Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
üblichen Verdächtigen.“ Sie lächelte strahlend, obwohl sie sich daran erinnerte, wie schlecht es beim letzten Mal ausgegangen war. „Also, wer hat die Schachpartie gewonnen?“
Die Männer starrten sie wortlos an.
„Ist vermutlich auch nicht so wichtig“, machte sie schnell einen Rückzieher. „Ich hoffe, dass Sie alle Spielfiguren wiedergefunden haben.“
Der magere Mann, den sie den „Vornübergebeugten“ getauft hatte, blickte sie mit leicht zusammengekniffenen Augen an. „Ich kenne die Woodleys. Ich werde ihnen erzählen, was Sie getan haben.“
„Tja, das können Sie natürlich tun. Aber ehrlich? Ich glaube, sie sitzen zwischen den Stühlen, und sie brauchen mich, um Ihr Turnier zu organisieren. Also werden sie nicht unbedingt begeistert sein, wenn Sie fordern, mich an meinem ersten Arbeitstag zu feuern. Wäre es nicht viel förderlicher, wenn wir versuchen würden, miteinander auszukommen?“
„Können Sie das eine Ende des Schlägers vom anderen unterscheiden, Mädchen? Oder wissen Sie, wie ein vorschriftsmäßiger Cue auszusehen hat? Wissen Sie, wie schwer eine Disk, also der Spielstein, sein darf? Was die Strafe ist, wenn eine Disk eine Linie berührt? Kennen Sie den Unterschied zwischen einem angeschnittenen Schuss und einem verzögerten Schuss?“
Sie spürte, wie sie allmählich wütend wurde, doch sie gab sich Mühe, freundlich zu bleiben. „Ich kenne die Grundlagen, aber wenn wir zusammenarbeiten, kann ich den Rest lernen.“
„Ich wette, dass Sie Shuffleboard genauso idiotisch finden wie Schach“, sagte Mr Schnurrbart, kam näher und wies mit seinem Finger auf sie.
Sie zögerte einen Moment zu lange. Er nickte mit mehr Nachdruck, als sie gedacht hätte. „Sie halten es für idiotisch. Die Woodleys haben einen Leiter für das Programm eingestellt, der das Spiel für idiotisch hält!“
„Das habe ich nie gesagt!“ Tracy wich zurück und fand sich auf dem Grünstreifen zwischen den Spielfeldern wieder. „Ich gebe zu, dass ich Sie neulich überrumpelt habe, weil ich einem Ihrer Freunde helfen wollte. Aber das könnten Sie doch jetzt mal abhaken, oder? Ich habe mich entschuldigt. Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um Ihr Turnier zu einem Erfolg zu machen.“
Sie konnte die Erwiderung nicht hören, denn plötzlich kam ein Kind aus der offenen Tür des Gemeinschaftsraumes gerannt. Der Junge hatte den Kopf gedreht, als wollte er seine Verfolger austricksen. Bevor Tracy eine Warnung rufen konnte, war der Junge schon auf dem Spielfeld und lief direkt auf sie zu. Sie machte einen Satz nach vorne. Mit ausgebreiteten Armen schob sie die alten Männer zur Seite, ehe sie sich auf den ihr wohlbekannten Jungen stürzen wollte. Doch Bay bemerkte sie rechtzeitig, wirbelte herum, wich den taumelnden alten Männern und Tracy geschickt aus und rannte weiter.
Quer über die Spielfelder, über die Hecke und hinein in das Schwimmbecken.
„Unglaublich!“
Wasser spritzte zu allen Seiten. Der Schwall ließ jeden Wal vor Neid erblassen. Tracy rannte Bay hinterher und schüttelte dabei die Sandalen von ihren Füßen. Am Pool angekommen, erblickte sie den Jungen, der im tiefen Bereich mit den Armen ruderte. Sie war sich nicht sicher, ob er seinem jämmerlichen kleinen Leben ein Ende bereiten wollte oder ob er noch geschockt war, sich plötzlich im kühlen Nass wiederzufinden. Was auch immer es war und so verführerisch der Gedanke auch war, ihn auf den Grund sinken zu lassen – es war keine gute Idee. Vor allem nicht an ihrem ersten Arbeitstag.
Mit einem unterdrückten Fluch sprang sie vollständig bekleidet in den Pool, an eine Stelle, die nur wenig von dem strampelnden Bay entfernt war. Sie tauchte wieder auf, erblickte den Jungen und zog ihn mit einem beherzten Griff zu sich heran. Dann wollte sie ihn auf den Rücken drehen.
„Lassen Sie mich los!“ Er trat nach ihr. Als ihm das nicht gelang, wollte er sie schlagen. Doch sie hatte so etwas erwartet und war vorbereitet. Vor einigen Jahren hatte sie einen Lebensrettungskurs im Sommercamp in den Sierras gemacht. Das Erlernte war später für einen Kurs im College nötig gewesen. Und sie wusste genau, was jetzt zu tun war.
Geschickt wich sie all seinen Versuchen aus, sie zu ertränken, schleppte Bay zur Treppe und schob ihn dagegen.
„Kletter hoch!“, stieß sie hervor.
Er stieß sich ab, drehte und wand sich. Aber sie schnappte ihn sich wieder, diesmal am Nacken, und schob ihn zurück zur Leiter.
Arme streckten sich ihnen
Weitere Kostenlose Bücher