Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
nicht.“
Er machte einen Schritt auf sie zu und hob ihr Kinn an. „Du musst mich anhören. Du liebst mich immer noch. Ich kann es in deinen Augen erkennen.“
Seine Stimme umschmeichelte sie, die Wogen dieses tiefen Klangs schlugen über ihr zusammen. Sie war verzaubert von seinem vertrauten Duft – männlich, mit einem Hauch von Sandelholz und einer Spur Zedernholz. Doch zugleich störten die Worte selbst sie, klangen in ihren Ohren so, als hätte er sie eingeübt.
Er lächelte traurig. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll oder wie ich es sagen soll. Ich weiß, dass ich viele Floskeln gebrauche, aber sie drücken aus, was ich empfinde. Ich liebe dich, Janya. Ich kann ohne dich nicht leben.“
„Wirklich? Habe ich dabei gar nichts zu sagen?“
„Bitte, hör mich an, gib mir ein bisschen Zeit, ehe du etwas entscheidest, das unser Leben besiegeln wird.“
„Du bist dafür verantwortlich, dass ich zu spät komme. Mein Ehemann wird sich schon Sorgen machen.“
„Ich muss weiterreisen. Ich bin geschäftlich in den USA unterwegs. Aber ich kann nächste Woche wieder hierherkommen. Versprich mir, dass du dich dann mit mir treffen wirst. Gib mir diese eine Chance, um dir alles zu erklären.“
Erklären. Das war das Wort, das ihren Widerstand brach. Sie wollte eine Erklärung. Sie wollte ein für alle Mal verstehen, was geschehen war. Und ja, sie wollte diese Erklärung von dem Mann bekommen, den sie so unbekümmert geliebt hatte.
„Wann?“, fragte sie.
„Dienstag. Ich kann dich hier abholen, oder wir können uns irgendwo treffen. Nachdem dein Mann zur Arbeit gefahren ist.“
„Nein, ich muss auch zur Arbeit. Aber anschließend kann ich mich mit dir treffen.“
„Wo?“
„Es gibt nicht weit von meiner Arbeitsstelle entfernt einen Park. Wir können draußen sitzen und uns unterhalten.“
„Ist es dir egal, ob wir gesehen werden könnten?“
Darüber hatte sie nicht nachgedacht. Wollte sie sich vor Rishi verstecken? Rishi, der so nett zu ihr gewesen war, der geduldig darauf wartete, dass sie lernte, ihn zu lieben. Was würde er denken, wenn einer seiner Freunde sie zufällig mit Darshan zusammen sah? Wie wollte sie das erklären?
Darshan bemerkte ihre Verwirrung. „Ich werde ein Zimmer im Beach Haven Motel mieten. Können wir uns da treffen?“
Sie kannte das Motel. Mit Wanda zusammen war sie auf dem Weg nach Cargo Beach daran vorbeigefahren. Es lag weit genug außerhalb, sodass es unwahrscheinlich war, von einem Bekannten überrascht zu werden.
„Ich warte in der Lobby auf dich“, sagte sie. „Um fünf Uhr. Um zu reden, Darshan. Und nur, um zu reden.“
„Natürlich.“
Sie wusste nicht, was sie jetzt tun, was sie sagen sollte. Also tat sie das Einzige, was ihr einfiel. Sie drehte sich um, ging ins Haus und wartete, bis er verschwunden war. Und als er gefahren war, wischte sie sich über die Augen, denn hier, in der Abgeschiedenheit ihres Hauses, hatte sie sich endlich erlaubt zu weinen.
27. KAPITEL
A m Samstagmorgen wurde Tracy, die eigentlich hatte ausschlafen wollen, vom Telefon geweckt. Es klingelte noch immer so selten, dass es ein besonderes Ereignis war.
Am anderen Ende meldete sich eine erstaunlich fröhliche und muntere Sherrie, wenn man bedachte, dass es in Arizona noch nicht einmal sechs Uhr morgens war.
„Guten Morgen, guten Morgen!“
„Warum ist er gut?“ Tracy blinzelte noch einmal auf die Uhr neben ihrem Bett, doch die Zeit hatte sich nicht verändert. Es war noch nicht mal acht Uhr in Palmetto Beach.
„Weil ein Kollege von Wade auf eine Tagung nach Tampa fliegt und ich ihm deine Telefonnummer gegeben habe. Er ist umwerfend, und er ist Single.“
„Und reich?“ Tracy streckte sich.
„Nicht so reich wie C J, eher so wie dein Vater. Natürlich bevor C J den Boden mit ihm aufgewischt hat.“
„Ich würde mich über einen Anruf von ihm freuen.“ Tracy könnte aber auch damit leben, wenn er sich nicht meldete. „Also, wie kommt es, dass du zu dieser Uhrzeit anrufst? Warum bist du schon wach?“
„Die Mädchen haben woanders übernachtet. Eigentlich war ich noch gar nicht im Bett.“
„Autsch.“ Obwohl Tracy ehrlich gestanden dachte, dass es vielleicht ganz lustig sein könnte.
„Also, wie läuft es bei dir?“
Tracy erzählte ihr vom Freizeitzentrum, von dem Wandgemälde und dem bevorstehenden Shuffleboard-Turnier und den Freuden, Bay Egan zu einem fast normalen Jungen zu zähmen. Und schließlich endete sie mit ihren Nachbarn. „Die
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