Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
gerecht.“
Sie versuchte, sich vorzustellen, dass Rishi so etwas zu ihr sagte, doch es gelang ihr nicht. Selbst als sie mit Darshan verlobt gewesen war, hatte er ihr nicht so viele Komplimente gemacht. Sie fragte sich, was ihn so verändert hatte. Die ehrliche Feststellung, was sie ihm bedeutete, verschärft durch die Monate der Trennung? Oder etwas anderes?
Der letzte Gedanke ließ ihr Verlangen merklich abkühlen. Und an seine Stelle traten Zweifel. Zweifel und die Wirklichkeit dieses Augenblicks. Dies war nicht die unschuldige, romantische Wiedervereinigung, die sie sich so sehnlich gewünscht hatte. Dies war ein Treffen, das Leben zerstören konnte. Trotz des gefühlvollen Moments musste sie an Herb denken, der seine Frau und sein Kind für eine begehrenswertere Frau verlassen hatte.
„Lass uns ein paar Schritte gehen“, sagte sie.
„Wenn du zu müde bist – in meinem Zimmer ist es kühler.“
„Wir gehen ein paar Schritte.“ Sie ging los, und er folgte ihr.
„Du hast gesagt, dass du arbeitest“, begann er. „Was machst du genau?“
Sie erzählte ihm von ihrem Job im Freizeitzentrum. „Und was führt dich nach Florida?“
„Meine Ausrede war eine Abhandlung, die ich über umweltfreundliche Baupraxis schreibe. Sie stützt sich auf die Arbeit eines Architekten in Fort Lauderdale.“
„Ich bin überrascht, dass Padmini und deine Eltern dir erlaubt haben, mich zu besuchen.“
„Padmini weiß, dass ich dich noch immer liebe. Sie war verzweifelt.“
„Dazu hat sie keinen Grund. Sie hat um dich gekämpft und gewonnen. Sie sollte froh sein. Sogar meine Eltern haben sich von ihr täuschen lassen.“
Er widersprach nicht, und er sagte auch nicht, dass er seine Ehe noch einmal überdenken wolle. Stattdessen wechselte er das Thema.
„Gefällt dir das Leben in den Vereinigten Staaten? Hast du andere Inderinnen kennengelernt, mit denen du dich anfreunden konntest?“
„Nein, aber ich habe Freundinnen gefunden. Und es gibt vieles hier, was mir gefällt.“
„Und dein Ehemann?“
„Was soll mit Rishi sein?“
„Behandelt er dich gut?“
„Keine Frage.“
„Das freut mich.“
Zorn durchströmte sie. „Ja, ich verstehe, dass dich das freut. Wenn er mich misshandeln würde, müsstest du dich ja eventuell schuldig fühlen.“
Er blieb stehen. „Du hast gesagt, Padmini habe um mich gekämpft. Janya, ich habe um dich gekämpft. Ich habe allen gesagt, dass du niemals so dumm wärst, dich auf dieser Website anzumelden und diese Fotos hochzuladen. Ich habe dich oft verteidigt.“
„Aber nie, wenn es wirklich nötig war. Nicht als deine Eltern dich gebeten haben, mich nicht zu heiraten.“
„Dir zu vergeben, nachdem alle ihre Freunde Bescheid wussten und darüber redeten, wäre zu viel für sie gewesen. Sie sind sehr traditionsbewusst, und sie sind meine Eltern. Es ist meine Pflicht, ihren Rat anzunehmen und mich um sie zu kümmern, wenn sie älter werden.“
„Warum bist du dann hier? Sind sie nicht noch immer deine Eltern? Und ganz sicher werden ihre Freunde noch mehr tuscheln, wenn du deine Hochzeit mit Padmini absagst.“
Er schwieg. Sie sah ihn an und erkannte die Wahrheit an der Art, wie er hinaus auf den Horizont blickte.
„Du hast gar nicht vor, deine Hochzeit abzusagen, nicht wahr?“ Überrascht stellte sie fest, dass es sie genauso wenig berührte, wie über die Vergangenheit zu sprechen.
„Ich weiß nicht, was ich tun werde.“
„Ich glaube, dass du es sehr wohl weißt. Du bist nicht mit dem Plan hierhergekommen, mich aufzusuchen und zu reparieren, was zerstört worden ist.“
„Würdest du deinen Ehemann verlassen, wenn ich dich darum bitten würde?“
„Fang jetzt nicht so an, Darshan. Du bist derjenige, der um die halbe Welt geflogen ist, um mich aufzusuchen.“
„Ich kann dich nicht vergessen. Darum bin ich hier. Trotz allem. Trotz einer bevorstehenden Hochzeit, die meiner Familie Sicherheit verschaffen wird.“
Sorgfältig dachte sie über seine Worte nach, ehe sie antwortete. „Ich hatte viel Zeit, um über alles nachzudenken, was passiert ist. Padmini hat versucht, mich zu zerstören. Doch das, was sie getan hat, war nur dumm – auch wenn es gehässig war. Man hat mich nicht in den Armen eines anderen Mannes gefunden. Man hat mich nicht dabei erwischt, wie ich meinen Körper in Kamathipura verkaufe. Jemand hat Fotos von mir – teilweise echte, teilweise manipulierte – auf eine Website gestellt. Nur die rückständigsten Familien hätten darin einen
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