Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
Grund für die Auflösung einer Verlobung gesehen. Und so traditionsbewusst ist deine Familie nicht.“
„Seine Stellung zwingt meinen Vater dazu, auf einen tadellosen Ruf zu achten.“
„Dein Vater hätte die Geschichte einfach abtun können. Er hätte über Mädchen schimpfen können, die Computer für ihre Späße missbrauchten. Er hätte einen Witz darüber machen können, dass man in Zukunft besser auf mich aufpassen müsse. Es gab eine Menge Lösungen, mit der Angelegenheit umzugehen, und jede dieser Lösungen hätte ein gutes Ende für uns beide bedeutet.“
„Mein Vater war ernsthaft entsetzt und fühlte sich gedemütigt.“
„Nein, Darshan. Dein Vater war schon entsetzt und fühlte sich gedemütigt, als du verkündet hast, mich heiraten zu wollen.“
Sie hatte es ausgesprochen. Und schon allein das Aussprechen dieser Worte schnürte ihr die Kehle zusammen. Aber die Zweifel, die neben ihren romantischen Tagträumen gewachsen waren, standen inzwischen in voller Blüte, und Darshan hatte nichts dagegen unternommen.
Bedächtig wählte er seine Worte. „Vielleicht war er am Anfang dagegen. Er hatte auf eine Hochzeit gehofft, die unserer Familie finanzielle Sicherheit bringen würde. Aber als er sah, wie glücklich ich war …“
„Hat er weiterhin auf dich eingewirkt. Ist es nicht so? Dein Vater hat unsere Hochzeitspläne nie gutgeheißen. Und auch deine Mutter nicht. Sie haben versucht, dich zu beeinflussen, haben Misstrauen gesät. Als diese Sache dann passierte, wusstest du, dass du keine Chance mehr hattest. Das war der Vorwand, den sie noch brauchten, um dir den endgültigen Stoß zu versetzen.“
Er schwieg.
„Ich verdiene es, die Wahrheit zu erfahren“, beharrte sie.
„Die Geschäfte meines Vaters liefen nicht mehr so gut“, sagte er schließlich. „Er war mit seinem Regierungsposten so beschäftigt, dass er sie vernachlässigte. Er verlor viel Geld. Und er braucht doch viel Geld, wenn er unser nächster Ministerpräsident werden will.“
„Tja, du warst ein pflichtbewusster Sohn, nachdem du dich einmal kurz aufgelehnt hattest.“
Er blieb stehen und ergriff ihren Arm. „Janya, lass die Vergangenheit ruhen. Es wurden viele Fehler gemacht. Aber es war mein Vater, der dich für nicht angemessen hielt. Nicht ich. Ich dachte, ich könnte ihn umstimmen.“
Sie ging wieder in die Richtung, aus der sie gekommen waren, und beschleunigte ihre Schritte. Jemand hatte eine aufwendige Sandburg gebaut, doch die Flut begann schon, die Eingrenzung zu verschlucken. Schon bald würde die Burg unter dem Ansturm der Wellen einbrechen, und morgen wäre sie verschwunden. Wie zuvor ging sie um die Burg herum, denn sie wollte den Verfall nicht unnötig vorantreiben. Darshan hingegen achtete nicht darauf, oder es war ihm egal, und er ging direkt hindurch.
„Warum bist du hier?“, wollte sie wissen. „Hast du ein so schlechtes Gewissen, dass du dich doch noch entschlossen hast, mir alles zu erklären? Ich habe schon lange verstanden, wie es so weit kommen konnte. Du hast das Geld, das du gut für deine Hochzeit hättest gebrauchen können, ganz umsonst für einen Flug verschwendet.“
Wieder blieben sie stehen. Er legte seine Hände auf ihre Schultern. „Ich will dich. Es hat keinen Sinn, so zu tun, als würde ich dich nicht wollen. Ein Leben ohne dich? Ich kann es mir nicht vorstellen.“
„Wie kannst du dir ein Leben mit mir vorstellen?“
„Janya …“
Das Gewicht seiner Hände erinnerte sie ebenfalls an bessere Zeiten. Sie waren stark und warm, mit langen schlanken Fingern, die perfekt gepflegt waren. Seine dunklen Augen blickten sie forschend an. Und dahinter? Sie wusste es nicht. Mit einem Mal dämmerte eine Erkenntnis auf. Janya fühlte sich an einen anderen Mann erinnert, konnte ihn jedoch im Moment nicht benennen.
„Du bist verheiratet.“ Er massierte sanft ihre Schultern. Darshans Hände waren magisch, als wüsste er genau, wie er sie beglücken konnte, wie seine Hände ihm helfen konnten, das zu bekommen, was er wollte.
„Würdest du deinen Ehemann für mich verlassen?“, fragte er leise.
Sie hütete sich davor, sich fallen zu lassen. Sie wartete.
„Ich werde heiraten. Nachdem eine Hochzeit schon nicht stattgefunden hat, kann ich doch die andere nicht auch absagen, oder?“
Wieder wartete sie darauf, dass er seine eigene Frage beantwortete.
„Aber ich werde oft in den Vereinigten Staaten sein“, fuhr er fort. „Mein neuer Arbeitgeber will, dass ich eng mit dem
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