Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
Und es gab diesen Floristen in Georgia, den er regelmäßig bezahlt hat.“
„Aber er kam hierher, um seinen Lebensabend hier zu verbringen. Der Prediger, mit dem ich mich unterhalten habe, hat mir erzählt, dass Herb seinen Job in Kentucky gekündigt hat und nach Florida zurückgekehrt ist.“
„Also hat er vorher schon mal hier gelebt“, sagte Janya.
„Und – bis auf seine Geburtsurkunde – haben wir, erst nachdem Clyde für tot erklärt wurde, auch Dokumente von Herb gefunden. Herbs Leben scheint erst angefangen zu haben, seit Clyde tot ist. Bin ich die Einzige, die das versteht?“
Alle starrten sie an.
„Clyde und Herb sind ein und dieselbe Person!“
Niemand sagte etwas. Schließlich ergriff Olivia das Wort. „Ich wünschte, ich könnte fernsehen.“
„Nicht jetzt, Schätzchen.“ Alice beugte sich vor. Ihre Augen funkelten. „Niemand kann zwei Personen sein. Entweder war Herb Herb, oder er war Clyde. Wenigstens als er geboren wurde.“
Tracy fiel auf, dass Alice die Sätze fast ohne Atempause herausgebracht hatte. „Wanda, Sie haben die Mappe. Holen Sie die Geburtsurkunden heraus, ja? Beide. Was sind die Unterschiede, die Ihnen auf den ersten Blick auffallen?“
Wanda hatte die Urkunden in den Händen und hielt sie nebeneinander. „Clydes Geburtsurkunde sieht wie ein Original aus, gefaltet und wieder gefaltet und die Ecken eingerissen. Herbs Urkunde ist neuer, dünner, vermutlich eine Kopie. So, wie man sie beantragt, wenn man das Original verloren hat.“
„Wenn Menschen die Identität eines anderen annehmen, fordern sie die Geburtsurkunde von jemandem an, der ungefähr so alt wie sie und tot ist. Ich glaube, sie können dann sogar die Sozialversicherungsnummer der Person benutzen.“
„Heutzutage ist das nicht mehr so einfach“, sagte Wanda. „Kenny hat mir mal davon erzählt. Kriminelle machen das dauernd. Es war mal ziemlich unkompliziert. Bevor es Computer und so etwas gab, gingen Kriminelle einfach auf den Friedhof und suchten sich die Namen von verstorbenen Babys heraus, beantragten dann eine neue Geburtsurkunde, bekamen ihre Sozialversicherungsnummer, und plötzlich waren sie jemand anders. Heute ist das allerdings sehr viel schwieriger.“
„Aber das hier ist vor langer Zeit passiert. Ich glaube, dass Clyde Franklin aus irgendeinem Grund jemand anders sein wollte. Also wurde er Herb Krause, beantragte Herbs Geburtsurkunde und bekam seine Sozialversicherungsnummer – oder hat sich eine neue geben lassen, wer weiß?“
„Aber wie stand Herb Krause zu ihm?“, wollte Janya wissen.
„Wurde Herb nicht in Maine geboren? Oder wartet, wurde er dort geboren?“, Wanda schaute nach. „Nein, Clyde kam aus Maine. Herb kam aus … Montgomery, Alabama. Woher sollte Clyde wissen, dass ein Mann namens Herb Krause aus Alabama tot ist? Hat er dort wahllos Friedhöfe besucht?“
Tracy fügte die Puzzleteile zusammen, doch Janya kam ihr mit der Antwort zuvor. „Herb hätte überall sterben können, auch hier in der Nähe. Aber wir dürfen den Krieg nicht vergessen, in dem so viele Männer gefallen sind. Vielleicht haben sie zusammen gedient? Wir wissen, dass Clyde im Krieg war, und möglicherweise war dieser Herb ebenfalls dort.“
Tracy machte dort weiter, wo sie aufgehört hatte. „Ja, das leuchtet ein. Warum sollte er nicht einen Namen wählen, bei dem er sich sicher sein konnte? Vielleicht ist Herb – der richtige Herb – im Kampf gefallen, und Clyde wusste genug über ihn, über seine Lebensumstände und alles, um seine Geburtsurkunde zu beantragen. Vielleicht waren sie Freunde.“
„Also, wie sollen wir das beweisen? Denn im Augenblick ist es nur eine Geschichte, die wir uns so zusammenreimen“, sagte Wanda.
„Wir prüfen nach, ob ein Mann namens Herb Krause mit dem gleichen Geburtsdatum vor einiger Zeit gestorben ist. Wir sollten ab dem Krieg beginnen und dann weiterschauen.“
„Wie kommt man an solche Informationen?“, fragte Janya.
„Mein Ehemann, Fred …“ Alice blickte auf. „Fred war zu jung, um eingezogen zu werden, wissen Sie? Aber er hat mir gesagt …“ Sie zuckte die Achseln. „Sie haben die Freunde seines Bruders nach Hause gebracht – Freds Bruder war älter, und er war in Guadalcanal. Und einige der Männer, mit denen er gedient hat, wurden nach Hause gebracht, um dort beerdigt zu werden.“
„Er könnte auf einem Militärfriedhof beigesetzt worden sein“, sagte Wanda. „Wie Arlington. Sind dort nicht Soldaten des Zweiten Weltkrieges
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