Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
begraben? Vielleicht ist Clyde einfach nach Arlington gegangen und hat sich einen Namen von einem Grabstein ausgesucht.“
„Oder sie wurden in den Ländern begraben, in denen sie gefallen sind“, sagte Alice. „Wenn die Familien es sich dann leisten konnten, sind sie heimgebracht worden. Sie wollten ihre Söhne zurück …“
Tracy merkte sich das. „Also könnte es sein, dass er dort begraben liegt, wo seine Familie lebte. Ich denke, ich könnte einige Anrufe in Montgomery machen. Ich werde auch im Internet nachschauen und mal sehen, ob es eine Liste mit Soldaten gibt, die auf Militärfriedhöfen beigesetzt wurden.“
„Tja, da haben wir uns ein Rätsel aufgehalst.“ Nachdem alle das verdaut hatten, fasste Wanda es noch einmal zusammen. „Wir haben da einen Mann, der möglicherweise nicht derjenige gewesen ist, für den wir ihn gehalten haben. Ein Mann, der sich hier ganz offen versteckt hat, bis zu dem Tag, an dem er gestorben ist.“
„Wir brauchen mehr Beweise. Aber ich verwette mein Leben darauf, dass der Mann, den wir als Herb kannten, in Wirklichkeit Clyde Franklin war, der von seiner Frau in den Fünfzigerjahren für tot erklärt wurde“, sagte Tracy. „Und ehe er verschwand, hat er seine eigenen Papiere und Orden genommen – deshalb waren sie in Herbs Besitz.“ Tracy war sich nicht sicher, ob sie froh sein sollte, dass sie so weit gekommen waren, oder entmutigt, weil nichts, was sie gefunden hatten, einen Hinweis auf die Familie des Verstorbenen geliefert hatte.
„Nana?“ Olivia zeigte auf die Uhr. „Daddy kommt gleich nach Hause.“
Alice erhob sich. „Wir … Lee kommt gleich zurück. Danke für den Kuchen.“
„Ja, danke“, sagte Olivia.
„Denk über die Ohrringe nach“, sagte Tracy und brachte sie zur Tür. Einen Moment lang blickte sie den beiden hinterher, als sie Hand in Hand zu Alices Häuschen liefen.
„Also, was passiert als Nächstes?“ Wanda stand auf. „Abgesehen davon, dass ich den restlichen Pie wegpacke, damit er nicht verdirbt? So, wie ich die Teigplatte zubereite, wäre das nicht außergewöhnlich.“
„Was haben Sie verwendet?“, fragte Janya. „Die Teigplatte auf dem Kuchen war einfach köstlich.“
„Meine Geheimzutat? Schmalz. Auch etwas Butter, aber Schmalz ist das Wichtigste. Weil man es heutzutage nicht mehr so einfach bekommt …“ Sie blickte Janya an und verstummte.
Janya starrte sie an. „Was ist Schmalz?“
Wanda schien sich mit einem Mal unbehaglich zu fühlen. „Nur etwas, das ich in den Teig gebe.“
Janya sprang auf. „Woraus besteht es? Ist Schmalz tierisches Fett?“
„Ich habe nur ein bisschen verwendet. Ich habe nicht daran gedacht, als Sie mich nach dem Fleisch gefragt haben. Ich dachte, Sie meinten damit die Füllung. Ich dachte an die Füllung. Alles, was in der Füllung ist, ist ein bisschen Gelatine …“
„Gelatine? Gelatine wird auch aus tierischen Produkten hergestellt.“ Tracy hatte in L. A. genug Veganer kennengelernt, um die Regeln zu kennen. „Jetzt machen Sie uns nichts vor.“
Janya rannte zum Badezimmer und warf die Tür hinter sich ins Schloss. Das Häuschen war nicht groß genug, damit die Frauen die folgenden Geräusche nicht hörten.
„Sehen Sie mich nicht so an“, sagte Wanda zu Tracy, als das Schlimmste im Badezimmer überstanden zu sein schien und sie hören konnten, wie der Wasserhahn lief. „Ich wollte die Frau ja nicht vergiften. Und an der Teigplatte gibt es nichts auszusetzen. Es findet alles nur in ihrem Kopf statt.“
„Das ist ganz sicher keine Einbildung. Das ist nicht der Grund für die Geräusche. Und sie hat Sie extra danach gefragt.“
„Ich habe wirklich nicht über die Teigplatte nachgedacht! Verklagen Sie mich doch. Seit wann ist es meine Aufgabe, mich bei heidnischen Vegetariern einzuschmeicheln?“
Die Tür ging auf, und Janya kam heraus. Sie ging direkt zu Wanda.
„Diese Heidin wird Sie nicht länger mit ihrer Anwesenheit belästigen. Dann müssen Sie sich auch nicht mehr einschmeicheln … was auch immer das genau ist. Und Sie müssen ganz sicher nicht mehr für mich kochen – wir Ausländer sind ja so dumm, weil wir es wagen, beim Essen unsere besonderen Vorlieben zu haben. Und auch dabei, wen wir anbeten oder wie wir das tun.“
„Janya …“, begann Tracy, doch Janya schüttelte entschieden den Kopf.
„Ich werde dieses Haus und auch Wandas Leben verlassen. Ich würde ganz nach Indien zurückkehren, wenn ich könnte. Aber da das unmöglich ist, würde ich
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