganz«, erwiderte ich.
»Wegen Ihrer gesunkenen Jacht machen Sie sich keinerlei Kopfzerbrechen, nicht
wahr ?«
    »Stimmt genau«, bestätigte er
steinern. »Weshalb, habe ich Ihnen heute nachmittag erklärt. Das Boot war hoch versichert. Ich brauche mir keine Sorgen zu machen .«
    »Die Versicherungspolice ist
vor zwei Monaten abgelaufen«, versetzte ich. »Sie machten sich nicht die Mühe,
sie zu verlängern. Nicht einen Pfennig wird die Versicherung Ihnen für Ihre
hübsche Jacht auszahlen, die jetzt auf Grund liegt, Mr. Romney. Aber Ihnen ist
das schnuppe, nicht wahr ?« Ich blickte

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