Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
vorschlagen, dass Sie mich einfach nicht weiter beachten und so tun, als würde in meinem Haus niemand wohnen.“
Sie war verschwunden, ehe Wanda auch nur ein Wort der Rechtfertigung herausbringen konnte.
„Verdammt“, murmelte Wanda, als die Tür hinter Janya ins Schloss fiel. „Habe ich was Falsches gesagt?“
„Oh, gehen Sie einfach“, erwiderte Tracy. „Regen Sie alte Männer an. Wenn Sie so weitermachen, sind das bald die einzigen Freunde, die Sie noch haben.“
Wanda schniefte und folgte Janya nach draußen.
17. KAPITEL
J anya wusste nicht, warum sie so unglücklich über das Ende des Abends in Herbs Häuschen war. Hatte sie denn nicht gewusst, dass Wanda sich für
etwas Besseres hielt? Dass jeder Unterschied in der Vorstellung dieser Frau immer bedeutender wurde und dass Janya selbst dagegen schrumpfte? Wanda war wie so viele Leute überall auf der Welt. Sie kannte und verstand nur eine Art, ihr Leben zu führen. Alle, die anders waren als sie, lagen einfach falsch.
Und doch hatte dieser Zusammenstoß Janya verletzt. Sie glaubte nicht, dass es Wandas Absicht gewesen war, sie zu täuschen. Wanda hatte nicht die Absicht gehabt, eine alte Religion schlechtzumachen, die von Millionen von Menschen ausgeübt wurde. Aber dass sie es getan hatte, auch wenn sie es nicht vorgehabt hatte, war noch schlimmer. Weil es bedeutete, dass Wandas Überzeugung und ihre Gefühle tief in ihr verwurzelt waren und dass sie sich niemals ändern würden und dass eine Freundschaft zwischen ihnen immer nur oberflächlich bleiben könnte. Janya, die begonnen hatte, sich auf die Treffen mit ihren Nachbarinnen zu freuen, wollte nun überhaupt keinen Kontakt mehr.
Am Montagmorgen machte sie nicht ihren üblichen Spaziergang, denn sie hatte Angst, dass sie einer der Frauen in die Arme laufen könnte. Natürlich würde sie nicht für immer im Haus bleiben, aber sie hoffte, dass sie sich in ein oder zwei Tagen ein bisschen beruhigt hätte. Nachdem Rishi, der von seiner Geschäftsreise zurück war, zur Arbeit gegangen war, machte sie sich also an die Arbeit und putzte und wischte Staub. Obwohl Rishi abends nie viel Hunger zu haben schien, suchte sie nach dem Putzen das Kochbuch für amerikanische Gerichte, das sie aus der Bücherei entliehen hatte, und entschied sich für ein Rezept für Spaghettisoße.
Sie wusste nicht, warum Spaghetti, die ja eindeutig aus Italien stammten, in diesem Buch als amerikanische Speise durchgingen, doch mit ein paar Änderungen, die das Gericht etwas genießbarer machen würden, war sie entschlossen, es zu schaffen. Sie las sich das Rezept noch einmal durch und machte sich Notizen. Ihrer Meinung nach wurden zu viele Kräuter und viel zu wenig Gewürze verwendet und kaum Gemüse. Sie hatte im Supermarkt einen perfekten Blumenkohl und einen Sack mit gelben Kartoffeln gekauft. Sie fügte diese Zutaten zum Rezept hinzu, dazu noch eine Mischung aus Senfsamen und Kreuzkümmel sowie Kurkuma, Kardamom und Koriander. Als ihr das noch nicht reichte, mahlte sie Nelken und gab sie auch hinzu.
Sie entschied sich, die Soße mit Reis zu servieren. Nudeln schmeckten ihr nicht besonders.
Sie schnitt gerade die Kartoffeln klein, als jemand an die Tür klopfte. Einen Moment lang dachte sie darüber nach, das Klopfen nicht zu beachten, aber schließlich gewann ihre Höflichkeit. Erleichtert stellte sie fest, dass es Olivia war. Sie begrüßte sie mit einem Lächeln.
„Also, womit habe ich die Ehre deines Besuches verdient?“
„Nana macht ein Nickerchen. Ich dachte, wir könnten vielleicht was zusammen machen.“
In den zwei Wochen, seit Janya ihre Malutensilien herausgeholt hatte, um das kleine Mädchen zu beschäftigen, war Olivia regelmäßig vorbeigekommen. Da die Sommerferien begonnen hatten, vermutete Janya, dass sie die Kleine noch öfter sehen würde. Es war eine Schande, dass das Kind niemanden zum Spielen hatte.
„Würdest du gern etwas zeichnen?“, fragte Janya. „Du wirst immer besser mit der Kohle.“
„Das wäre toll.“
Janya war froh, dass wenigstens diese Freundschaft unkompliziert war. Sie und Olivia waren einsam, und sie hatten eine Gemeinsamkeit entdeckt. Sicher war es ein Jammer, dass der Rest der Welt diesem Beispiel nicht einfach folgen konnte.
Als Olivias Besuche immer regelmäßiger geworden waren, hatte Janya eine Plastikbox mit Utensilien zusammengestellt. Jetzt holte sie sie und brachte sie zum Tisch. Sie hatte eine Auswahl an Kohlestiften, Stifte, um Schlaglichter zu setzen,
Weitere Kostenlose Bücher