Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
nicht gerade, dieses Grundstück loszuwerden?“
„Siehst du irgendjemanden, der mir die Tür einrennt, um es zu kaufen?“ Tracy fiel Marshs Angebot ein. Sie dachte an Marsh. Das hatte sie in letzter Zeit oft getan.
„Wo ist der Haken?“
„Ihr müsstet mithelfen. Und es dauert lange. Aber ab September bin ich wieder arbeitslos, und dann könnte ich damit beginnen. Es ist eine schmutzige und chaotische Angelegenheit.“
„Wie wäre es, wenn nicht ich, sondern Ken helfen würde?“, entgegnete Wanda. „Ich glaube kaum, dass meine Knie das durchstehen.“
„Meinst du, dass er dann noch immer da ist?“
„Ich werde auf dein Angebot zurückkommen.“ Wanda betrachtete den Fußboden und sah dann wieder zu Tracy auf. „Aber es ist auf jeden Fall ein nettes Angebot. Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet.“
„Mir gefallen Fliesen“, sagte Janya. „Wir könnten ein Mosaik legen.“
„Das wäre super. In einem der Bücher aus der Bibliothek habe ich dazu einige Vorschläge gesehen.“ Tracy schob die beiden in die Küche und schenkte Kaffee in ihre besten Tassen. „Ich spiele mit dem Gedanken, die Anrichte ebenfalls zu fliesen. Nachdem ich jetzt weiß, wie man die Dinger verlegt … Und als Spritzschutz kommen noch welche an die Wand.“
Wanda nahm die Tasse und die Untertasse entgegen. „Das klingt nicht so, als würdest du damit nur die Zeit überbrücken wollen, bis der Immobilienmarkt sich wieder erholt hat. Das klingt, als würdest du hierbleiben wollen. Du steckst so viel Arbeit und Mühe in dieses Haus – willst du dann immer noch zusehen, wie es abgerissen wird?“
„Ich bin ein Mädchen, das eines nach dem anderen angeht. Solange ich hier wohne, will ich auch, dass es ein Ort ist, an dem ich morgens gern aufwache.“
Sie trugen ihre Teller mit dem Kuchen ins Wohnzimmer. Wanda und Janya nahmen in den Sesseln Platz, und Tracy machte es sich auf dem Sofa gemütlich. Sie wusste nicht genau, wie sie ihre Wochenenden verbringen sollte, nachdem ihr großes Projekt fertiggestellt war, aber ein entspanntes Kaffeetrinken mit Freundinnen war auf jeden Fall ein guter Start.
„Mir ist aufgefallen, dass Lees Wagen vor Alices Haus steht“, sagte Wanda. „Ist sie deshalb nicht hier?“
„Ich habe mich gehütet nachzufragen.“
„Hast du eigentlich noch mal mit ihr gesprochen?“, fragte Janya. „Seit dem Mittagessen bei mir zu Hause?“
„Ich habe mit Lee gesprochen.“ Er war höflich gewesen, aber sie hatte erleichtert festgestellt, dass sein Interesse an ihr merklich abgekühlt war – was entweder an ihren unterschiedlichen Meinungen über Alice lag oder weil er nicht mehr so zuversichtlich war, ihren Grund und Boden doch noch verkaufen zu können. Was auch immer es war, es ließ ihn nicht gerade in einem positiven Licht dastehen.
Wanda warf noch zwei Zuckerstückchen in ihren Kaffee. „Und was hatte er so zu erzählen?“
„Er sagt, dass ich sie besuchen darf, wenn es ihr besser geht. Im Augenblick ruht sie sich aus. Sie glauben, dass sie einen weiteren kleinen Schlaganfall hatte.“
„Ach, wirklich?“ Janya klang nicht überzeugt. „Als wir letzten Samstag zusammen waren, ging es ihr noch gut. Und wenn es stimmt, was du sagst, hat sie kurz vorher das Tischtuch zerstört. Hätten wir es denn tatsächlich nicht bemerkt, wenn sie bedrückt gewesen wäre?“
„Wie hat er sich verhalten?“, wollte Wanda wissen. „Als würde er sich ernsthaft Sorgen machen? Oder als würde er etwas verheimlichen?“
Offensichtlich besaß Tracy keine gute Menschenkenntnis. Mr „Lebender Beweis“ druckte vermutlich gerade in Kalifornien Nummernschilder. „Er hat sich verhalten … als würde er schauspielern.“
„Heißt das, du bist nicht mehr in den attraktiven Mr Symington verliebt?“ Wanda nahm sich noch ein Stück Kuchen. „Ich persönlich glaube ja, dass sein Widerwärtigkeitsfaktor ungefähr so hoch ist wie von einem Geier, der über einem Autowrack kreist.“
„Wie kommst du nur immer auf diese Vergleiche?“
„Ich bin glücklicherweise in den Sümpfen geboren worden, Valley Girl. Da hast du noch einiges an Aufholarbeit zu leisten, so viel ist sicher.“
„Dann bist du nicht überzeugt davon, dass er die Wahrheit sagt?“, fragte Janya Tracy.
„Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Lee hat mir erzählt, dass er nach dem Tod seiner Frau hier in Palmetto Grove geblieben sei, um sich um Alice zu kümmern. Seiner Frau zuliebe. Er hat dafür einen guten Job in Atlanta aufgeben
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