Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
sie allmählich wieder begann, wie sie selbst zu klingen. Sie war kein liebeskrankes Mädchen, das durch den Verlust fast zugrunde gegangen wäre. Sie war eine verheiratete Frau, lebte in einem anderen Land und hatte sich endlich zurechtgefunden.
„Der Grund hätte sein können, dass wir uns mal geliebt haben“, erwiderte er in einem Tonfall, der genauso einschmeichelnd war wie sein Lächeln. „Wir wollten heiraten.“
„Ja, Darshan. Aber du hast zugelassen, dass deine Eltern das zerstören. Du hast tatenlos zugesehen, als ich einen anderen geheiratet habe. Und jetzt willst du die Frau heiraten, die mir all diesen Schmerz zugefügt hat.“
„Padmini schwört, dass sie nichts mit alldem zu tun hatte.“
„Padmini ist eine Lügnerin.“
Er widersprach nicht. „Ich bin nicht hier, um mit dir über deine Cousine zu sprechen.“
„Ach? Dann entscheidest du für uns beide, worüber wir reden sollten? Wahrscheinlich wirst du mir auch sagen, welche Themen sicher sind. Dazu gehört zum Beispiel nicht meine Familie, die mich für das hasst, was ich ihr angetan habe. Und auch nicht deine Familie, die mich für eine Idiotin hält. Nicht Padmini, die Lügnerin, nicht das Ende unserer Verlobung. Und sicherlich auch nicht meine Hochzeit mit einem Mann, den ich vorher nicht mal kannte. Sollen wir dann vielleicht übers Wetter reden? Erzähl mir vom Monsun. Ich hoffe, dass jeder, der in mir nur das Schlechte gesehen hat, darin ertrinken wird!“
Sie machte auf dem Absatz kehrt, doch er hielt sie am Arm fest.
„Lass uns darüber reden, was nicht zu Ende gegangen ist, was nicht aufhören konnte, Janya. Ich dachte, ich könnte dich vergessen. Ich dachte, dass es das Beste für alle sei, wenn du hier lebst. Ich habe versucht, es zu glauben, aber ich kann es nicht.“
Sie wandte sich nicht um. „Warum bist du hierhergekommen? Um mir zu erzählen, wie schlecht du dich fühlst? Damit ich mich besser fühle, weil ich weiß, dass auch du leidest?“
„Auch, Janya? Dann spürst du es genauso? Du weißt, wie falsch das alles ist? Dann hast du dein Herz nicht dem Mann geschenkt, den du geheiratet hast?“
„Dein Herz geschenkt“ war ein gefühlsbetonter, fast femininer Ausdruck, und sie war überrascht, ihn aus seinem Mund zu hören. Hatte Darshan schon immer so gesprochen? Als hätte er Sätze einstudiert, um einer Frau zu gefallen? Sie konnte sich nicht daran erinnern.
Sie hob das Kinn an. „Ich habe mich mit dieser Heirat einverstanden erklärt. Ich habe mit Rishi das heilige Feuer umkreist.“
„Es war falsch. Es war ein Fehler.“
Sie drehte sich zu ihm um. „Dein Fehler, nicht meiner. Hättest du nur durch ein Wort deine Unterstützung gezeigt, hätte ich gekämpft, um bei dir bleiben zu können.“
„Du weißt ja nicht, was los war, Janya. Du warst nicht da.“
„Und du hast es mir nie erzählt. Sag mir, weiß Padmini, dass du hier bist? Hast du ihr gegenüber erwähnt, dass du mich auf dieser Reise besuchen wirst?“
„Du bist verbittert.“
„Ich bin nur realistisch. Aber du hast meine Frage nicht beantwortet. Warum bist du hier?“
„Weil du die einzige Frau bist, die ich je lieben werde.“
Sie starrte ihn an. Darshans Augen sprudelten über vor Emotionen. Sie erinnerte sich daran, wie sie erschauert war, wenn er sie früher so angesehen hatte. Auch jetzt zitterte sie, aber sie war sich nicht sicher, warum. Es war zu viel für sie. All die Nächte, in denen sie gebetet hatte, Darshan möge zu ihr zurückkommen. Und jetzt war er da, stand vor ihr, und ihre Liebe war trotzdem unmöglich.
„Geh“, sagte sie. „Und komm nicht wieder.“
„Du hast mir noch nicht zugehört. Du weißt nicht, warum ich hier bin.“
„Dann sag es mir schnell, bevor du Lebewohl sagst und es auch so meinst.“
„Das kann ich nicht schnell machen, Janya. Das wäre keinem von uns beiden gegenüber fair.“
„Ich muss Rishi von der Arbeit abholen. Er wird sich schon fragen, wo ich so lange bleibe.“
„Versprich mir, dass du mich wiedersehen wirst. Versprich mir, dass du kommen und dir alles anhören wirst, was ich zu sagen habe. Denn wir gehören zusammen. Und ich weiß, wie wir zusammen sein können.“
Sie war verwirrt. Wollte er ihr damit vorschlagen, dass sie sich von Rishi scheiden lassen sollte? Wollte er die Verlobung mit Padmini lösen? Wollte er, dass sie beide heirateten und gemeinsam an einem Ort lebten, an dem niemand wusste, was sie getan hatten?
Sie schüttelte den Kopf. „Das geht
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