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Insel des Todes

Insel des Todes

Titel: Insel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ihm forschend
ins Gesicht. »Ich möchte nur wissen, wieso .«
    Mit einer abrupten Bewegung
stieß er seinen Stuhl zurück und stand auf.
    »Ich habe keine Lust, mir Ihre
Hirngespinste weiter anzuhören, Boyd«, erklärte er. »Ich halte Sie für
geistesgestört, wenn Sie meine Meinung hören wollen .«
    Er wandte sich mit raschen
Schritten zur Tür, und als er dort war, rannte er beinahe.
    »Ist sonst noch jemand
interessiert ?« erkundigte ich mich hoffnungsvoll.
»Vielleicht ein ganz klein wenig? Meiner Meinung nach macht er sich deshalb
keine Sorgen wegen der Versicherung, weil er schon eine Entschädigung erhalten
hat — und weil diese Entschädigung den Wert seiner Jacht bei weitem übertraf.
Es bleibt also eine letzte Frage, liebe Anwesende: Wer bezahlte die
Entschädigung und warum ?«
    Es war, als hätte jemand ein
unsichtbares Signal gegeben, das sie alle gleichzeitig erkannten. Die Stühle
rutschten nach rückwärts, als sie aufstanden und auf die Tür zusteuerten. Betty
ging voran. Sie zitterte am ganzen Körper.
    »Nun...« Ich bemühte mich,
meiner Stimme einen freundlichen Klang zu geben. »Dann sehen wir uns also
wieder, wenn der Coroner sein Urteil spricht .«
    Wieder ließ dieses unsichtbare
Signal sie alle erstarren.
    »Wieso ?« fragte Champlin langsam. Er kaute auf seiner Zigarre und schob sie von einem
Mundwinkel in den anderen. »Was haben Sie denn dort zu suchen, Boyd ?«
    »Mein Gewissen treibt mich
hin«, erklärte ich salbungsvoll. »Man muß der Gerechtigkeit dienen, stimmt das
nicht ?«
    »Meinen Sie das im Ernst ?« Felix maß mich mit durchdringendem Blick. »Warum, zum
Teufel, wollen Sie da hin ?«
    »Der Coroner muß doch zu einem
Urteil darüber gelangen, wie Leila gestorben ist, nicht wahr ?« meinte ich milde. »Nun, ich nehme an, daß alle Beteiligten ihm sagen werden, es
handle sich um einen Unfall, sie sei von einem Hai verschlungen worden. Unter
diesen Umständen ist es nur recht und billig, wenn ich ihm erkläre, daß und
warum sie ermordet worden ist .«
    »Du Narr !« schrie Betty und rannte aus dem Zimmer.
    Champlin und Parker wechselten
einen Blick, dann sahen sie mich an.
    »Das würde ich nicht empfehlen,
Danny«, sagte Felix sanft, beinahe träumerisch. »Es wäre höchst unklug .«
    »Ja, es wäre dumm«, grunzte
Champlin. Die wuchtigen Schultern bewegten sich unter dem Jackett, dann nahm er
die Zigarre aus dem Mund und hielt sie vor sich hin. »Ich habe Ihnen bereits
gesagt, daß Sie reichlich weit gegangen sind, Boyd«, erklärte er scharf. »Noch
ein Schritt und — « Er öffnete die Hand, und die Zigarre fiel vor seinen Füßen
zu Boden. Dann lächelte er mich an, während er mit dem rechten Fuß den Stummel
zertrat und den Tabak über den Fußboden schmierte.
    »Wie wär’s mit einem Drink,
Larry ?« schlug Felix vor und drehte sich um. Champlin
folgte ihm hinaus.
    Ich nahm Romneys Karte vom
Tisch, faltete sie sauber wieder zusammen und steckte sie in meine Brieftasche,
als mir klar wurde, daß sich außer mir noch zwei Menschen im Raum befanden.
    Sonja schlich sich mit
katzenhafter Geschmeidigkeit um den Tisch. Ich glaube, richtig normal konnte
das Mädchen gar nicht gehen. Entweder sie schlich, oder sie schlurfte, oder sie
stakte.
    »War gut !« verkündete sie billigend. Sie hob die Hände und preßte die Flächen gegen meine
Brust. »Sie sind sehr stark, was? Jetzt haben Sie ihnen Angst eingejagt — wie ?«
    Ihre Finger untersuchten kurz
und offensichtlich fachmännisch meine Brustmuskeln. »He!« Ein boshafter Funke
tanzte in der Tiefe ihrer Augen, das Gesicht verlor den trotzigen Ausdruck und
belebte sich plötzlich. »Dieses jämmerliche Miststück«, erklärte sie mit tiefer
Verachtung. »Sonja ist im Bett viel besser .«
    »Jetzt ist es genug, meine
launische kleine Kannibalenprinzessin«, sagte Ambrose, eine Spur besorgt.
    Sonja grub ihre scharfen Nägel
einen Moment in meine Brust, während in ihren Augen sadistische Freude
aufblitzte, und entfernte sich dann von mir. Ihre Zunge befeuchtete mit
sinnlichem Vergnügen ihre volle Unterlippe, und mir war plötzlich alles klar.
    »He, Boyd !« sagte sie mit kehliger Stimme. »Vielleicht wird sich bald herausstellen, wer
von uns beiden Frauen im Bett besser ist ?« Sie stakte
hocherhobenen Hauptes zur Tür und drehte sich dort noch einmal um.
    »Ich verspreche es Ihnen, Boyd !« Sie kicherte plötzlich. »Ich nehme vorher ein Bad .« Dann war sie verschwunden.
    Ambrose hob die Brauen und die
Schultern.

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